In der Nähe dieser Straße soll das neue Feuerwehrhaus gebaut werden. Die Lärmfrage sorgt noch für Verzögerungen. Foto: Chris Lederer

Weil ein Gutachter sich geirrt hat, fürchten Stammheimer Bezirksbeiräte Verzögerungen beim Bau ihres Feuerwehrhauses.

Stammheim - Stammheim gibt es nicht nur einmal auf der Welt. Mindestens fünf Mal findet man die Ortsbezeichnung allein auf der Deutschlandkarte. Und mindestens genauso oft im Internet. Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Einem von der Stadt beauftragten Gutachter ist genau das passiert. Ihm wurde seine Internetrecherche zum Verhängnis. Beim Berechnen der zu erwartenden Lärmbelastung für geplante Feuerwehrhaus in den Hochwiesen fragte er nicht direkt bei der Branddirektion nach, welchen Fuhrpark die Stuttgart-Stammheimer besitzen, er suchte danach im Internet. Und landete bei der Freiwilligen Feuerwehr Stammheim – allerdings der in Hessen.

Stammheim in Hessen erwischt

Den Experten der Stuttgarter Branddirektion fiel der Fehler auf, als ihnen das Gutachten vorgelegt wurde. Der Gutachter hatte Fahrzeugtypen benannt, welche die Stammheimer in Stuttgart gar nicht besitzen. Im örtlichen Bezirksbeirat sorgte der Lapsus für ungläubiges Kopfschütteln, als Bezirksvorsteherin Susanne Korge dieser Tage davon berichtete. Zuvor hatte Karl-Heinz Kemke, stellvertretender Beirat der Freien Wähler, das Thema angesprochen, weil er von Verzögerungen im Verfahren gehört hatte. Auch die Freien Wähler im Gemeinderat wollen nun wissen, ob sich durch den Irrtum des Gutachters das Bauverfahren verzögert oder unnötig verteuert. Ein entsprechender Antrag an die Stadtverwaltung ist formuliert.

Auskunft gibt es beim Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Dort ist man über den Fauxpas nicht gerade glücklich, versichert aber, dass sich das Verfahren nicht wegen des Irrtums verzögert. „Man muss dem Gutachter ankreiden, dass er sich nicht bei uns oder der Branddirektion erkundigt hat, welche Fahrzeuge die Stammheimer haben“, sagt der zuständige Mitarbeiter im Amt. „Es ist ein dummer Fehler passiert, aber der ist nicht entscheidend“, sagt der Stadtplaner. Der Gutachter wäre auch bei den korrekten Fahrzeugdaten zum gleichen, negativen Ergebnis gekommen.

„Unser erster Entwurf für das neue Gebäude hatte vorgesehen, dass die Feuerwehrfahrzeuge vom Magazin den kürzesten Weg über die Straße in den Hochwiesen nehmen und auf die Stammheimer Straße einbiegen.“ Dabei wären sie an dem Wohngebiet unmittelbar vorbeigefahren. „Das wäre tagsüber kein Problem, doch nachts ist das wegen des Türenschlagens und des Motorenlärms zu laut.“

„Verzögerung liegt nicht am Gutachter“

Jetzt müsste umgeplant werden. „Das ist nicht die Schuld des Gutachters, sondern liegt in der Natur des Verfahrens.“ Schließlich wolle man ein ideales Ergebnis, das allen Anforderungen entspreche. „Mir wäre auch lieber gewesen, die Lärmwerte wären schon beim ersten Entwurf eingehalten worden.“ Immerhin: Der neue Entwurf solle deutliche Verbesserungen bringen und den Lärm von der Wohnbebauung wegbekommen. Es sei vorgesehen, dass man die An- und Abfahrten von den Wohnhäusern in den Hochwiesen weiter abrückt und die Zu- und Anfahrt in südliche Richtung zur Bundesstraße 10 hin verlegt. „Der Gutachter hat neue Zahlen von der Branddirektion erhalten und rechnet den neuen Entwurf damit durch.“ Es komme keine andere Rechenmethode zum Tragen. Beim Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung ist man zuversichtlich, dass die Lärmproblematik gelöst werden kann: „Ich denke, wir bekommen die Situation in den Griff“, sagt der Planer.

Aufgrund der veränderten Anforderungen könne der Auslegungsbeschluss nicht mehr vor der Sommerferien gefasst werden. „Wir werden mit dem Thema in einer der ersten Sitzungen nach der Sommerpause in die Ausschüsse gehen. Gut, dass der Fehler jetzt aufgefallen ist und nicht erst beim Satzungsbeschluss.“