Die Bundesregierung sucht – auch mit untauglichen Vorschlägen – nach Wegen, den erheblichen Mangel an qualifizierten Pflegekräften zu beheben. Foto: dpa

Die vom Pflegebevollmachtigten der Bundesregierung vorgeschlagenen Rückkehrprämien für Berufsaussteiger sind ein ungewollt zynisches Instrument, kommentiert Norbert Wallet.

Berlin - Dass sich die Politik darüber Gedanken macht, wie der Mangel an Pflegepersonal behoben werden kann, ist ja gut. Wie das geschieht, ist aber beunruhigend. Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung hat in einem bemerkenswerten Alleingang angeregt, abgewanderte Fachkräfte mit einer Prämie, gedacht sind an 5000 Euro, zurückzulocken.

Das ist bestenfalls gut gemeint. Nicht nur, weil der Vorschlag die Gefühlslage derjenigen übergeht, die trotz psychischer und körperlicher Belastung und trotz schlechter Bezahlung in ihrem Beruf ausgehalten haben. Sie müssen die Belohnung für Rückkehrer als doppelte Bestrafung ansehen. Vor allem steckt in der Idee ein ungewollter Zynismus. Wer meint, das einmalige Winken mit einem großen Geldschein könnte die zurückholen, die es in ihrem Arbeitsalltag nicht länger ausgehalten haben, verkennt völlig die Motivationslage derer, die gegangen sind. In der Altenpflege zu arbeiten, ist mit Zeitdruck, menschlichen Extremsituationen und physischen Anstrengungen verbunden. Für die Rückkehrer hätte sich die belastende Situation nicht gewandelt. Daran ändert der Einmal-Effekt einer Prämie nichts. Dauerhaft bessere Bezahlung, weniger Zeitdruck und mehr Raum für menschliche Zuwendung dagegen schon. Von diesen strukturellen Verbesserungen ist aber nicht die Rede.