Der 50er-Mädchenschwarm Peter Kraus hat es auch mit 71 immer noch drauf. Foto: Rothe

Mit 71 Jahren begeistert die deutsche Antwort auf Elvis 2500 Besucher des SWR-Sommerfests.  

Stuttgart - Der ewig junge Peter Kraus kann es immer noch. Bei seinem Auftritt zum Abschluss des dreitägigen SWR-Sommerfestivals begeisterte die deutsche Antwort auf Elvis am Freitagabend rund 2500 Besucher vorm Neuen Schloss. Für gut zwei Stunden schien die Zeit in den 50ern stehengeblieben zu sein.

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Treue: Diese gute alte Tugend hätte auch als Motto für das Konzert mit Peter Kraus dienen können. Treue zum Rock'n'Roll, Treue zum Hüftschwung und blitzenden Zahnpasta-Lächeln, Treue zu den alten Hits von "Hula Baby" bis "Sugar Sugar Baby". Treue zum einstigen Idol Elvis, zur handwerklich-musikalischen Eins-a-Qualität und eher belanglosen Texten wie auf seinem neuen Album "Nimm Dir Zeit".

Und so wie der 71-jährige Alt-Star, der 2006 den Echo für sein Lebenswerk erhalten hat, seiner Ehefrau seit Jahrzehnten treu ist, sind ihm auch seine Fans seit mehr als 50 Jahren treu - das Publikum auf dem bestuhlten Schlossplatz ist jedenfalls überwiegend im gesetzten Alter. Doch Songs wie "Alle Mädchen wollen küssen", "Mit 17" oder "Diana" lassen schon bald jedes Zipperlein vergessen. Der Auftritt einer siebenköpfigen Bläsersektion, auch die lockeren Sprüche des gut gelaunten Sängers, kommen prima an. Kraus' sechsköpfige Band und die extra für das Schlossplatz-Konzert engagierten Bläser der SWR-Big-Band spielen solide und strotzen vor Spielfreude.

Peter Kraus ist nicht müde zu kriegen

Und der Chef selbst ist nicht müde zu kriegen. Tosender Applaus reicht ihm noch nicht: "Meine Damen, bitte verwandeln Sie sich heute abend noch einmal in die jungen, kessen Bienen von damals", ruft er in die jubelnde Menge. Und schon kommen die ersten Damen vor zur Bühne und legen ein Tänzchen hin. Nach so einem Konzert, resümiert Kraus am Ende, wisse er, warum er nun schon seit 54 Jahren auf der Bühne stehe und weiter dort stehen werde: "Ich bin für euch da."

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Kein Wunder also, dass Kraus im Laufe des Abends ein ganzes Füllhorn aus bekannten Hits aus seinem musikalischen Geschenksack zieht. So fehlt "Tiger" ebenso wenig wie "Teddybär" oder "Wenn Teenager träumen". Dass sein Publikum die alten Schlager immer wieder hören will, nimmt er mit Humor: Schließlich gehören die knapp unter Fünfzigjährigen eher zu den "Kids" im Publikum, lässt er augenzwinkernd wissen.

Noch immer mit besonderem Schmelz

Die stärksten Momente hat das Konzert jedoch, als Peter Kraus gegen Ende die schnelleren Stücke wie "Kitty Cat" und "Rockin' all over the world" spielt - lautstark und wirkungsvoll begleitet von der immer besser in Fahrt kommenden Big Band. Dazu tänzelt er auf Zehenspitzen, lässt sich auf die Knie fallen oder die Hüften kreisen. Vor allem aber überzeugt seine Stimme: Variantenreich und immer wieder mit besonderem Schmelz. Seine deutsche Version von Queens "Little crazy thing called love" ("Ich werd' noch verrückt mit dir") übertrifft das Original zwar nicht, bleibt aber zeitlos gut.

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Alles in allem bietet das ehemalige Teenie-Idol eine familientaugliche Rundumversorgung mit ehrlichem Rock'n'Roll, Schlagern und Swing. Band, Sound, Wetter, Show: Alles stimmt - und vor allem gibt der Mann mit dem Schluckauf-Gesang trotz subtropischer Temperaturen wirklich alles. Geht in die Knie wie ein Junger, schmachtet ältere Damen an, rockt wie ein Twen, unterhält mit Charme und Witz wie ein gestandener Entertainer - und all das mit der Stimme und Figur eines Mittdreißigers.

"Erinnert Ihr euch?"

Die Schweißperlen glänzen auf seiner Brust, und lehnen sich die Besucher in den vorderen Reihen einmal allzu entspannt in den Stühlen zurück, spornt das den Tiger nur noch zusätzlich an: "Erinnert ihr euch noch an diesen Hit? Der war 1957 ganz oben bei der ,Bravo'-Hitparade."

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Klar erinnern sich die älteren Zeitgenossen unter den Besuchern noch an Songs wie "Tutti Frutti" und "Va Bene", und für einen Moment sind dann alle Alltagssorgen vergessen, jubeln die gesetzten Herrschaften wie Halbstarke und klatschen begeistert mit. Und als Peter Kraus gegen Ende noch die "Schicki Micki Maus" auspackt, sitzt kaum noch jemand. Die ewige Jugend: Zumindest für diese zwei Stunden auf dem Schlossplatz träumten alle gemeinsam diesen wunderschönen Traum.