Die Stimmung ist ausgelassen beim Nachbarschaftsfest. Foto: Lichtgut/Ferdinando /Iannone

Unter der Paulinenbrücke ist das erste Nachbarschaftsfest unter dem Motto „Auch wir sind Stuttgart“ gefeiert worden – eingeladen haben der Paule Club & Friends. Was war geboten?

Leckere Düfte weisen den Weg unter die Paulinenbrücke. Die Maultaschen-Rikscha hat ihren mobilen Pavillon aufgebaut, dort werden Würstchen und Schweinesteaks gegrillt. Und freilich gibt es Maultaschen mit Kartoffelsalat. Mittagessen gratis, die Schlange vor dem Theke wird länger, die Bänke vor den Biertischen voller, ein bunter Mix an Menschen verschiedenster gesellschaftlicher Schichten. Der Paule Club & Friends haben zum ersten Nachbarschaftsfest unter dem Motto „Auch wir sind Stuttgart“ eingeladen. Die Stimmung ist trotz des etwas kühleren Wetters prima, so wie die Musik, die aus den Boxen und aus einer Stehorgel schallt. Tiefer unter der Brücke laden die Tischtennisplatten des Stuttgarter Sportamts zu Spielen ein.

 

Freunde hat der im ersten Lockdown gegründete Paule Club – dort helfen Ex-Suchtkranke Suchtkranken – längst viele. Insgesamt 19 Initiativen, Hilfsprojekte, Vereine, Gastronomen machen mit. Dabei freilich sind Harrys Bude, die Lebensmittelretter und -verteiler an der Marienkirche, genauso wie „Supp_Optimal – Essen für alle“ von der Bürgerstiftung Stuttgart. Das Projekt gibt Mahlzeiten für Bedürftige aus.

Auch Flaneure mischen sich unter die Besucher

„Dank einer Porsche-Spende bis Ende 2022 ist dies gesichert“, freut sich Andrea Laux, Projektleiterin von Supp_Optimal. „Sonst haben wir Essen in Gläsern“, sagt sie, diesmal sei ein richtiges Catering geboten. Da das Weihnachtsfest unter der Brücke so gut angekommen sei, hätten Iva, Marvin und die anderen des Paule Clubs die Idee zum Nachbarschaftsfest gehabt – angelehnt an den Tag der Nachbarn, der im Mai begangen wird. „Es geht darum, etwas an die Anwohnenden zurückzugeben“, so Laux.

Das goutieren an diesem Samstagnachmittag nicht nur direkte Nachbarinnen und Nachbarn. Auch aus anderen Stadtteilen sind einige gekommen. „Bin zum ersten Mal hier, bin sonst im Westen“, sagt zum Beispiel Michaela. „Tolle Geschichte, auch das Steak!“ Eine Seniorin am Nebentisch nickt. Sie hat eine junge Frau mit Kind – aus der Ukraine geflüchtet – mitgebracht. Flaneure haben sich spontan unter die Feiernden begeben. Einer zeigt auf quadratische Schachteln, die just angeliefert werden. „Kuchenspenden“, erklärt Laux. Zusammen mit der Frau des Oberbürgermeisters, Gudrun Nopper, nimmt sie diese entgegen.

Rund 250 feiern an diesem Tag mit

„Bestimmt um die 250 Menschen“ seien da, schätzt Laux die Anzahl der Gäste. Und sie schwärmt davon, was der Paule Club und Harrys Bude in den vergangenen zwei Jahren alles auf die Beine gestellt hätten. „Jetzt gehen die Menschen nicht mehr vorbei und senken den Kopf. Es geht um Augenhöhe, um das Sichtbar machen. Wir sind alles Gebende und Nehmende. Jeder kann mal in Not und plötzlich auf der anderen Seite sein.“