Das Altenheim Haus Eichholz ist von der Schließung nicht betroffen. Foto: /Stefanie Schlecht

Mehr als sechs Jahre lang betreute der ambulante Pflegedienst Charlottenschwestern rund 50 ältere Menschen in Sindelfingen und Umgebung. Ende März schließt die Einrichtung. Wie geht es für die Betroffenen weiter?

Die meisten älteren Menschen wollen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und nicht in ein Seniorenheim ziehen. Auch wenn sie pflegebedürftig sind. Ambulante Pflegedienste machen dies möglich. Doch immer mehr dieser Einrichtungen kämpfen mit Personalmangel und finanziellen Verlusten.

 

Viele sehen letztlich keine andere Möglichkeit als den Betrieb einzustellen. So wie nun der ambulante Pflegedienst Charlottenschwestern in Sindelfingen. Das Angebot endet zum 31. März. Von der Schließung betroffen sind rund 50 pflegebedürftige Menschen und fünf Mitarbeitende.

Das Angebot gab es nur wenige Jahre

Erst im Oktober 2018 hatte die Württembergische Schwesternschaft vom Roten Kreuz mit den Charlottenschwestern in Sindelfingen ihren ersten eigenen ambulanten Pflegedienst gestartet. Ein Jahr später wurde ein zweiter Standort im Stuttgart Norden eröffnet. Das Alten- und Pflegeheim Haus Eichholzgärten in Sindelfingen, das die Württembergische Schwesternschaft vom Roten Kreuz betreibt und in dessen Gebäude der Pflegedienst Charlottenschwestern seinen Sitz hatte, ist von der Schließung nicht betroffen. Insgesamt verfügt das Haus über 96 stationäre Bewohnerplätze sowie Kurzzeitpflegeplätze.

Personalmangel zwingt zur Schließung: ein schwerer Schritt

„Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen und wurde nach sorgfältiger Abwägung getroffen“, wird Oberin Anne-Katrin Gerhardts, Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz in einer Pressemitteilung zitiert. Als Hauptgrund für die Rückgabe des Versorgungsvertrages nennen die Verantwortlichen die allgemein schwierige personelle Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Um die Versorgung der Klientinnen und Klienten weiterhin sicherzustellen, seien bereits Gespräche mit umliegenden Pflegediensten geführt worden, heißt es vonseiten der Württembergischen Schwesternschaft. Einige betroffene Klienten hätten bereits ein alternatives Versorgungs- und Betreuungsangebote für sich gefunden. Auch die Mitarbeitenden des Pflegedienstes würden Unterstützung bei der Suche nach neuen Tätigkeitsfeldern erhalten, um einen nahtlosen, beruflichen Anschluss zu ermöglichen, heißt es in einem Schreiben der Verantwortlichen.

Rund 1500 Mitglieder gehören der Württembergischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz (WSSRK) an, die ihren Hauptsitz in Stuttgart hat, jedoch seit Beginn der 1920er- Jahre als Träger des Hauses Eichholzgärten fest in Sindelfingen verwurzelt ist. Das Haus wurde 2015 eröffnet und löste das frühere Gebäude in der Wolfstraße ab. Mit über 80 Kooperationspartnern in Stuttgart und der Region verbindet die Württembergische Schwesternschaft eine teils jahrzehntelange, enge Zusammenarbeit. Zu den Partnern der Rotkreuzschwesternschaft zählt auch der Klinikverbund Südwest und das Klinikum Stuttgart.

Pflegedienste in der Krise: Alarmierende Schließungszahlen

Die Schließung des ambulanten Pflegedienstes ist kein Einzelfall. Vielen Anbietern ambulanter Pflege steht das Wasser bis zum Hals. 2023 hatten laut dem Sozialverband VdK 374 Pflegedienste in Deutschland schließen müssen. Rund 20 000 Pflegebedürftige waren davon betroffen. Mehrheitlich waren Pflegedienste privater Träger von Schließungen betroffen.

Steigende gesetzliche Anforderungen, steigende Kosten, fehlende Nachfolgeregelungen sind unter anderem Gründe, warum Pflegeeinrichtungen trotz eines allgemein hohen und stetig wachsendem Pflegebedarfs in der Bevölkerung schließen müssen.