In Karlsruhe ist es am Dienstagabend wieder zu Aufmärschen von Pegidaanhängern und -Gegnern gekommen. (Archivbild vom 28. April) Foto: dpa

Karlsruhe ist weiter Schauplatz der Konfrontation zwischen Pegida-Anhängern und -Gegnern. Auch der Gemeinderat protestiert gegen die fortgesetzten Kundgebungen. Am Samstag soll es einen Aktionstag für Vielfalt und Toleranz geben.

Karlsruhe - Parolen, Protest, Polizeiketten: Zum neunten Mal seit Ende Februar hat eine Kundgebung der anti-islamischen Pegida-Bewegung die Innenstadt von Karlsruhe für einen Abend lahmgelegt. Am Rande des Aufzugs kam es am Dienstag zu vereinzelten Zusammenstößen zwischen Polizei und Gegendemonstranten. Beamte setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Mehrere Menschen erlitten Augenreizungen, wie die Polizei mitteilte.

Unter ihnen war ein 62-jähriger Gegendemonstrant, der sich in einer Diskussion mit Vertretern des Ordnungsamtes über den Polizeieinsatz beklagte: Er sei ohne Anlass aus nächster Nähe von hinten angegriffen worden. Etwa 50 Meter entfernt hatte zu diesem Zeitpunkt eine Gruppe von Gegendemonstranten versucht, eine Polizeisperre zu durchbrechen. Die Versammlungsbehörde hatte den Pegida-Anmeldern diesmal eine neue Demonstrationsstrecke rund um das Rathaus genehmigt.

Starke Polizeikräfte sicherten etwa 100 Pegida-Anhänger von mehr als 200 Gegendemonstranten. Diese stellten sich mit Straßentanz, Seifenblasen und Trillerpfeifen den Deutschlandfahnen des Pegida-Aufzugs entgegen. Die evangelische Stadtkirche schloss sich dem Protest an, indem zu Beginn und zum Abschluss des Marschs die Glocken geläutet wurden. Bei der Auftaktkundgebung kündigte ein Pegida-Sprecher an, weiter im Zwei-Wochen-Rhythmus demonstrieren zu wollen. „Wir machen keine Sommerpause.“ Erst am Sonntag waren bei Protesten gegen die erste Pegida-Kundgebung in Stuttgart sechs Polizisten verletzt worden.

Der Karlsruher Gemeinderat verabschiedete kurz vor dem Pegida-Aufzug eine Resolution „gegen alle Bestrebungen, die Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit propagieren“. Unter den Teilnehmern und Rednern der Pegida-Versammlungen seien auch zahlreiche Rechtsradikale. Als Sitz des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs sehe sich die Stadt Karlsruhe in besonderer Verantwortung, „an der Verwirklichung und Sicherung unserer demokratischen Werte und der Menschenrechte mitzuarbeiten“. Für den kommenden Samstag hat die Stadt zu einem Aktionstag für Toleranz und Vielfalt aufgerufen.