Peter Boudgoust sieht seine Arbeit noch nicht als beendet an. Foto: dpa

Die Vorentscheidung ist gefallen: Der Südwestrundfunk behält weitere fünf Jahre seinen Chef Peter Boudgoust. Einflussversuche der Politik vor und nach der Landtagswahl haben sich damit erledigt.

Stuttgart - Alle Jahre wieder im Frühjahr lädt der Südwestrundfunk (SWR) zur sogenannten Jahrespressekonferenz ein. Der Termin ist meist eine große PR-Plattform in eigener Sache, weil die neuen Fernsehfilme und Serien, die geplanten Dokumentationen und diverse Sonderprojekte vorgestellt werden. So war es auch am Freitag. Und doch war der Termin diesmal anders. Der eine Grund: Eine wichtige Neuheit ließ man unerwähnt. Intendant Peter Boudgoust, seit 2006 Chef des zweitgrößten ARD-Senders, hat sich für eine dritte Amtszeit beworben. Boudgoust, der inzwischen auch Präsident des deutsch-französischen Kulturkanals Arte ist, hatte bereits im Herbst 2015 angekündigt, er wolle erneut kandidieren. „Wir haben vieles angepackt, einiges muss noch zur Vollendung gebracht werden. Ich bin dankbar, wenn ich mich dem weiterhin widmen kann“, hatte er damals gesagt.

Doch zuletzt kam das Thema nie mehr auf die Tagesordnung. Schon wurden Gerüchte auf den Fluren des öffentlich-rechtlichen Senders laut, es habe einen Wink aus der Landesregierung gegeben, die Vorentscheidung solle erst nach der Landtagswahl fallen. Zur Erinnerung: Vor fünf Jahren hatten Grüne und SPD wenige Tage vor der Wahl von Boudgoust den Verwaltungsratschef Ulrich Müller (CDU) aus dem Amt gedrängt und auch sonst manche Personalentscheidung in einem parteipolitisch gefärbten Licht erscheinen lassen. Kein Wunder also, dass die Spekulationen zuletzt ins Kraut schossen, Grün-Rot habe womöglich selbst einen Kandidaten für den Intendantenstuhl oder wolle dort nach der Wahl jemanden mit dem Posten versorgen, hieß es.

Einen Gegenkandidaten gibt es offenbar nicht

Dies alles hat sich nun aber erledigt. Schon nächsten Freitag wird sich der Rundfunk- und Verwaltungsrat des Senders mit der Intendantenwahl befassen, die für den 8. Juli geplant ist. Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen, und nach Informationen unserer Zeitung muss Boudgoust keine Gegenkandidaten fürchten. „Es gibt zwar einige weitere Bewerbungen, die erfüllen aber alle nicht die Anforderungskriterien der Ausschreibung“, hieß es am Freitag aus dem Sender.

Der gebürtige Mannheimer, dessen jetzige Amtszeit 2017 endet, kann sich also auf eine dritte Runde vorbereiten. Boudgoust, der einst Abteilungsleiter für Personal, Finanzen und Medien im Staatsministerium war, war dann zum damaligen Süddeutschen Rundfunk gewechselt, wo er Justiziar und Finanzdirektor wurde. Nach der Fusion mit dem Südwestfunk zum SWR war er zum Verwaltungsdirektor gekürt worden, ehe er 2006 erstmals das Amt des Intendanten übernahm.

Während diese Thematik am Freitag also unerwähnt blieb, wurden zwei andere Bereiche klar benannt. Der seit Jahren geplante, inzwischen zum multimedialen Medium umgeplante Jugendkanal soll im Oktober auf Sendung gehen.

Boudboust verteidigt Einladung von AfD und Linken

Und im lange währenden Streit um die sogenannte Elefantenrunde vor der Landtagswahl verteidigte Boudgoust die Tatsache, dass bei dem Aufeinandertreffen im SWR-Fernsehen am 10. März nun auch AfD und Linke dabei sind. „Würden wir nur die Spitzenkandidaten der im Landtag vertretenen Parteien einladen, hätte das etwas von Abschottung.“

Das Thema hatte lange für Wirbel gesorgt, nachdem die Spitzenkandidaten von Grünen und SPD zunächst nicht mit der AfD diskutieren wollten. Nachdem es unserer Zeitung gelungen war, alle sechs Spitzenkandidaten zum gemeinsamen Auftritt beim Treffpunkt Foyer unserer Zeitung vergangenen Mittwoch zu bewegen, hatten Grüne und SPD auch ihren Widerstand gegen die gemeinsame TV-Diskussion aufgegeben. Boudgoust plädierte auch künftig für eine offene Einladungspraxis. Neben den im Landtag vertretenen Parteien müssten Umfragewerte sowie die Frage berücksichtigt werden, ob eine Partei bereits in anderen Parlamenten vertreten ist. AfD und Linke einzuladen sei deshalb geboten gewesen.