Katrin Sauer produziert unter dem Namen Pawrents-Factory stabile Kuscheltiere und Zerrspielzeug, aber auch Taschen und Jacken für Hunde. Foto: Gottfried Stoppel

Bei Katrin Sauers handgenähtem Hundespielzeug stoßen selbst geübte Zerstörer an ihre Grenzen. Die 30-Jährige aus Winnenden setzt mit ihrem Label Pawrents-Factory auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit.

Viele Hundehalter kennen das: Kaum hat der Liebling ein neues Kuscheltier überreicht bekommen, sind Arme, Beine und Ohren des Spielzeugs abgekaut. Professionelle Kuscheltier-Killer trennen auch noch die Nähte auf, weiden das Plüschtier komplett aus, bis nur noch eine schlabberige Hülle übrig ist und verteilen das Füllmaterial anschließend in der Wohnung. Dann ist das nächste Spielzeug dran.

 

Katrin Sauer hat zwar selbst keinen Hund, doch seit ihre Freundin vor zwei Jahren einen Pudel angeschafft hat, ist sie quasi Patentante. Und Leo ist – trotz weißem Löckchenfell und dunklen Kulleraugen – alles andere als ein Unschuldslamm, was Kuscheltiere angeht: „Viele hat er innerhalb von Minuten zerrissen.“ Sein Frauchen und Katrin Sauer ärgerten sich nicht nur über das oft sehr kurze Haltbarkeitsdatum der Ware, sondern auch darüber, dass das Spielzeug obendrein meist nicht besonders hübsch aussieht und fast ausnahmslos nervige Geräusche macht. Was tun?

Hundespielzeug – größte Hürde sind rechtliche Vorgaben

Schweinchen-Parade – garantiert lange haltbar Foto: Gottfried Stoppel

„Ich habe mir gedacht, das muss doch auch stabiler gehen“, sagt Katrin Sauer, die sich in ihrer Freizeit gerne an die Nähmaschine setzt. Die Handarbeit ist für sie ein guter Ausgleich zum oft stressigen Berufsalltag in der ambulanten Familienhilfe. Wie hochwertiges, robustes Spielzeug beschaffen sein muss, fand sie schnell heraus: Vier Lagen Stoff mit Vlies als Verstärkung sind selbst für geübte Kuscheltier-Zerstörer eine Herausforderung. Auch an Motiv-Ideen fehlte es nicht. Welche Hindernisse die Kuscheltierproduktion mit sich bringt, hätte sich Katrin Sauer aber nicht träumen lassen. Inzwischen weiß die Frau aus Winnenden: „Die größte Hürde sind die rechtlichen Vorgaben.“

Weil ein Kind das Hundezubehör für Spielzeug halten könnte, muss dieses die dafür geltenden Vorschriften erfüllen. „Kuscheltiere sind CE-pflichtig, ohne dieses Zeichen darf ich nichts verkaufen“, sagt Katrin Sauer. Stoffe, Fäden und Füllungen, einfach alles, woraus das Spielzeug besteht, muss eine EN-Nummer haben – die beiden Buchstaben stehen für „Europäische Norm“. „Es war erst schwierig, an die entsprechenden Stoffe zu kommen. Große Firmen haben es da einfacher“, erklärt Katrin Sauer.

Hundespielzeug made in Winnenden

Letztere haben zudem meist eigene Labore, in denen sie die vorgeschriebenen Sicherheitstests durchführen können. Katrin Sauer hingegen muss jedes Kuscheltiermodell in allen vier Größen an Dekra oder Tüv schicken, prüfen und genehmigen lassen. Erst wenn diese auf Herz und Nieren getestet und als ungefährlich und nicht giftig eingestuft worden sind, kann sie loslegen, muss dann aber exakt die gleichen Materialien verwenden. „Es hat länger als ein Jahr gedauert, bis ich das erste Kuscheltier verkaufen konnte“, sagt Katrin Sauer. Zwischendurch war sie nahe daran, aufzugeben. Mittlerweile hat sie aber 25 verschiedene Tiere im Sortiment – vom Dinosaurier über Pinguine, Faultiere, Fuchs, Hase und Schweinchen bis zum Bären. Jedes Tier gibt es in vier Größen, passend für jeden Vierbeiner, vom Chihuahua bis zur Deutschen Dogge. Produziert werden die Produkte von Pawrents-Factory in einer Garage im Winnender Gerberviertel, die Katrin Sauer zum Nähstudio umfunktioniert hat. Dort stehen auch zwei Stickmaschinen. „Im Sommer sitze ich hier mit offenem Tor, dann schauen öfters Passanten rein.“ Weil ihr Nachhaltigkeit wichtig ist, versucht die 30-Jährige so wenig wie möglich Müll zu erzeugen. „Ich verwende Stoffreste für Applikationen und ganz kleine Reste sammele ich. Wenn ich genug davon habe, nutze ich sie als Füllmaterial.“

Jahr für Jahr erweitert Katrin Sauer das Angebot in ihrem Onlineshop Pawrents-Factory: Zu den Kuscheltieren ist Zerrspielzeug aus geknüpftem Fleece und eine Hundedecke, die als Tasche verwendbar ist, hinzugekommen. Geplant sind als Nächstes eine multifunktionale Hundejacke und Spielzeug aus dem Material, aus dem Feuerwehrschläuche gemacht werden: „Das ist für ganz wilde Zerstörer gedacht.“