Vier bis fünf Jahre lang werden die Kinder in Containern unterrichtet. Foto: Ines Rudel

Die Zollbergrealschule kehrt ihrem belasteten Altbau den Rücken und zieht in ein Containerdorf.

Esslingen - Für die Rektorin der Zollbergrealschule, Brigitte Krömer-Schmeisser, sind die Sommerferien in diesem Jahr ausgefallen: Sie musste in den vergangenen Wochen alle Aufmerksamkeit auf das Containerdorf richten, das an der Traifelbergstraße neben dem alten Hauptgebäude der Schule entstanden ist.

Nachdem darin eine zu hohe Belastung durch Polychlorierte Biphenyle (PCB) festgestellt worden war, hat die Stadt gehandelt. Die Kinder und die Lehrer sollten nicht länger dem giftigen Baustoff ausgesetzt werden, also musste die Schule zügig in Wohncontainer umziehen.

Auch Oliver Wannek, der Chef der Städtischen Gebäude Esslingen (SGE), hat unruhige Zeiten hinter sich. Es galt 146 Container zu besorgen, sechs Kilometer elektrische Leitungen zu verlegen, und es galt 1,5 Kilometer Alurohre unter den Boden zwischen die Container zu bringen, in denen die Datenleitungen verlaufen. Die neue Containerschule umfasst 26 Klassenzimmer und wird mit einer eigenen Trafostation versorgt.

Das Containerdorf kostet eine Millionen Euro

Gerade werden die Telefone angeschlossen, Techniker tragen die letzten Stühle und Tisch in das Containerdorf, auch die Containerfirma selbst ist am Montieren, weil auf die Balkone im zweiten Stock noch Dächer geschraubt werden müssen.

Um zu verhindern, dass die Schule auf mehrere Standorte verteilt wird, hat die Stadt tief in die Kasse gegriffen. Das Containerdorf kostet etwa eine Million Euro, dazu kommt eine jährliche Miete von knapp 900 000 Euro und auch eine neue Innenausstattung. Das PCB war aus dem Baukörper tief in das Mobiliar und das Interieur der Schule gedrungen. Sogar neue Schulbücher mussten angeschafft werden, weil die giftige Substanz aus den Wänden und Decken der Zimmer in die Buchdeckel gelangt war.

Dementsprechend traurig sieht es jetzt im Hauptgebäude aus, das aller Wahrscheinlichkeit abgerissen wird, um einem Neubau Platz zu machen. Die alten Möbel, die sich neben Schulbüchern auf dem Boden stapeln, die Vitrine mit den Sportpokalen, das alles ist ein Fall für den Sondermüll-Container.

Kreativität war auch gefragt bei der Möblierung der Containerschule. Weil die alten Kunststoff-Sitzschalen mit PCB belastet waren, haben die Techniker auf die Fußgestelle neue Sitzschalen montiert. Die fehlenden Möbel hatte der Esslinger Schulamtsleiter Bernd Berroth aus Beständen der Adalbert-Stifter-Schule und der Lerchenäcker-Schule ergänzt, denn auch diese Schulen werden umgebaut.

Die Schulmöbel sind jetzt grün

Brigitte Krömer-Schmeisser hat absichtlich die Farbe Grün für die Schulmöbel gewählt, damit für alle sichtbar ist, dass die Möbel erneuert sind, und man sich guten Gewissens hineinsetzen kann.

Wenn der Esslinger Gemeinderat im Herbst grünes Licht gibt, dürfte es etwa vier bis fünf Jahre dauern, bis der neue Hauptbau fertig ist, solange werden die Schüler im Containerdorf unterrichtet. Parallel dazu prüft das Bauamt gerade sämtliche Kindergärten und Schulen auf eine PCB-Belastung. Bisher hatte die Stadt Glück und keine weiteren belasteten Bauten gefunden.

Die Container stehen eng aufeinander, in drei Komplexen. Komplex eins enthält das Rektorat, das Lehrerzimmer und die Versorgungsräume, die beiden anderen Komplexe die Klassenzimmer, hier sind jeweils zwischen drei und vier Container zu einem Zimmer zusammengefasst.

Noch wirkt das Containerdorf etwas schmucklos, doch das wird sich mit dem ersten Schultag am Mittwoch ändern. Dann sollen die Kinder Farbe in die beigen Wänden bringen. Die Zollbergrealschule wird einen Wettbewerb für das schönste Klassenzimmer veranstalten. Für etwas Grün hat auch Brigitte Krömer-Schmeisser schon gesorgt und sich eine hübsche Zimmerpflanze auf das Regal gestellt.