Acht Wochen lang hat Birkach nun keinen Lebensmittelladen mehr. Foto: Archiv Rehman

Seit Mittwoch hat der Penny-Markt in Birkach wegen Umbauarbeiten für zwei Monate geschlossen. Die Wirtschaftsförderung der Stadt und der Gewerbe- und Handelsverein „Birkach aktiv“ haben für Ersatz gesorgt.

Birkach - Zwei unübersehbare Schilder weisen darauf hin, dass der Penny-Markt umgebaut wird. Dass er aufgrund des Umbaus seine Pforten schließen muss, ist am vergangenen Montag auf den ersten Blick hingegen nicht zu erkennen. Fakt ist jedoch, dass der Supermarkt am Dienstag das letzte Mal für zwei Monate geöffnet hatte. Von Mittwoch an werden nicht mehr Einkaufswagen durch die Gänge geschoben, sondern Fliesen herausgerissen und neuer Boden verlegt. Wie berichtet, wird der Supermarkt von 460 auf 700 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert und rundum saniert.

Auch die Kunden hätten teilweise beklagt, dass nirgends angeschrieben war, wann genau der Laden schließt, sagt Monika Schneider. Sie arbeitet schräg gegenüber in einem Geschäft für Bodenbeläge und Wolle. Eine andere Kundin habe erzählt, sie hätte ein kleines Schild im Laden mit dem Hinweis gesehen. Generell sei es auf jeden Fall ein Gesprächsthema im Stadtbezirk, dass der Penny zwei Monate lang nicht zur Verfügung steht – und damit kein einziger Einkaufsladen mehr. Gerade für die zum großen Teil älteren Bewohner Birkachs ist die fehlende Nahversorgung ein Problem.

Künftig wird der Einkauf in Plieningen erledigt

Eine 75-jährige Steckfelderin lädt an jenem Nachmittag Quark und Frischkäse in ihren Einkaufswagen. „Es gibt Produkte, die kaufen wir eben immer bei Penny“, sagt sie. Darum hole sie sich heute einen Vorrat. Mit einem Einkaufstrolley kommen sie und ihr Mann immer zu Fuß nach Birkach zum Einkauf. Andere Produkte kaufe sie in Plieningen. In den nächsten acht Wochen werde sie eben ausschließlich dort einkaufen.

Für eine 27 Jahre alte Birkacherin, die ein Regal weiter in den schon ziemlich geplünderten Tiefkühltruhen stöbert, ist die Schließzeit ein größeres Problem. „Ich wohne ums Eck und kaufe immer hier ein. Ich habe nämlich kein Auto“, sagt sie. Heute decke sie sich eben noch einmal mit allen Produkten ein, die lange halten – von Eiern über Küchenrolle bis zur Seife.

Die übrigen Produkte gehen an die örtliche Tafel

Die Regale sind zwei Tage vor der Schließung bereits recht leer. Eine Handvoll Milchkartons ist noch da, ein letzter lila Klappstuhl wird angeboten. Allerlei Produkte wurden stark reduziert – vom Frostschutz fürs Auto für 1,99 Euro bis zu Damensandalen für neun Euro. Eine Sprecherin von Penny erklärt, was mit der übrigen Ware geschieht: „Die verkaufsfähige Ware wird [...] in Nachbarfilialen umgelagert“, schreibt sie. Frischeartikel werden „an die örtliche Tafel abgegeben“. Auch für die Mitarbeiter werde gesorgt, versichert sie. Es werde keine Kündigungen geben, das ganze Team werde nach dem Umbau wieder in der Birkacher Filiale arbeiten. Was die Angestellten zwischenzeitlich machen, will die Sprecherin nicht verraten.

In der Bäckerei direkt nebenan fragen die Kunden häufig, ob der Laden ebenfalls schließe, erzählt die Mitarbeiterin Julia Sperling. Denn die Filiale ist im selben Gebäude wie der Supermarkt. Sie werde aber definitiv nicht schließen, sondern die Birkacher gerade jetzt weiter versorgen. Die Filiale einer regionalen Kette bietet sogar einen Baustellen-Rabatt von zehn Prozent auf Brote. Auch der Birkacher Hofladen an der Törlesäckerstraße soll die Penny-Schließung abfangen. Er hat in den acht Wochen erweiterte Öffnungszeiten und bietet auch Fleisch- und Milchprodukte an.

Bäcker und Hofladen wollen Schließung abfangen

Diese Maßnahmen sind eine Aktion der beiden Unternehmen, des Gewerbe- und Handelsvereins „Birkach aktiv“ und der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart, wie deren Leiterin Ines Aufrecht erklärt. Ursprünglich wollte die Stadt auf Vorschlag eines Birkacher Unternehmens prüfen, ob die Penny-Schließzeit mit einem Wochenmarkt überbrückt werden könnte. Man habe sich aber gegen den mobilen Markt entschieden. Die Lösung mit Bäcker und Hofladen sei besser, findet Aufrecht. „Denn so werden die, die ohnehin vor Ort sind, gemeinsam aktiv“, sagt sie. Die neuen Angebote sollen mit Bannern und Flyern beworben werden. Sie sei optimistisch, dass dem Ort trotz der acht Wochen Schließzeit die Kaufkraft nicht abfließt, sagt Aufrecht.