Mit Baseballmütze und Sonnenbrille: Peter Schilling hat im Scala das Ringen um Anerkennung gewonnen. Foto: factum/Granville

Peter Schilling beginnt in Ludwigsburg seine Club-Tournee. Dabei hat nicht nur der Pop-Star Spaß. Das Publikum ruft sogar „Auszieh’n!“

Ludwigsburg - Wie es scheint, hat Peter Schilling große Pläne. Am Ende seines Auftritts im Ludwigsburger Scala bedankt er sich bei seinem Publikum nicht nur hörbar bewegt für einen „zauberhaften Abend“. Peter Schilling verspricht seinen nicht ganz 500 Zuhörern auch Freikarten für die Zeit, wenn es wieder so weit ist, dass er große Säle füllt, die Schleyerhalle zum Beispiel. „Begleitet meinen Weg weiter, es wird spannend!“, ruft er, und die Zuhörer jubeln, johlen und klatschen. So wie sie das tun, scheinen sie sich nicht nur über die Aussicht auf ein Konzert zu freuen, das sie nichts kosten würde.

Das war ja die spannende Frage: Kann das klappen? Peter Schilling, der Mann, der vor 34 Jahren einen riesengroßen Hit hatte, geht wieder auf Tournee. Wer erinnert sich noch? Und wollen die, die den Sound von früher hören wollen, auch die neueren Sachen hören? Oder wartet jeder nur darauf, dass endlich „Major Tom“ einschwebt, und davor und danach ist alles mehr oder weniger motiviertes Musizieren und pflichtschuldiges Applaudieren?

Um es kurz zu machen: Ja, das kann klappen! Und das liegt nicht nur an dem überwiegend älteren Publikum, das jung war, als Peter Schilling weltberühmt war, und das nun im Scala die Gelegenheit nutzt, die verklärten Zeiten aufleben lassen. Und es liegt auch nicht nur daran, dass der Schwabe Schilling in Ludwigsburg quasi ein Heimspiel gibt. Es liegt vor allem daran, dass Peter Schilling mehr als seinen berühmten Astronauten zu bieten hat.

Selbstironie hat der 60-Jährige auch zu bieten

Zum Beispiel diese anderen, wenn auch nicht ganz so bekannten Ohrwürmer „Terra Titanic“ oder „Die Wüste lebt“. Oder „Sonne, Mond und Sterne“ oder „The different story“. Zwölf Studioalben hat Peter Schilling seit dem Durchbruch damals veröffentlicht. Dass jeder trotzdem nur an „Major Tom“ denkt, damit scheint Peter Schilling ziemlich gut leben zu können. „Jetzt singt das berühmteste One-Hit-Wonder noch einen Hit“, kündigt er an, bevor er zu „Hitze der Nacht“ (seinerzeit Platz drei in Dieter Thomas Hecks „Hitparade“) ansetzt. Oder so: „Früher haben die Leute „auszieh’n“ gerufen“, sagt er, als er sich auf der Bühne seines Jacketts entledigt – und niemand „auszieh’n“ ruft. Die Folge: Lachen – und „Auszieh’n“-Rufe. Aha, Selbstironie hat der 60-Jährige also auch zu bieten.

Peter Schilling war 26, als ihn „Major Tom“ über Nacht berühmt machte. Er war 33, als er einen Zusammenbruch hatte, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Der Ruhm, der Trubel, der Druck hatten ihn völlig aus der Bahn geworfen. Es dauerte Jahre, bis er sein altes Leben – besonders die Kindheit ohne Vater, mit einer alkoholkranken und schlagenden Mutter – aufgearbeitet hatte. „Das ist das Größte, dass ich hier stehen darf, um für euch zu spielen“, erklärt Peter Schilling den Gästen in der vertrauensseligen Scala-Atmosphäre. In seinem Lied „Ozean“ klingt das so: „Deine Seele ist ein Ozean, durchbrich das Eis mit Urvertrau’n, bis dich ein Meer der Zuversicht umschlingt.“

Das Beste kommt zum Schluss

Fast zwei Stunden singt, hüpft, tanzt und schäkert Peter Schilling auf der Bühne. In Jeans und silbernen Turnschuhen, mit Baseballmütze und Sonnenbrille (die nimmt er allerdings irgendwann ab). Er hat eine Band dabei, der das Zusammenspielen sichtlich Spaß macht, und eine akustische Gitarre, auf der er Coversongs („Mrs. Robinson“, „Country Roads“) zupft. So wie früher, als der unbekannte Pierre Schilling noch in Clubs um Anerkennung spielte. Es sind übrigens nicht nur Frauen, die sich vorne an der Bühne versammeln, mit Leuchtstäbchen wedeln und dem Sänger ihre Hände entgegenrecken.

Ach ja: „Major Tom“ ist natürlich auch eingeschwebt, ganz am Ende. War ja klar: das Beste zum Schluss. Wer weiß: vielleicht bleibt er gar nicht das Beste? Mal abwarten, wie sich die Sache mit der Schleyerhalle entwickelt.