Bereit für die Zukunft? Chloë Grace Moretz als Flynne Fisher in „Peripherie“ Foto: Prime Video/Sophie Mutevelian

Chloë Grace Moretz und Jack Reynor spielen in der Sci-Fi-Serie „Peripherie“ (Amazon Prime) Geschwister. Im Interview verraten sie, was sie von William Gibson und „Westworld“ halten und warum sie beim Videospielen nie gegeneinander antreten.

So geht Science-Fiction für Fortgeschrittene: In der spektakulären Serie „Peripherie“ haben sich die „Westworld“-Macher Lisa Joy und Jonathan Nolan ein Buch von William Gibson vorgenommen, der 1984 mit dem Roman „Neuromancer“ das Cyperpunk-Genre erfand. Chloë Grace Moretz und Jack Reynor spielen in der Serie, die jetzt bei Amazon Prime gestartet ist, Geschwister, die in der nahen Zukunft glauben, ein Videospiel zu testen, tatsächlich aber in die Zukunft reisen. Wir haben die beiden zum Zoom-Interview getroffen.

Ms. Moretz, Mr. Reynor, wie gut kannten Sie die William Gibsons Bücher, bevor Sie sich an dem Projekt beteiligt haben?

Moretz Ich habe Gibsons Roman „Neuromancer“ über einen meiner Brüder kennengelernt, der ein großer Science-Fiction- und William-Gibson-Fan ist. Deshalb wusste ich, wie wegweisend seine Arbeit für das Science-Fiction-Universum, wie wir es kennen, ist. Bevor ich mich dann das erste Mal mit Lisa und Jona traf, habe ich den Roman „Peripherie“ gelesen und mich in diese Geschichte verliebt. Ich habe den Eindruck, wenn es jemals etwas gab, das unbedingt verfilmt werden muss und das perfekt für acht Stunden Fernsehen ist, dann ist es dieses Buch.

Was ist an dem Stoff so ungewöhnlich?

Reynor Zum einen ist es absolut außergewöhnlich, wie „Peripherie“ das Thema Zeitreisen interpretiert. Gibsons Idee ist ja, dass, wenn es jemals tatsächlich möglich sein sollte, durch die Zeit zu reisen, es wahrscheinlich nicht dadurch geschieht, dass man mit seinem physischen Körper durch Raum und Zeit bewegt, sondern durch die Übertragung von Informationen, durch eine Art Up- und Download. Das ist schon eine echt coole Idee. Was außerdem sehr wichtig ist, dass im Zentrum der Geschichte die innige Beziehung zwischen den beiden Geschwistern Flynne und Burton steht. Während andere Science-Fiction oft kalt und irgendwie steril wirken, hat ,„Peripherie“ ein Herz. Ich glaube, dieses Geschwisterpaar wird das Publikum mindestens genau fesseln wie die komplexe, spektakuläre fiktionale Welt, in die wir es entführen.

Was verbindet Sie mit den Charakteren, die Sie spielen? Haben Sie Gemeinsamkeiten entdeckt?

Moretz Aber unbedingt. Das klingt zwar vielleicht zunächst ein bisschen banal, aber es macht viel aus: Ich bin wie Flynne ein Gamer. Wie sie verstehe ich Videospiele als eine wunderbare Möglichkeit, für einige Zeit der Realität zu entkommen, mich auszuklinken, mich in eine ganz andere Welt einzuloggen, und dadurch auch die Wirklichkeit selbst mit anderen Augen und aus einer neuen Perspektive zu betrachten und zu lernen, einige meiner Ansichten über das Leben zu hinterfragen. Es fiel mir leicht, mich in Flynne hineinzuversetzen, weil auch sie gerne in diese anderen Welten eintaucht und bereit ist, alles, was sie kennt, neu zu bewerten.

Die Serie „Peripherie“ stammt von Jonathan Nolan und Lisa Joy, die sich auch die großartige Science-Fiction-Serie „Westworld“ ausgedacht haben. Was, würden Sie sagen, haben „Westworld“ und „Peripherie“ gemeinsam?

Reynor Wir haben beide „Westworld“ gesehen, und die Serie hat uns sehr gut gefallen. Wir sind beide große Fans von Jona und Lisa. Und dass wir jetzt überhaupt bei „Peripherie“ mitmachen, liegt selbstverständlich auch daran, dass die beiden hinter diesem gewagten William-Gibson-Projekt stecken. Natürlich ist „Westworld“ eine sensationelle Serie, aber sie unterscheidet sich dann doch auch deutlich von unserem Projekt. Das hat viel mit dieser hochemotionalen Beziehung zwischen Flynne und Burton zu tun, von der ich vorhin schon gesprochen habe. Aber dann gibt es zum Beispiel auch diese wunderschöne Inszenierung des Londons der Zukunft. „Peripherie“ hat eine ganz andere Ästhetik als „Westworld“, erzählt eine ganz andere aufregende Geschichte.

Sie haben vorhin schon davon erzählt, wie man durch Videospiele lernt, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Wer aber gewinnt meistens, wenn Sie gegeneinander spielen?

Moretz Oh, wir treten niemals gegeneinander an. Wir spielen immer im selben Team.

Reynor Ja, das ist sehr wichtig. So was stärkt die Freundschaft.

Moretz Genau. Für uns beide gilt: Wenn wir spielen, wollen wir auch gewinnen. Wir sind ehrgeizig und ziemlich schlechte Verlierer. Gegeneinander anzutreten wäre deshalb keine gute Idee. Das könnte böse enden.

„Peripherie“: die Stars und die Serie

Chloë Grace Moretz
 Die 25-Jährige US-Schauspielerin hatte ihre ersten großen Rollen bereits als Achtjährige. Als 13-Jährige wurde sie in der Comicverfilmung „Kick-Ass“ (2010) berühmt. Seither stand sie zum Beispiel für Martin Scorsese („Hugo“), Tim Burton („Dark Shadows“) oder Neil Jordan („Greta“) vor der Kamera.

Jack Reynor
 Der 30-jährige Schauspieler wurde in den USA geboren, wuchs aber in Irland auf. Er spielte etwa Hauptrollen im Musikfilm „Sing Street“ oder dem Horrorfilm „Midsommar“.

Peripherie
 Die Serie von Lisa Joy und Jonathan Nolan („Westworld“) ist eine Adaption des Romans „The Peripheral“ (2014) von William Gibson. Die erste Episode ist bereits bei Amazon Prime Video verfügbar. Weitere Episoden erscheinen wöchentlich.