Die Entscheidung über die Steingrube (Vordergrund) ist gefallen. Foto: Simon Granville

Mehr als Zweidrittel der Bürger in Oberriexingen (Kreis Ludwigsburg) wollen, dass das Baugebiet Steingrube vorangetrieben wird. Doch was wird aus dem Schutz vor Starkregen?

Einen Tag nach dem ersten Bürgerentscheid in der Geschichte Oberriexingens herrscht Aufbruchsstimmung. Eine deutliche Mehrheit der Wählerinnen und Wähler hat sich für den Bau eines Penny-Marktes und Cafés am Ortsrand ausgesprochen. Die Wohnbau Oberriexingen will nun das Bebauungsplanverfahren zügig vorantreiben. Während die Gegner versöhnliche Töne anschlagen, warnen sie weiterhin vor möglichen Starkregenschäden. Bürgermeister Ron Keller will beide Seiten weiterhin an einen Tisch bringen.

 

Beim Bürgerentscheid Steingrube wurden am Sonntag 2251 gültige Stimmen abgegeben, die Wahlbeteiligung lag bei 87 Prozent. 1561 Wähler (69 Prozent) stimmten dafür, das Bauprojekt weiter zu verfolgen. 690 Oberriexinger (31 Prozent) stimmten gegen die Versiegelung der rund 9000 Quadratmeter großen Fläche.

Freude und Frust

Auffällig: Im Wahllokal im nördlichen Stadtteil gab es mehr Zustimmung als im Ortskern. Das spricht dafür, dass die Vorteile einer besseren Nahversorgung in direkter Umgebung des geplanten Marktes stärker ins Gewicht fielen. Im Ortskern hingegen dürften Bedenken wegen möglicher Überflutungen durch die versiegelte Fläche eine größere Rolle gespielt haben.

Er sei zufrieden mit dem Ergebnis, sagt Kim Dennis Hasenhündl, Projektentwickler der Wohnbau Oberriexingen. „Es hat sich gezeigt, dass die Leute die Einkaufsmöglichkeiten im Ort verbessern wollen.“ Bei der Schutzgemeinschaft für die Erhaltung der Steingrube herrscht derweil Frust, sagt Sprecher Stefan Kriso. „Wir sind aber auch froh, dass wir Aufmerksamkeit auf die Gefahren lenken konnten.“ Die Bürgerinitiative hatte davor gewarnt, dass eine zubetonierte Steingrube bei Starkregen die „Dürre Enz“ in einen reißenden Strom verwandeln und Keller im Ortskern fluten könnte. „Die Menschen können nun sicher sein, dass das ernst genommen wird.“

Der Projektplan: rot der geplante Penny-Markt (rechts) und die Bäckerei, grau der Parkplatz und grün die verbleibende, unversiegelte Fläche. Foto: Wohnbau Oberriexingen

Runder Tisch mit Gegnern

In den kommenden Monaten wird nun das Bebauungsplanverfahren fortgeführt – mit einer Artenschutzprüfung, einer Potenzialanalyse, einer Verkehrsuntersuchung und einem Umweltbericht. Dabei soll noch einmal genau geprüft werden, wie viel Regenrückhaltefläche es braucht, sagt Keller.

Der Bürgermeister kündigte zudem an, die Schutzgemeinschaft weiter einbeziehen zu wollen. Der Umgang und die Kommunikation während der vergangenen Monate sei vorbildlich gewesen. Deswegen soll bis zur möglichen Fertigstellung 2029 regelmäßig ein runder Tisch mit Projektentwicklern und Projektgegnern einberufen werden, wenn Untersuchungsergebnisse eingeordnet und große Entscheidungen getroffen werden müssen, so Keller.