Peter Weibel, der Direktor des Zentrums für Kunst und Medien, ist tot. (Archivbild) Foto: dpa/Uli Deck

Der langjährige Leiter des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien (ZKM), Peter Weibel, ist am Mittwoch gestorben. Er war zuvor schwer erkrankt.

Der international renommierte Medienkünstler Peter Weibel ist tot. Er leitete lange Zeit das Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien (ZKM). Nun starb Weibel am Mittwoch im Alter von 78 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit, wie das ZKM am Donnerstag mitteilte. Zuvor hatten die „Badischen Neuesten Nachrichten“ darüber berichtet. Der im ukrainischen Odessa geborene Österreicher war ein bedeutender Performance- und Videokünstler. Er hinterlässt eine Lebensgefährtin.

Baden-Württembergs Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne) sagte laut Mitteilung: „Seine avancierten Ansätzen waren immer herausfordernd, denn in seinen oft brillanten Konzepten war Peter Weibel dem Heute oft voraus.“ Dieser Haltung und dem kompromisslosen Einsatz seien das weltweite Renommee, die dauernde Weiterentwicklung und Öffnung des ZKM für Themen und gesellschaftliche Fragen zu verdanken. „In diesem Sinn war er in vielen Gremien des Landes und auch mir persönlich ein wichtiger Ratgeber.“

Weibel lehrte in Wien und New York

Die Stadt verliere einen Pionier und eine herausragende Persönlichkeit, erklärte Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). „Karlsruhe bleibt weltweit als Ort des ZKM und als Unesco-Stadt der Medienkunst mit seinem Namen verbunden.“

Im Laufe seines Lebens hatte Weibel unter anderem in Wien, Kanada und New York gelehrt. Von 1989 bis 1994 leitete er das von ihm gegründete Institut für Neue Medien an der Städelschule Frankfurt am Main, war von 1993 bis 1999 Österreich-Kommissär der Biennale von Venedig und künstlerischer Leiter der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz. Für seine Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet.

„Das ZKM war ein Raumschiff mit unglaublicher Flughöhe“

Seit 1999 – fast ein Vierteljahrhundert – leitete er das ZKM und verhalf dem Haus zu internationalem Renommee und zu einer Drehscheibe digitaler Kunst. In wenigen Wochen, Ende März, hätte die Ära enden sollen. Erst vor kurzem hatte er sich noch aus diesem Anlass in seinem mit Papierbergen, Büchern, Tüten, Kartons, Fotos und Wechselschuhen besetzen Büro ablichten lassen. „Das ZKM war ein Raumschiff mit unglaublicher Flughöhe“, sagte er da mit etwas Wehmut. Die Nachfolge als ZKM-Vorstand tritt am 1. April Alistair Hudson an.

„Meine Haupteigenschaft ist die Geschwindigkeit“, hatte Weibel einmal gesagt. Und genau so sprach er auch: In halsbrecherischem Tempo ratterte er seine Ansichten zu Kunst und Welt herunter - dabei immer freundlich, präzise, voller Ideen und auf dem neuesten Stand.

Einblick in sein breites Schaffensspektrum gab 2019 eine große Retrospektive im ZKM. Die „respektive Peter Weibel“ stellte ihn anhand von rund 400 Werken als Aktions-, Video-, Sound- und Fotokünstler vor, aber auch als Theoretiker und Wissenschaftler.