Lore Barboritsch Foto: Kathrin Wesely

Im Begegnungsprojekt „Jung trifft Alt im Paulinenpark“ machen Schülerinnen für die Bewohner Programm. Auf einen Wellnesstag folgte nun ein Weihnachtscafé.

S-West - Die vielen jungen Leute in Krempels Bistro gefallen ihr. Das ist nämlich nicht die übliche Klientel im Café des Paulinenparks. „Wenn man sonstbloß Alte um sich hat, ist das eine schöne Abwechslung“, stellt Lore Barboritsch fest, die über dem Café auf einem der Stockwerke des Pflegezentrums wohnt. Von ihren Mitbewohnern auf dem Stock sei sonst keiner gekommen zu „Jung trifft Alt im Paulinenpark“, viele seien dement oder zu gebrechlich, sagt die 87-Jährige. „Wie gut das tut, mal junge Leute um sich haben!“

Weihnachten früher

Die Schülerinnen der Schloss-Realschule für Mädchen haben das Café weihnachtlich dekoriert und Geschenktüten mit Gebäck gepackt. Die Gestaltung des Tags ist ihr Projekt – sie haben es sich selbst ausgedacht, organisiert und setzen es nun um. Etwa 20 Hausbewohner sind ihrer Einladung gefolgt, sitzen mit den Siebtklässlerinnen an den Tischen, spielen Karten, Memory und Brettklassiker wie Mensch-Ärgere-Dich nicht und trinken Kaffee. „Es ist schön zu sehen, wie die alten Leute sich freuen und wie sie sich öffnen“, sagt Marion Schwecht, der man die Rührung noch durch den Rauschebart hindurch ansieht. Die Schülerin macht an diesem Nachmittag in Krempels Bistro den Nikolaus. „Manche haben von Weihnachten früher erzählt, wie noch Kind waren, von Süßigkeiten und Orangen, die sie geschenkt bekommen hätten. Irgendwie haben mich diese Geschichten gefreut.“

Bei Lore Barboritsch steigen ebenfalls Erinnerungen an die Kindheit hoch. Ihre Familie hatte bis zum Zweiten Weltkrieg in der Königstraße gewohnt, später im Westen. Weihnachten vergangenen Jahres musste sie ihr Eigenheim für immer verlassen. „Heiligabend bin ich umgezogen. Am Abend war ich fix und fertig.“ Es ist ihr zweites Weihnachtsfest, das sie im Paulinenpark verbringt.

Barboritsch kehrt zurück an ihren Platz am Kaffeetisch. Die Schülerinnen haben Zettel mit Liedtexten verteilt. Die alte Dame will das gemeinsame Singen nicht verpassen. Die ersten Zeilen von „Oh Tannenbaum“ haben auch diejenigen Gäste aufgerüttelt, die bislang eher teilnahmslos gewirkt hatten. Die Melodie wurzelt offenbar bei allen tief in den Erinnerungen und Gefühlen.

Ausgrenzung verhindern

Bei Bewohnern, die über kein eigenes soziales Netz verfügen, fehlt der Kontakt zu anderen Teilen der Gesellschaft - die Senioren bleiben unter sich. „Diese soziale Ausgrenzung verhindert, dass die Senioren ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Weisheit in die Gesellschaft einbringen können“, so die Paulinenpark-Leitung. Mit ihrem Projekt „Jung trifft Alt im Paulinenpark“ will die Einrichtung dieser Entwicklung entgegenwirken. Dafür werden Verbindungen zu den Kooperationspartnern im Sozialraum geschaffen – etwa zur Schloss-Realschule für Mädchen, die das Projekt im Rahmen des Fachs Wirtschaften-Verwalten-Recht.

Eine weitere Kooperation besteht bereits mit der Hoppenlauschule. Die Schüler einer Frisörklasse hatten Bewohnerinnen bei einem Wellnesstag liebevoll verwöhnt, berichtet Birte Stährmann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Paulinenparks. „Nun beginnt mit der Schloss-Realschule eine weitere Kooperation, die den Austausch und die Begegnungen zwischen Jung und Alt im Paulinenpark intensivieren sollen.“ Für Marion Schwecht und Lore Barboritsch war der gemeinsame Tag jedenfalls eine schöne Erfahrung.