Die Akten auf den Rathausschreibtischen türmen sich, doch die Personaldecke für deren Bearbeitung ist dünn. Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Zahl der Aufgaben im Filderstädter Rathaus steigt, mit der Personalgewinnung tut man sich aber schwer. Hinzu kommt: Die Krankenquote ist überdurchschnittlich hoch. Die Situation ist verfahren.

Babyboomer auf dem Absprung: In den kommenden zehn Jahren wird die Stadtverwaltung Filderstadt rein rechnerisch 30 Prozent ihres Personals verlieren. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen das Rentenalter, es gilt also, neues Personal aufzubauen. Das wird allerdings zunehmend schwierig. Dies geht aus einem Bericht hervor, der nun im Verwaltungsausschuss vorgelegt wurde.

Die Prognosen sind alles andere als rosig. Die Verwaltung wird immer älter. 2021 waren anteilig mehr als doppelt so viele im Team 60 oder älter als noch zehn Jahre zuvor. Das Haupt- und Personalamt hat das ausgewertet. 2021 gehörten demnach die meisten Angestellten in die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen. Bei den Frauen war das vor allem Personal aus der Kinderbetreuung und dem Bereich Reinigung, bei den Männern aus dem Baubetriebshof. Gleichzeitig erhöht sich die Fluktuation. „Die Leute bleiben heute keine 20 Jahre mehr auf einer Stelle“, sagte Nadine Hoss aus dem Haupt- und Personalamt. Der Trend gehe vielmehr hin zum häufigen Jobwechsel.

Die Personalkosten sind gestiegen

Mit Neueinstellungen tut man sich indes schwer. „Der Fachkräftemangel ist in allen Bereichen der Stadtverwaltung angekommen“, heißt es in dem Bericht. Von den 236 Jobs, die 2021 ausgeschrieben wurden, teils sogar mehrfach, konnten nur 187 besetzt werden. Die Krux: Im Rathaus werden stetig neue Stellen geschaffen, da die Aufgaben mehr werden, etwa bei der Kinderbetreuung. „Wir wachsen weiter“, sagte Nadine Hoss. 2021 habe es bei der Verwaltung rein rechnerisch 638,2 Vollzeitstellen gegeben, drei Jahre zuvor seien es 613,4 gewesen. Allein dadurch stiegen die Personalkosten, zumal die Verwaltung seit 2013 elf Tarifsteigerungen mitgemacht habe. Zwischen 2018 und 2021 hätten sich die Personalkosten von 36,7 auf 44,8 Millionen Euro erhöht. Dennoch: Im Landesvergleich der Kommunen seien die Personalkosten je Einwohner in Filderstadt unterhalb des Durchschnittswerts.

Was zudem auffällt, ist die hohe Filderstädter Krankenquote. Sie lag 2021 bei sieben Prozent. Durchschnittlich waren die Personen demnach rund 24,6 Tage krank. Zum Vergleich: Laut dem Statistischen Landesamt lag der Wert des Krankenstands der gesetzlichen Krankenversicherungen im Land bei etwa 4,2 Prozent. Auch die Zahl der Langzeiterkrankten, die mehr als sechs Wochen fehlen, ist 2021 bei der Verwaltung Filderstadt deutlich gestiegen, nämlich auf 72.

Agentur überarbeitet Werbestrategie zur Personalgewinnung

Und nun? Laut dem Oberbürgermeister Christoph Traub gibt es alle drei Jahre Befragungen der Mitarbeitenden, so auch in diesem Jahr wieder. Aktuell arbeite die Verwaltung mit einer Agentur zusammen, die die Werbestrategie zur Personalgewinnung grundsätzlich überarbeitet. Allerdings: In einen interkommunalen Überbietungsstreit solle das nicht ausarten, stellte er klar. Um Azubis geworben wird zudem auf unterschiedlichen Kanälen und Messen. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern, würden Ausbildungen in Teilzeit angeboten, man setze zudem intern auf eine bessere Vernetzung der jungen Leute und auf Sonderprojekte. Denn auch beim Nachwuchs gebe es in Filderstadt Luft nach oben. Bei der Stadtverwaltung ist die Ausbildung in 18 Berufen beziehungsweise dualen Studiengängen möglich. Zum 1. September 2022 hätten 29 Personen eine Ausbildung oder ein Praktikum im Zusammenhang mit einer Ausbildung begonnen, wurde im November bekannt, damit seien es in Summe 62 Azubis in unterschiedlichen Lehrjahren. Gleichzeitig habe man 20 Freiwilligendienstler gewinnen können. Allerdings: Vor Corona waren es bei der Verwaltung noch 81 Auszubildende gewesen. Das Interesse junger Leute am Verwaltungsjob sinke.

Zwei neue Stellen im Rathaus

Vorschlag
Die Stadtverwaltung Filderstadt beabsichtigt, zwei neue Stellen im Rathaus zu schaffen und möglichst zügig zu besetzen. Zum einen geht es um jemanden, der im Amt für Integration, Migration und Soziales das Thema Wohngeld bearbeitet – Personalkosten: jährlich 57 400 Euro –, außerdem soll eine Person fürs Klimaneutralitätsmanagement gefunden werden. Letztere neue Stelle ist Ausfluss der Klimaresolution, die der Gemeinderat 2022 verabschiedet hat.

Entscheidung
Beim Thema Wohngeld war sich der Verwaltungsausschuss in der jüngsten Sitzung einig und empfahl die Schaffung der Stelle einhellig. Der Gemeinderat wird am 6. Februar entscheiden. Bei der zweiten Position ging das Gremium indes ohne Beschluss auseinander. Es gab noch Informationsbedarf. Das Thema soll alsbald noch mal aufgerufen werden.