Er übt die Hausmacht aus: der Hausmeister Foto: FACTUM-WEISE

Für die einen ist er eine Schlüsselfigur, für die anderen gehört er zur Spezies der Wachhunde: Ludwigsburg hat ein Hausmeisterproblem.

Ludwigsburg - Andere Städte haben Geldprobleme, Ludwigsburg hat ein Hausmeisterproblem. Nun werden einige denken, wer hat das nicht? Denn natürlich hat jeder irgendeine Geschichte zu erzählen, in der einem Hausmeister eine wie auch immer geartete tragende Rolle zukommt.

Zu den gängigsten gehören sicher die von dem Mann, der einen zappeln lässt, wenn mal wieder die Heizung im Mietshaus ausgefallen ist. Und der einem, wenn er dann endlich doch mal vorbei schlurft, auch noch Vorwürfe dafür macht, dass er wegen so einer Lappalie seine warme Stube verlassen musste. Im Übrigen könne er die blöde Heizung sowieso nicht reparieren.

Garantiert mythologiefrei

Und dann gibt es noch den vor allem aus Schulen vertrauten Typen, der in Turnhallen und auf langen Korridoren Angst und Schrecken verbreitet, weil er glaubt, dass ihn sein Amt zur Willkürherrschaft berechtigt. Der Hausmeister als Hausmonster.

Nicht unterschlagen werden soll auch der Gegenentwurf: Der gute Geist, der einfach für alles ein glückliches Händchen und für Schüler oder Hausbewohner stets ein freundliches Wort auf den Lippen hat. Doch seien wir ehrlich: Ob Engel oder Sadist, beide Spielarten sind nur das Resultat von mythischer Überhöhung und gehören selbstverständlich ins Reich der Fiktion.

Um nicht in diese Fiktionsfalle zu tappen, hat die Ludwigsburger Stadtverwaltung, die an Schulen und in der Karlskaserne weitere Hausmeister einstellen möchte, ein möglichst nüchternes Berufsbild gezeichnet. Garantiert mythologiefrei.

Demnach handelt es sich bei einem Hausmeister um jemand, der morgens Türen auf- und sie abends wieder abschließt. Dazwischen dreht er öfter mal ein paar Runden im Haus und ruft einen Handwerker herbei, wenn es zum Beispiel einen Kurzschluss gab, eine Wasserleitung undicht oder – siehe oben! – die Heizung defekt ist. Also alles kein Hexenwerk. So jemand sollte sich doch leicht finden lassen.

Doch weit gefehlt, die Verwaltung hat mal wieder die Rechnung ohne die Stadträte gemacht. Die haben nämlich ganz eigene Vorstellungen davon, was ein Hausbesorger tun sollte und was nicht. Und überhaupt: Sollte so jemand nicht verheiratet sein? Das wäre doch sehr praktisch, finden die Freien Wähler. Dann könnte sich das Ehepaar in einem Schichtdienst abwechseln. Tagsüber kann genauso gut die Frau auf Kontrollrunde gehen, wenn’s dunkel wird, muss eben der Mann losziehen. Das Beste daran: die Stadt müsste zwar das eine Gehalt ein bisschen aufstocken, aber natürlich keine weitere Vollzeitstelle bezahlen. Das wäre doch einfach prima.

Rolle rückwärts

Nein, wäre es nicht, widerspricht die CDU. Diese ganze Denke sei grundverkehrt, die reinste Rolle rückwärts. Denn es gelte grundsätzlich, dass die Stadt für die problematischen Tageszeiten Schließdienste beauftrage. Warum also nicht auch in der Karlskaserne? Statt mehr Hausmeister also mehr Wachpersonal, bitte sehr!

Alles schön und gut, meint dazu die Verwaltung. Prinzipiell werde ja auch so verfahren, aber es gebe eben auch Ausnahmen. So hätten sich zum Beispiel in der Karlskaserne die Strukturen geändert. Seit ein, zwei Jahren gebe es dort viel mehr Abendveranstaltungen – und viel mehr dunkle Gestalten, die sich unbefugt auf dem Gelände herumtrieben. Da müsse eine Person vor Ort sein, die nicht nur mit den Schlüsseln klimpere, sondern die sich mit dem Haus identifiziere. Jemand, der auch einmal mit seiner ganzen Autorität dastehen und Unbotmäßige in die Schranken weisen könne.

Hoppla! Davon war aber in der Stellenbeschreibung nichts zu lesen. Und außerdem: Werden hier nicht Talente eingefordert, die der übliche Tarifvertrag gar nicht abdeckt? Autorität? Identifikation? Der Hausmeister als Hausgewaltiger? Ist das die Rückkehr des alten Mythos? Und wird dabei am Ende eher der Engelstyp zum Zug kommen oder doch wieder nur der Sadist?

Demnächst wollen die Räte erneut darüber diskutieren. Wir schlagen vor, das Bewerbungsverfahren um eine Gesinnungsprüfung zu ergänzen. Außerdem sollten die Kandidaten statt einen Trau- wohl besser einen Waffenschein mitbringen.