Die bisherige Familienministerin Katarina Barley bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit Mitglied der Bundesregierung. Ihr Name wird auch im Zusammenhang mit dem Auswärtigen Amt genannt. Foto: AP

Nach dem Ja der Parteibasis zur großen Koalition steht die SPD-Parteiführung nun vor der schwierigen Aufgabe, Ministerinnen und Minister für das Kabinett zu benennen.

Berlin - Nach dem Mitgliedervotum folgt bei der SPD nun die Kür der sechs Ministerinnen und Minister. Die designierte Parteichefin Andrea Nahles, die auch Fraktionsvorsitzende bleiben wird, will die sozialdemokratische Riege für das neue Kabinett „bald“ bekannt geben. In diesen Tagen werde es dazu Beratungen geben, kündigte sie an. Der kommissarische SPD-Chef Olaf Scholz sagte, die Parteiführung werde sich für die Personalvorschläge „in dieser Woche die Zeit nehmen, die wir brauchen“. Er bekräftigte, dass drei der sechs SPD-Ministerposten an Frauen gehen werden.

Außenministerium

Vor allem die Besetzung des Außenministerpostens ist knifflig. Amtsinhaber Sigmar Gabriel würde ihn gern behalten, in Wirtschaft und Gesellschaft formiert sich ein illustrer Unterstützerkreis des Amtsinhabers. Dumm nur, dass Gabriel mit Nahles über Kreuz liegt und mit einem eruptiven, gegen Ex-SPD-Chef Martin Schulz und Nahles gerichteten „Wut-Interview“ angeblich endgültig seine Chancen verspielt hat. Mit Schulz und Gabriel haben sich die beiden einzigen SPD-Großkaliber der Außenpolitik gegenseitig weggemobbt. Im Gespräch sind nun Familienministerin Katarina Barley (49) und Justizminister Heiko Maas (51).

Auch der Name Achim Post (58) fällt, weil der Vizefraktionschef sich in internationalen Angelegenheiten auskennt, vor allem durch seine jahrelange Arbeit als Geschäftsführer der SPD im Europaparlament. Aber Führungserfahrung in einem Ministerium hat Post nicht. Intern wird in der SPD deshalb eingeräumt, dass all diese Alternativen im Vergleich zu Gabriel in die Kategorie „Leichtgewicht“ fallen.

Finanzministerium

Auch wenn es nie bestätigt wurde: ins Kassenhaus der Bundesregierung, neben dem Kanzleramt die wichtigste Schaltzentrale der Macht, wird als Finanzminister wohl Olaf Scholz einziehen, bisher Hamburger Erster Bürgermeister. Damit verbunden wäre wohl der Job des Vizekanzlers. Auch als Kandidaten für den Bereich Arbeit und Soziales werden Barley und Maas genannt. Kenntnisreicher wäre der Niedersachse Hubertus Heil (45), der bereits seit Längerem als ministrabel gilt.

Ministerium für Arbeit und Soziales

Justizministerium

Heiko Maas wäre als Platzhirsch natürlicher Anwärter auf das Justizministerium. Sollte für ihn anderweitig Verwendung gefunden werden, kommt die Berliner Bundestagsabgeordnete und Innenpolitikerin Eva Högl (49) ins Spiel, die über entsprechende Fachkompetenz verfügt. Damit käme man auch der angekündigten Frauenquote näher. Favoritin für das um den Bausektor erleichterte Umweltressort ist die Amtsinhaberin Barbara Hendricks. Ein Signal für Erneuerung wäre die 65-Jährige aber nicht. Gehandelt wird deshalb auch der 49-jährige Abgeordnete Matthias Miersch, der zur Parteilinken zählt.

Umweltministerium

Familienministerium

Sollte Barley wechseln, gilt Christina Kampmann (37) als Geheimtipp für das Familienministerium. Sie war unter Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen von 2015 bis 2017 schon einmal Familienministerin.

Ein Posten für Ost-Deutschland?

In all diesen Varianten ist die Rechnung allerdings noch nicht mit dem Osten Deutschlands gemacht. Um die fünf nicht mehr ganz so neuen Länder auch im Kabinett zu repräsentieren, kämen, so ist zu hören, Sachsens Landeschef Martin Dulig (44) oder dessen Generalsekretärin Daniela Kolbe (38) infrage.