Sechs Wochen lang waren Alexandra Kratz (links) von der Filder-Zeitung und Redakteure anderer Lokal-Ausgaben mit dem Pedelec unterwegs.  Am Mittwoch trafen sie sich mit Lesern zum Erfahrungsaustausch im Waldheim Heslach. Foto: Jürgen Brand

Zum Abschluss der Serie haben sich unsere Radtester und Leser zum Erfahrungsaustausch getroffen. Auch ein Besitzer der Marke eigenbau besuchte den Stammtisch.

Filder - Kein Weg war zu weit: Aus dem Stuttgarter Norden, der Innenstadt oder von den Fildern waren am Mittwoch Pedelec-Liebhaber zum Waldheim Heslach geradelt, um sich über das Für und Wider von elektrisch angetriebenen Fahrrädern auszutauschen. Als Abschlussveranstaltung der Serie „Durch die Stadt stromern“ hatten die Lokalausgaben von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten zum Pedelec-Stammtisch eingeladen.

Das hohe Gewicht bleibt ein Nachteil

Die Leserin Lena Maus war mit ihrer zweijährigen Tochter Greta aus dem Stuttgarter Süden nach Heslach geradelt. „Ich bin seit einem halben Jahr täglich mit dem Pedelec unterwegs, mit meiner Tochter im Anhänger“, erzählte die Ärztin. Im Stadtverkehr nutze sie ihr Auto nicht mehr, das elektrisch unterstützte Rad sei als Fortbewegungsmittel ideal. Für die junge Mutter gilt aber kein Entweder-oder: „Ich fahre nach wie vor auch noch gerne mit meinem Mountainbike.“

Als „Gelegenheits-Pedelecer“ bezeichnete sich Bernd Lehrer. Ab und zu leihe er das Fahrrad mit Hilfsmotor von seiner Frau, die sich das Mobil wegen ihrer Arthrose im Knie gekauft habe. „Den Berg rauffahren mit 25 Sachen, das ist schon angenehm“, sagte Lehrer. Wenn er allerdings mit seinem gewöhnlichen Rad unterwegs sei und seine Frau mit Extraantrieb, „dann muss ich nebenherhecheln“. Ein großer Nachteil von Pedelecs sei jedoch ihr hohes Gewicht, das sich dann bemerkbar mache, wenn das Rad einen Bahnsteig hochgetragen, in einen Zug hochgehoben oder in einen Keller runtergebracht werden muss. Stattliche 25 Kilogramm wiege der mobile Untersatz. „Meine Frau rührt das nicht an.“

Wer ein Pedelec besitzt, fährt damit

Dem pflichteten einige weibliche Teilnehmer des Stammtischs bei. „Man findet zwar eine freundliche Person, die einem das Pedelec in den Zug hochhebt, aber dann weiß ich noch nicht, wie ich es wieder rauskriege“, sagte Renate Banse. Sie selbst nutze seit einem Vierteljahr ein Pedelec. „Ich bin ein absoluter Fan“, sagte die Seniorin. „Ich bin nur noch auf meinem Fahrrad unterwegs.“ Sie habe bei der Anschaffung nicht gespart und sich ein Rad mit guter Qualität gekauft. Dass sich die Investition lohnt, bekräftigte Kathrin Werner. „Wir haben ein teureres und ein günstigeres Pedelec. Das teurere ist stabiler, das günstigere fährt erst nicht los, und dann auf einmal kriegt man einen Schub“, berichtete Werner. Sie ist vergangenes Jahr aus dem Flachland in den bergigen Süden umgezogen und kommt ohne Auto gut zurecht. „Ich finde, mit Carsharing und Pedelec kann man in Stuttgart richtig gut leben.“ Allerdings sei die Infrastruktur für Radfahrer noch verbesserungswürdig. Und auch die Autofahrer seien häufig nicht auf Radler im Straßenverkehr sensibilisiert.

Hans Maurer und seine Frau Angelika sind dabei, vom normalen Rad aufs Pedelec umzusatteln. Denn Radausflüge haben die beiden zuletzt immer seltener unternommen, „weil meine Frau sagt, sie kommt nicht hinterher. Die üblichen Ausreden eben“, meinte Maurer lachend. Für die Wahl des passenden Models ließen sie sich Zeit. Angelika Maurer hat schon etwa zehn verschiedene Räder getestet. Vom Fahrkomfort ist sie begeistert: „Selbst mir macht das Radfahren so Spaß. Ich denke, dass ich mich damit wieder mehr bewegen werde.“ Das bekräftigte Renate Banse: Wer ein Pedelec besitze, der fahre damit.

„Ab 2000 Euro sind alle gut“

Auch ein Besitzer der Marke Eigenbau besuchte den Stammtisch: Andreas Graf hat sein normales Fahrrad umgerüstet. „Ein Pedelec von der Stange kaufen, das kann ja jeder“, meinte er mit einem Augenzwinkern. Drei Stunden Zeit habe er benötigt, um den Reifen umzumontieren, den Motor anzubringen und Kabel zusammenzustecken. „Wer einen Reifen flicken kann, der kann auch einen Motor selber einbauen“, sagte er. Wichtig sei, dass das Rad mit einem stabilen Rahmen, einer guten Schaltung und Scheibenbremsen ausgestattet sei. Der Aufwand habe sich gelohnt: Im vergangenen Jahr sei er mit dem Pedelec 3000 Kilometer gefahren. „Ich benutze es als Verkehrsmittel und zu Spazierfahrten am Wochenende.“

Der Inhaber des Geschäfts eRadwerk, Michael Lausterer, der unseren Redaktionen Test-Pedelecs geliehen hatte, nannte einige Kriterien, nach denen Käufer ihr elektronisches Gefährt aussuchen sollten. „Kunden sollten sich damit wohl fühlen“, sagte der Stammheimer. Außerdem sollten sie sich vorab den Einsatzzweck überlegen und demnach eher ein Stadtrad oder ein Mountainbike kaufen. Zur Preisspanne sagte er: „Ab 2000 Euro sind alle gut.“ Die Angst einiger Pedelec-Fahrer, dass der Akku unterwegs leer gehe, sei unbegründet, denn „ausgereizt wird er im Regelfall nie“. Er selbst habe schon 140 Kilometer mit einer Akkuladung geschafft. Abhängig sei die Leistung aber vom Steigungsprofil und dem Modus, den der Fahrer wählt.