Tag eins bei Géraldine Kuhn, rechts neben ihr im Kreis der Kandidaten sitzt Nicolai Stickel. Foto: RTL/ ITV Studios Germany

Zwei Kandidaten der Stuttgarter-Runde der Kochsendung „Das perfekte Dinner“ sind auf eher ungewöhnlichen Wegen zu der Kochsendung gekommen.

Stuttgart - Am Montag geht „Das perfekte Dinner“ in seine 17. Stuttgart-Runde. Da könnte man meinen, die Kandidatinnen und Kandidaten der Kochsendung bei „Vox“ sind abgebrühte Profis. Schließlich weiß man ja, worauf man sich einlässt. Dass es ganz anders kommen kann, davon erzählen zwei TV-Novizen.

„Ich schwöre, ich wusste von gar nichts“, sagt Géraldine Kuhn, die in Sindelfingen lebt und arbeitet. Beworben hat sie sich nie bei dem Kochwettbewerb, bei dem seit fast genau 16 Jahren jeweils fünf Hobbyköchinnen und -köche aus einer Stadt gegeneinander antreten, um den Besten unter ihnen zu finden. Das hat vielmehr ihr Mann übernommen, heimlich. „Er ist wohl so begeistert von meinen Kochkünsten, dass er dachte, ich sollte da unbedingt mitmachen“, spekuliert die gebürtige Französin. Die Zusage aus Köln kam drei Wochen vor den Dreharbeiten, die Anfang Dezember stattfanden.

Zwei Tage Bedenkzeit

Vergeblich versuchte der Vater, die Tochter vorzuschieben, um der Mutter die Nachricht zu überbringen. „Das Ganze war ihm dann selbst arg“, erzählt die 50-Jährige, die eine Teilnahme anfangs kategorisch ablehnte: „Es ist ein Riesenunterschied, ob man für die Familie oder Freunde kocht, oder ob das quasi viral geht.“ Ihre beiden Mädels dagegen waren völlig begeistert, sie selbst erbat sich zwei Tage Bedenkzeit übers Wochenende und sagte dem Sender dann schließlich doch zu: „Da hat man in der Pandemie wenigstens etwas Abwechslung.“

Wie viel Abwechslung, das sollte der Controllerin bei einem Automobilhersteller erst während der einwöchigen Dreharbeiten klar werden, die neben ihrem Teilzeitjob liefen. „Den Zeitaufwand habe ich total unterschätzt“, sagt Géraldine Kuhn. Gedreht wurde vom Nachmittag an, und die Kandidaten wohnten in Stuttgart, Gärtringen, Korb und Waiblingen – das bedeutete nachts noch lange Taxifahrten.

Tante schickt Zutaten

Das Menü selbst war für sie kein Problem, sie ist in Nizza aufgewachsen und hat sich an die Gerichte der Oma angelehnt beziehungsweise an die südfranzösische Küche. Zur Vorspeise servierte sie Artischocken-Champignon-Suppe und Orangensalat. Zum Hauptgang gab es Kalbsragout, was auf Französisch viel schöner klingt: „Blanquette de veau“ mit gerösteten Kartoffeln. Für den Nachtisch hatte sie den Dreikönigstag ein wenig vorverlegt: Jeder Gast bekam eine kleine „Galette des Rois“. Das im traditionellen Backwerk versteckte Figürchen und die Krone dazu hatte die 93-jährige Tante aus Frankreich nach Sindelfingen geschickt.

Auch Géraldine hat ein imaginäres Krönchen getragen: Sie war die einzige Frau in der Stuttgart-Gruppe und sie meint: „Ich war ein bisschen die Prinzessin in der Runde.“ Dafür musste sie auch gleich am ersten Tag kochen – für Fremde, die inzwischen zu Freunden geworden sind. Gemeinsam haben sie vor wenigen Tagen ihren runden Geburtstag gefeiert, und gemeinsam wollen sie bei ihr am Freitag das Finale schauen. „Ich habe in dieser Woche Menschen kennengelernt, die ich im wahren Leben nie getroffen hätte. Allein dafür bin ich froh, mitgemacht zu haben.“

Bewerbung quasi nebenbei

Genauso ist es auch Nicolai Stickel gegangen, der im Stuttgarter Westen lebt. Jeder in der Gruppe habe um seine Punkte gekämpft, aber dem anderen auch dessen Punkte gegönnt. „Das hatte ich nicht erwartet.“ Ebenso wie ihn die Reaktionen auf seine Teilnahme am „Perfekten Dinner“ überrascht haben. „Viel mehr Menschen, als ich dachte, kennen das Format. Das ist offenbar leicht verdauliche Kost am Beginn des Abends.“ So kam auch seine Bewerbung quasi nebenbei zustande: Während der Fernseher lief, füllte er an einem eher langweiligen Freitagabend im November mal eben den Fragebogen auf der Webseite des Senders aus.

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„Dann habe ich angefangen, ein Menü zusammenzuspinnen“, erzählt der 51-Jährige. Der Zeit gemäß dachte er sich zur Vorspeise „3G vom Maultäschle“ aus, also gekocht, gegrillt, gebraten, gefolgt vom „Deer from the Land“, wobei das Reh an die aktuelle Imagekampagne Baden-Württembergs erinnern sollte. Und welche Beilage dazu? Die fand er spontan auf der Webseite der Schwarzwaldstube in Baiersbronn. Nach dem Motto: Wenn der Brokkoli-Haselnuss-Salat höchsten Feinschmeckeransprüchen genügt, dann wird er auch den Dinnergästen schmecken. Zum Nachtisch sollte es eine „süße Kehrwoche“ geben. Denn: „Klischees funktionieren immer“, so der Unternehmensberater. Funktioniert hat es so gut, dass er nur zehn Tage Zeit hatte, sich auf den Kochwettbewerb vor laufenden Kameras vorzubereiten und seinen schön formulierten Gängen auch schmackhaften Inhalt zu geben. Maultaschen hatte Nicolai Stickel davor erst einmal selbst gemacht, und das sei im „Desaster“ geendet. Reh war für den Hobbykoch Neuland, ebenso wie der Salat dazu.

Nur zehn Tage Zeit

Obwohl er alles mindestens einmal probegekocht hat, räumt Nicolai Stickel freimütig ein, dass es an Tag vier für ihn ein paar peinliche Momente in seiner kleinen Altbauküche gegeben habe. So passten die nagelneuen Teller nicht in die Mikrowelle, wo er sie fürs Reh erwärmen wollte. Und der neue Portionierer für die Mousse au Chocolat – zum Dessert serviert im Mini-Eimer samt passendem Besen – war nicht richtig verschlossen: Die Mousse landete auf Händen und Armen des Hobbykochs, der hinterher sagt: „Solche Szenen sind für den Zuschauer das Salz in der Suppe.“

Wegen der Kameras musste Nicolai Stickel das Wohn- zum Esszimmer umwidmen („gute Idee, das hab ich gleich so gelassen“). Er besitzt jetzt nicht nur neue Teller, sondern auch Stoffservietten und Kerzenhalter. „Aber man muss so einen Aufwand ja nicht treiben, es ist der eigene Anspruch“, meint der nebenberufliche Autor, der im Oktober sein sechstes Buch veröffentlicht hat. Es ist gestaltet wie ein ewiger Kalender und hat für jeden Tag einen kleinen Ratschlag. Der Titel: „Warum ist heute dein bester Tag?“ Ob es sein bester Tag war, wird nicht verraten. Aber beim „Perfekten Dinner“ würde er wieder mitmachen, jederzeit.