Das Künstlerhaus erinnert an die wilden Siebzigerjahre. Foto: Konzil/Künstlerhaus

Die Königstraße als Hochsicherheitstrakt und ein Blumenmeer in Bad Cannstatt: Performance-Künstler machen Stuttgart in den nächsten Tagen unsicher.

Stuttgart - Die Performance hat keinen guten Ruf. Wenn man derzeit in die Kunsthalle Tübingen geht, stellt man allerdings schnell fest, wie grandios und intensiv diese zu Unrecht unterschätzte Kunstform ist. Die Live-Aktionen von Marina Abramovic, deren Arbeiten in Tübingen vorgestellt werden, packen das Publikum stärker als jeder Thriller. Als die Performance in den Siebzigerjahren ihre Blüte erlebte, war Stuttgart an dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt. Vor genau vierzig Jahren veranstaltete das Künstlerhaus Stuttgart das Projekt „Konzil“.

Cannstatt wird aufgehübscht

An diesen historischen Moment will das Künstlerhaus nun erinnern – mit einer Neuauflage von „Konzil“. So wird von dieser Woche an eine Ausstellung mit Archivmaterial gezeigt und begleitend ein zweiwöchiges Programm mit Performances und täglichen Gesprächen veranstaltet. Die Orte für die Performances sind spannend, sie werden auf der Sternwarte, im Rosensteingarten oder auch am Neckar durchgeführt.

Die Künstlerin Justyna Koeke wird „Stadtaufhübschungsmaßnahmen“ vornehmen, am 8. September um 15 Uhr am Schiffmann-Trinkbrunnen in Bad Cannstatt, und gemeinsam mit dem Publikum Plastikmüll umfunktionieren – zu Blumenvasen. Fotos der mitten in der City blühenden Landschaft dürfen gemacht werden.

Nach den Aktionen wird gegessen

Matthias Megyeris Thema ist das Bedürfnis nach Sicherheit, deshalb werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma die Königstraße rund um den „Pusteblume-Brunnen“ in eine Art Hochsicherheitstrakt verwandeln (9. September, 14 bis 17 Uhr). Im Anschluss an die Aktionen treffen sich die Künstler, Interessierte und geladene Gäste jeden Abend von 18 Uhr an zum Austausch beim Essen.

Auch das ist letztlich im Geist der Performance, die den Kunstbegriff breiter fasst und nicht nur auf das beschränkt, was aus Material gefertigt ist und sich verkaufen lässt, sondern auch Handlungen, Austausch und Ideentransfer einbezieht. Entstanden ist die Performance in den 1960er Jahren als Reaktion auf den kommerzialisierten Kunstbetrieb.

Das Projekt „Permanente Performance – 40 Jahre Konzil“ dauert bis Sonntag, 12. September.