Die vier Streitschlichter der Pestalozzischule auf ihrer neuen Friedenstreppe (von links): Alessandro Englisch, Denayt Melis, Maren Leidl und Jan Böhm. Foto: Holowiecki

Die Friedenstreppe an der Pestalozzischule in Stuttgart-Rohr zeigt, wie man ein konstruktives Streitgespräch führt. Die Schule ist Weltethos-Schule.

Rohr - Die orangefarbene Leuchtweste ist ein weithin sichtbares Signal. Wenn Maren Leidl (13), Denayt Melis (13), Jan Böhm (15) und Alessandro Englisch (16) auf dem Schulhof der Pestalozzischule in Rohr ihre Runden drehen, sind sie für alle Mitschüler gut erkennbar. Die vier Jugendlichen sind Streitschlichter. Kinder, die untereinander Zoff haben, den sie nicht allein lösen können, können sich an das Quartett wenden. „Es ist schön, zu sehen, wie sich Freundschaften wieder hinbiegen lassen“, findet Maren Leidl. Und Alessandro Englisch fügt hinzu: „Wir fragen, was los ist, und versuchen, eine Lösung zu finden.“

Die erste Weltethos-Schule in Stuttgart

Nun haben die vier Ehrenamtlichen ein neues Instrument. Im Interimsbau der Schule ist eine Friedenstreppe installiert worden. Die schlichten Holzstufen dienen als Visualisierung des Streitschlichterprogramms, erklärt die Lehrerin Roswitha Polzer aus dem Weltethos-Team. Die Pestalozzischule trägt nämlich seit 2015 als erste Schule in Stuttgart den Beinamen Weltethos-Schule, setzt sich also im besonderen Maße für einen friedlichen und toleranten Umgang ein. Die Stiftung Weltethos mit Sitz in Tübingen vergibt den Titel seit 2013. Derzeit dürfen sich 13 Schulen in Baden-Württemberg so nennen. Die Idee der Treppe: Kriegen sich Schüler in die Haare, erklimmen sie gemeinsam im moderierten Gespräch mit den Streitschlichtern die Stufen, die eine Begrüßung, die Problemklärung, die Lösungsfindung und schließlich eine Einigung symbolisieren. Das Ganze wird dabei protokolliert; am Ende unterschreiben die Streithähne einen Vertrag.

Streitschlichter zeigen Rollenspiele

Mehrere Klassen durften sich am Dienstagmorgen anschauen, wie die Theorie in die Praxis umgesetzt wird. Die dritten Klassen und die internationale Vorbereitungsklasse schauten sich ein Rollenspiel der Streitschlichter an. Und um zu verdeutlichen, wie wichtig das Engagement für die Schulgemeinschaft ist, übergab der kommissarische Schulleiter Peter Dünschede bei dieser Gelegenheit noch den Sozialpreis der Pestalozzischule an Alessandro Englisch, der als dienstältester Streitschlichter schon seit zwei Jahren regelmäßig in der grellen Weste patrouilliert. Der Rektor: „Solche Leute wie dich im Ehrenamt, die brauchen wir.“