Im vorderen Teil der Rubensstraße gibt es nur selten einen freien Parkplatz. Foto: Barnerßoi

Pendler parken nicht nur die Waldau zu, sondern auch das Degerlocher Zentrum. Das ärgert so manchen. Die Freien Wähler wollen mehr Kurzzeitparkplätze, um das zu verhindern. Die Ansichten dazu gehen aber auseinander.

Degerloch - Auswärtige Kennzeichen sind tagsüber in Degerloch keine Seltenheit. Pendler fahren das Tor nach Stuttgart an, um dort auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Sehr zum Leidwesen der Degerlocher nutzen sie aufgrund ihrer schieren Masse längst nicht mehr nur die offiziellen Park-and-Ride-Plätze. Besonders auf der Waldau ist das ein Aufreger-Thema. Doch auch im Zentrum rund um die Epplestraße sind Anwohner und Geschäftsleute zunehmend genervt, gibt es für sie beziehungsweise ihre Kunden in der Folge doch immer weniger Parkplätze.

„Ich musste heute Abend 20 Minuten um den Block fahren, um einen Parkplatz zu ergattern – ganz weit entfernt, von da, wo ich wohne“, schimpft eine Degerlocherin auf unserer Stadtbezirksseite im sozialen Netzwerk Facebook. Eine andere moniert, dass sich das Problem selbst bis zum Haigst ziehe: „Da parken immer die gleichen Pendler, die mit der Bahn in die Stadt runterfahren“, schreibt sie. Und auch die Händler im Zentrum des Bezirks spüren, dass immer weniger Leute einen Parkplatz vor der Tür finden und nicht mehr spontan in den Laden kommen. „Es hat in den vergangenen Jahren zugenommen, dass die Pendler im Zentrum parken“, bestätigt Eberhard Klink, der Sprecher des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) Degerloch.

Abhilfe durch Kurzzeitparkplätze

Auf der Waldau wirkt die Stadt dem Problem mit Kurzzeitparkplätzen entgegen. Am Georgiiweg hat die Verwaltung vor mehr als einem Jahr 35 Stellplätze in Kurzzeitparkplätze umgewandelt. Mit einer Parkscheibe dürfen Autos dort bis zu vier Stunden stehen. Weitere 18 Plätze sollen demnächst folgen.

Für das Degerlocher Zentrum erwägen nun die Freien Wähler im Bezirksbeirat eine ähnliche Regelung. In einem Antrag fordert die Fraktion, dass in zwei Straßenabschnitten Kurzzeitparkplätze entweder mit Parkschein oder Parkscheibe eingerichtet werden. Nämlich fünf Stellplätze im vorderen Teil der Rubensstraße bei den Gebäuden 1 bis 4 und acht bis zehn Stellplätze an der Karl-Pfaff-Straße zwischen den Häusern 24 und 30. „In den zwei Straßen haben wir kleinere, spezielle Läden“, sagt Uli Demeter, der Sprecher der Freien Wähler im Bezirksbeirat. Denen würde die Regelung besonders helfen. Eberhard Klink vom GHV bestätigt das: „Die beiden Straßen entwickeln sich zu einem Nebengeschäftszentrum.“

Die Anwohner dürfe man darüber nicht vergessen. Am besten wäre es laut Demeter, wenn die Stadt ihr Parkraummanagement auf Degerloch ausweite. Derzeit ist es nur in Teilen im Westen der Fall, dass Anwohner einen Parkausweis haben und Besucher bezahlen. Bis 2017 soll die Regelung auf die ganze Innenstadt und Bad Cannstatt ausgeweitet werden. Vorher werde sich in Degerloch nichts tun, deshalb sollen Kurzzeitparkplätze Abhilfe schaffen, sagt Demeter.

Die Meinungen gehen auseinander

Die Meinungen der anderen Fraktionen im Bezirksbeirat zu dem Antrag gehen auseinander. Die Grünen befürworten den Vorschlag der Freien Wähler. „Wir finden die Idee sehr sinnvoll“, sagt die Sprecherin Annette Kohler. Sie beobachte das Problem mit den Pendlern selbst und werde auch oft von Bürgern angesprochen. Allerdings, so Kohler, dürfte ein neues Konzept nicht zu Lasten der Anwohner gehen.

Aus diesem Grund sehen sowohl die CDU als auch die SPD den Antrag kritisch. Es müssten die Interessen der Anwohner gewahrt werden, „die ihre Autos nicht jeden Morgen bewegen müssen wollen“, sagt der CDU-Sprecher Götz Bräuer. „Man kann das Thema nicht punktuell lösen“, findet der SPD-Mann Klaus-Dieter Kadner. In Degerloch bedürfe es eines umfassenden Verkehrskonzepts. Alles andere sei „Stückwerk“. Im Degerlocher Zentrum ließe sich das Problem schon lindern, wenn die Autofahrer die Parkhäuser an der Epplestraße und im Hollenbach-Areal nutzen würden, darüber sind sich SPD, CDU und der GHV einig. Letztgenanntes Parkhaus habe sogar eine Brötchentaste, sagt CDU-Sprecher Bräuer. Und das Parkhaus an der Epplestraße sei relativ günstig. Dort zu parken, sagt Klaus-Dieter Kadner, „ist machbar und bezahlbar“.