Manchmal ist auch eine kleine Verspätung verschmerzbar. Foto: Archiv/Achim Zweygarth

Ein Busfahrer hat im Berufsverkehr seinen Bus länger an der Haltestelle stehenlassen, als es üblich ist. Als die Fahrgäste erkannten, warum er das tat, sahen sie ihm die Verzögerung nach.

Stuttgart - Alle schauen weg, einer kümmert sich: So hat der Bankfachwirt Thomas Wendel eine Situation am Mittwochmorgen auf dem Weg zur Arbeit erlebt. Der eine, der half, war der Busfahrer der Linie 44. Er kümmerte sich um einen vermutlich obdachlosen Mann, der an der Haltestelle hilflos am Boden lag.

Der einzige Helfer in der Not ist der Busfahrer

Der Bus hielt gegen 7 Uhr am Hauptbahnhof. „Da fiel mir plötzlich auf, dass der Bus länger als gewöhnlich an der Haltestelle stand", sagt Wendel. Er schaute auf und sah, wie der Busfahrer sich draußen um den umgekippten Mann kümmerte. Pendler, Taxifahrer, alle hätten den Mann übersehen. „Er wirkte wie ein Obdachloser“, beschreibt der Bankfachwirt den Verunglückten. Der Busfahrer sei wieder eingestiegen, als zwei Sicherheitsleute der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) dem Mann halfen.

Thomas Wendel hofft, dass der Busfahrer wegen der Verspätung keinen Ärger mit ungeduldigen Fahrgästen bekam. „Ich hoffe auch, dass ich mich das nächste Mal, wenn ich wieder ungeduldig an der Haltestelle stehe, daran erinnere“, sagt der 59-Jährige. „Es gibt Dinge, die sind wichtiger als ein Fahrplan“, fügt er hinzu.

Auch der Arbeitgeber lobte den Mitarbeiter: „Er hat absolut richtig gehandelt“, sagte ein Sprecher der SSB. Alle Fahrer hätten eine Erste-Hilfe-Ausbildung. „Wichtig ist, dass er beim Aussteigen den Bus sichert, das hat er getan“, so der Sprecher.