Marlis G. Schill unterstützte ihren Mann Peter Schmidt bei der Arbeit an seinem zweiten Buch „Großer Ozean“. Foto: Sabrina Höbel

In seinem Buch „Großer Ozean“ erzählt Peter Schmidt aus seinem eigenen Leben und von dem anderer. Manche Einblicke sind durchaus sehr privater Natur.

Möhringen - Wenn Peter Schmidt vom Schreiben redet, fangen seine Augen an zu strahlen. „Es ist einfach faszinierend“, sagt der Möhringer Künstler. Für sein neues Werk hat er den Pinsel gegen die Computertastatur eingetauscht. „Großer Ozean“ ist der Titel seines zweiten Buches, das im März erschienen ist. Darin erzählt er vom Anfang und vom Ende des Lebens. Seine Frau Marlis G. Schill hat das Buch mit Holzschnitten optisch ergänzt.

Im gemeinsamen Atelier des Künstlerpaares mitten in Möhringen türmen sich Bilder, Materialen und Werkzeuge. Peter Schmidt arbeitet im linken Teil des Raumes. Der wurde in den letzten Monaten jedoch weniger genutzt als sonst. Schmidt war beschäftigt damit, sein Buch fertig zu bekommen, und schreibt lieber daheim. Wie die Kunstwerkstatt ist auch die Lektüre zweigeteilt. Im ersten Abschnitt erzählt Schmidt aus den anfänglichen Jahrzehnten seines Lebens, im zweiten Teil geht es um sieben Personen, die ihre besten Jahre hinter sich haben.

„Ich erzähle ja nicht alles“

Das Buch beginnt mit Schmidts Geburt, geht über Erlebnisse der in Möhringen verbrachten Jugend und endet mit Anekdoten aus dem jungen Erwachsenenalter. „Die Leute sollen sich in den Geschichten wiedererkennen“, sagt Schmidt. Deshalb geht es oft auch um ganz triviale Erlebnisse, wie das Wegwerfen eines Paars Schuhe. Dass er mit den Erzählungen jedermann einen Einblick in sein eigenes Leben gewährt, ist dem Autor bewusst: „Ein Stück weit ist das natürlich schon intim, aber ich erzähle ja nicht alles.“

Am Ende jeder Darstellung findet sich ein Holzschnitt. Schmidts Frau Marlis G. Schill hat sie erstellt. „Die Holzschnitte schließen die Geschichten ab und leiten auf die nächsten über“, sagt Schill. Die freiberufliche Künstlerin stand Schmidt zudem als strenge Kritikerin zur Seite. Immer wieder hat er ihr das Geschriebene laut vorgelesen. „Ich habe dann gesagt, wo es noch hängt“, erinnert sich Schill.

Der zweite Teil beschreibt Personen am Ende ihres Lebens

Der zweite Teil des Buches legt den Fokus nicht mehr auf den Autor selbst, sondern erzählt von Personen, die dem Ende ihres Lebens entgegenschauen. „Gelebte Leben“ heißt der Zyklus. Schmidt kennt alle Protagonisten persönlich. Seit acht Jahren ist er ehrenamtlich als Sterbebegleiter in Altenheimen und Demenzstationen engagiert. So erzählt er im Buch beispielsweise von Rudolf, einem ehemaligen Zeitungsredakteur. Im Zuge seiner Demenz erinnert er sich nicht mehr daran, wie die Zeitung, für die er jahrelang schrieb, heißt. „Er saß auf dem Sofa und hielt die Zeitung falsch herum. Das fand ich total erstaunlich“, sagt Schmidt.

Für die Recherche war viel Beobachtung und Fingerspitzengefühl nötig. Die Namen der Protagonisten hat Schmidt geändert. „Es sind auch keine Eins-zu-eins-Beschreibungen, die Personen waren mehr Vorbilder“, erklärt der Autor. Ein paar der porträtierten Menschen seien schon nicht mehr am Leben.

Das nächste Buch ist bereits in Planung

Die Geschichten sind bewusst kurz gehalten. Für die Menschenbilder hat sich der Autor zur Vorgabe gemacht, nicht mehr als eine DIN-A4-Seite pro Person zu schreiben: „Das zwingt einen dazu, auf den Punkt zu kommen“. Ein zweiter Teil von „Gelebte Leben“ sei geplant. Wann dieser erscheint, hält sich der Autor noch offen.

„Im Moment bin ich mehr am Schreiben als am Malen“, so der Möhringer. Gerade arbeitet er an einer fiktiven Geschichte. Das erfordere noch mehr Fantasie als seine bisherigen Bücher. In Gedanken sei die Geschichte schon vorhanden, sie müsse nur noch zu Papier gebracht werden. Die Pinsel im Atelier von Peter Schmidt werden wohl noch etwas länger vernachlässigt werden.