Kristina Reisinger fährt täglich mit dem Pedelec zur Arbeit. Foto: privat

Das Miteinander von Fußgängern, Rad- und Autofahrern ist heute Thema des Pedelec-Tests. Eine Leserin, die jedes Jahr rund 2000 Kilometer mit dem Pedelec auf den Fahrten zum Arbeitsplatz und zurück fährt, spricht von einem täglichen „Kampf um die Straße“.

S-Ost. Die dritte Pedelec-Woche ist um, der Fitness-Zustand des Autors hat sich deutlich verbessert, beim Auto dagegen muss erst einmal die Batterie aufgeladen werden, bevor es wieder fährt. Es steht einfach schon zu lange. Deutlich mehr als 300 Kilometer sind inzwischen auf Straßen, Rad- und Waldwegen zurückgelegt und es ist Zeit für ein Thema, das immer wieder für Aufregung sorgt: Das mehr oder weniger friedliche Miteinander von Fußgängern, Radfahrern, Pedelec-Fahrern, Spaziergängern, Joggern, Hundebesitzern – und eben Autofahrern.

Vorweg sei gesagt, dass das Verhältnis zwischen Sportradfahrern und Mountainbikern sowie Pedelec-Fahrern durchaus angespannt ist. Noch zu WM-Zeiten kam ein Mountainbiker in die zur privaten Public-Viewing-Arena umgestalteten Garage – und wurde beim Anblick des Pedelecs sofort richtig sauer. Der Grund: Während er sich in „seinem“ Wald mühsam und schwitzend den Berg hinauf quält, ziehen Pedelec-Fahrer relativ entspannt an ihm vorbei, manche winken sogar noch. Das findet er dann gar nicht lustig.

„Kampf um die Straßen“

Ähnlich genervt reagieren manche Autofahrer. Unsere Leserin und Pedelecfahrerin Kristina Reisinger kommt aus Osnabrück, wohnt in Stuttgart-West und fährt seit zweieinhalb Jahren „außer bei Blitzeis“ täglich nach Vaihingen und zurück. „Mehr als 2000 Kilometer im Jahr sind es für mich allein durch die Bürofahrten. Und das, obwohl ich erst 35 Jahre alt und passionierte Radsportlerin bin“, schreibt sie. „Aber im Kostüm lassen sich 300 Höhenmeter mit einem normalen Rad nur schwer überwinden, ohne die Bluse zu ruinieren.“

Sie erlebt „einen Kampf um die Straßen, den ich nirgends sonst so erbittert erlebt habe wie hier in und um Stuttgart“. Reisinger schreibt über ihre Erfahrungen mit Stuttgarts Autofahrern: „Sie sind sehr aggressiv, fühlen sich im Vorfahrtsrecht, kennen oft die Verkehrsregeln nicht richtig und sind ihren (für den Stadtverkehr oft zu dicken) Autos nicht gewachsen.“ Die Unart, direkt neben einem Radler zu hupen, Vollgas zu geben oder – ganz bewusst – die Scheibenwaschanlage zu betätigen, empfindet sie als eher kleine Probleme im täglichen Krampf. Sie empfiehlt den Beteiligten, sich ab und zu mit den geltenden Verkehrsregeln vertraut zu machen, angefangen vom Betätigen des Blinkers über den meist vergessenen Schulterblick bis hin zur Kenntnis der Verkehrsschilder. Und: „Ach ja: Einigen Radfahrern könnte man noch mit auf den Weg geben, dass Ampeln und Vorfahrtsregeln auch für sie gelten.“

Rücksicht gewinnt

Der Autor dieser Zeilen hat ganz so krasse Erfahrungen zum Glück noch nicht gemacht. Das liegt allerdings wohl auch daran, dass er nach den ersten Test-Tagen beschlossen hatte, Straßen und den Straßenverkehr zu meiden und auf Rad- und eben Waldwege auszuweichen, was meistens tatsächlich gut funktioniert und einfach viel mehr Spaß macht. Weder mit Spaziergängern noch mit Joggern oder mit Hunden und ihren Besitzern gab es bisher irgendein Problem. Man macht sich einfach gegenseitig Platz, alle Hunde haben bisher auf den Ruf ihres Eigentümers gehört. Wer rücksichtsvoll fährt, auf den wird – zumindest im Wald – auch Rücksicht genommen.