Einst wurde wegen Plagiatsverdacht gegen ihn ermittelt – jetzt könnte der CDU-Politiker Matthias Pröfrock eine Schlüsselstelle im Innenministerium bekommen. Foto: dpa

Die Parteibasis wollte ihn nicht mehr als Landtagskandidat – jetzt könnte der Ex-CDU-Abgeordnete aus Waiblingen, Matthias Pröfrock, dennoch zum Leiter der Zentralstelle im Innenministerium von CDU-Chef Thomas Strobl aufsteigen.

Stuttgart - Im Innenministerium des Landes ist jetzt der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl am Drücker, und auf dem von ihm angeworfenen Personalkarussell in der Behörde könnte der eine oder andere Parteifreund befördert werden. Vorneweg der frühere Landtagsabgeordnete Matthias Pröfrock. Der Jurist, der gerade seinen 39. Geburtstag feiern konnte, soll neuer Leiter der Zentralstelle im Innenministerium werden.

Viele Mitarbeiter des Ministeriums halten ihn schon dafür, sogar die Pressestelle des Ministeriums, denn nach dem Ministerwechsel am 12. Mai ist Pröfrock von Strobl eilends ins Haus beordert worden. Er soll schon mal nach dem Rechten sehen, weil Strobl häufig noch in Berlin zu tun hat. Nach Informationen dieser Zeitung ist Pröfrock aber noch nicht als Zentralstellenleiter bestellt.

Völlig überraschend kommt sein Einzug ins Innenministerium zwar nicht, da seine Zeit als Abgeordneter vorbei ist, für die sein früheres Beamtenverhältnis ruhte. Vor der Abgeordnetentätigkeit hatte er bereits im Haus gearbeitet, sogar in der Zentralstelle. Allerdings war er damals nicht der Leiter dieser wichtigen Einheit.

Die Berufung Pröfrocks wird als CDU-Versorgungsfall betrachtet

Dass er nicht nur faktisch, sondern auch formal an die Spitze rückt, soll nur eine Frage der Zeit und abschließender Verhandlungen mit der Ministeriumsspitze sein, zu der neben Strobl schon bald der designierte Ministerialdirektor Julian Würtenberger, früherer Regierungspräsident in Freiburg, gehören soll. Im Ministerium wird die Berufung Pröfrocks von manchen Mitarbeitern, auch von Führungskräften, allerdings als CDU-Versorgungsfall betrachtet. Nicht als einziger, denn nach dem Schrumpfen der CDU-Landtagsfraktion wird damit gerechnet, dass bisherige Fraktionsmitarbeiter eine neue Verwendung in CDU-geführten Ministerien finden müssen. Nach dem Auslaufen seines Landtagsmandates sei auch für Pröfrock nach einer neuen attraktiven Verwendung gesucht worden, glaubt man im Ministerium. Bis vor kurzem hatte er den Wahlkreis Waiblingen im Landtag vertreten. In der neuen Legislaturperiode ist er aber außen vor. Anfang 2015 war er von der Parteibasis nicht mehr zum Kandidaten gekürt worden. Er war parteiintern dem Mitbewerber Siegfried Lorek aus Winnenden unterlegen.

Die Bestellung Pröfrocks als Nachfolger des Polizeibeamten Thomas Berger gilt manchen Beobachtern im Haus indes nicht nur als „Versorgungspersonalie“, sondern im Ministerium gibt es auch Zweifel an seiner fachlichen und persönlichen Eignung. Das rührt daher, dass dem Juristen von der Universität Tübingen im Sommer 2011 der Doktorgrad genommen worden ist und ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Tübingen nur wegen Zahlung von 4000 Euro eingestellt wurde. Die Ursache für die Entscheidung des Promotionsausschusses der Universität war, dass in die Dissertation in nicht unerheblichem Maße fremde Texte übernommen worden sein sollen, ohne dass es kenntlich gemacht wurde. Der Autor kann allerdings behaupten, dass dies nicht absichtlich geschehen ist, sondern nur mangels Sorgfalt.

Zweifel an Pröfrocks fachlicher und persönlicher Eignung

Manche im Ministerium halten die Personalentscheidung deswegen trotzdem für fragwürdig. Als einfacher Referent im Innenministerium habe sich Pröfrock vor seiner Abgeordnetenzeit außerdem nicht als Netzwerker profiliert, sagte ein Mitarbeiter des Hauses dieser Zeitung. Die Juristen und hochgestellten Polizeibeamten, mit denen Pröfrock es im Ministerium auf Schritt und Tritt zu tun hat, beobachten ihn also mit Argusaugen.

Die fachlichen Anforderungen sind unzweifelhaft auch groß. Der Leiter der Zentralstelle gilt gemeinhin als die Person, bei der viele Fäden im Ministerium zusammenlaufen. „So gut wie alles läuft über die Zentralstelle“, heißt es im Haus. Nach dem Minister, dem Ministerialdirektor und vielleicht noch dem Leiter der Pressestelle gilt der Zentralstellenleiter als die wichtigste Schlüsselfigur und als Bindeglied zwischen der politischen Ebene und den Fachabteilungen. Auf der Internetseite des Ministeriums heißt es dazu wörtlich, die Zentralstelle stimme die Zusammenarbeit mit dem Landtag, seinen Fraktionen und mit anderen Ministerien des Landes ab. Sie koordiniere die Abteilungen im eigenen Haus, nehme eine Reihe von zentralen Aufgaben wahr wie Vertretung im Bundesrat oder Vorbereitung und Begleitung der Innenministerkonferenz. Ferner halte sie über die Vertretungen des Landes in Berlin und Brüssel Kontakt zum Bund zur Europäischen Union.