Die Arbeit häuft sich, die Mitarbeiter sind überfordert. Stadt Leinfelden-Echterdingen sucht Personal, um das Team der Ausländerbehörde zu entlasten. Foto: factum/Granville

Die Zahl ausländischer Mitbürger in Leinfelden-Echterdingen wächst und wächst. Der Andrang im Leinfelder Rathaus ist groß. Die zuständigen Mitarbeiter leisten Übermenschliches.

Leinfelden-Echterdingen - Die Situation hatte sich über den Sommer zugespitzt: Mitarbeiter der städtischen Ausländerbehörde haben ihrem Arbeitgeber mitgeteilt, dass sie nicht mehr garantieren können, ihre Arbeit ordentlich zu leisten. Sie haben Überlastungsanzeigen abgegeben. In der Behörde herrscht Land unter. Es gibt zu viel Arbeit für die dort arbeitenden Menschen. Vier volle Stellen sind für diese Tätigkeit im Stellenplan der Stadt derzeit ausgewiesen, aufgestockt durch eine 80-Prozent-Stelle aus einem anderen Gebiet.

Dennoch kommen die sechs Frauen, die in der Behörde derzeit arbeiten nicht mehr hinterher. Sie arbeiten am Limit und darüber hinaus. „Das Team hat Übermenschliches geleistet“, fasst Gerd Maier, der zuständige Amtsleiter zusammen. Manche Kollegin habe bis zu 100 Überstunden angehäuft, sagt er. Die Folge: „Wir haben Probleme, Mitarbeiter zu halten.“ Sechs Angestellte haben seit 2016 die Behörde wieder verlassen. Zur hohen Fluktuation kommt ein hoher Krankenstand. Damit das Team dazu kommt, vorliegende Fälle zu bearbeiten, wurden die Öffnungszeiten eingeschränkt, das Amt hat Donnerstagsnachmittag für die Öffentlichkeit geschlossen.

Firmen leihen sich Mitarbeiter aus dem Ausland

Die hohe Arbeitsbelastung hat mehrere Gründe: Die Zahl der ausländischen Mitbürger in L.-E. ist um 20 Prozent angestiegen. 2014 lag diese Zahl noch bei 6421, Ende August dieses Jahres bei 7682. Dadurch suchen auch immer mehr Menschen die Amtsstuben auf. Der Andrang im Leinfelder Rathaus sei teilweise so hoch, dass die Wartenden auf den Treppen sitzen müssen, weiß Gerold Henzler, der städtische Personalleiter zu berichten.

Die gestiegene Zahl liegt laut Maier nicht nur am Zuzug von Flüchtlingen. Auch die vielen in L.-E. beheimateten und weltweit agierenden Unternehmen bescheren der Behörde Mehrarbeit. So werden Mitarbeiter aus dem Ausland – als Spezialisten auf ihrem Gebiet – nach Leinfelden-Echterdingen ausgeliehen. Es werden immer mehr Visa zur Arbeitsaufnahme beantragt.

Zu viele und auch neue Aufgaben

Seit zwei Jahren ändern sich auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit in der Ausländerbehörde ständig: das Aufenthaltsgesetz, das Asylgesetz und die Beschäftigungsordnung. Hinzu kommt: Aufgaben, die zuvor woanders angesiedelt waren, liegen seit Kurzem in der Verantwortung der Ausländerbehörden. „Das Land und der Bund entlasten sich auf dem Rücken der Kommunen“, beklagt Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell. So muss die Ausländerbehörde bei Flüchtlingen, die am Flughafen gestrandet sind und in L.-E. Asyl beantragen, überprüfen, ob diese bereits andernorts registriert worden sind. Für die Identifikation der Zuwanderer ist es notwendig, die Abdrücke sämtlicher Finger zu scannen. „Darüber bin ich natürlich nicht besonders glücklich“, sagt Maier. „Denn wir sind nicht die Polizei.“

Für Entlastung der Behörde hat nun die Kommunalpolitik gesorgt. Der zuständige Gemeinderatsausschuss hat drei zusätzliche Stellen bewilligt, so dass die Ausländerbehörde fortan über sieben Vollzeit-Stellen verfügt. Das Team wird damit nahezu verdoppelt. Maier wertet dies als „ein sehr positives Signal“. Nun aber bleibt die Herausforderung, qualifiziertes Personal für die laut Henzler „anspruchsvolle und verantwortungsvolle“ Tätigkeit zu finden. Gesucht werden Verwaltungskräfte mit sehr guten Rechtskenntnissen.