Paul Theroux hat fast die ganze Welt bereist – und darüber geschrieben. Foto: imago images/Hindustan Times

Seit langem begeistert Paul Theroux Leser mit Büchern über ferne Orte. Jetzt wird der US-Autor 80 Jahre alt - und hofft auf eine Rückkehr des Reisens.

New York - Nach dem Universitätsabschluss verließ Paul Theroux erstmals für längere Zeit seine US-amerikanische Heimat - und von da an ließ ihn das Reisefieber nicht mehr los. Im heutigen Malawi habe er damals in den frühen 1960er Jahren alles gefunden, worauf er gehofft habe, sagte der Schriftsteller jüngst der BBC. „Gute Menschen, die Freunde wurden, eine neue Sprache zum Lernen, eine wunderbare Landschaft, ein befreiendes Gefühl von Einsamkeit und viel zum Entdecken. Afrika hat sich verändert und genauso ich und die Welt, aber das ist das Leben. Und diejenigen von uns, die Schriftsteller sind und diese Veränderungen beobachten, haben immer etwas, worüber sie schreiben können.“

Seit Malawi hat Theroux, der am Samstag, am 10. April 20021, 80 Jahre alt wird, große Teile der Welt bereist - und mit seinen Beobachtungen Dutzende Bücher und Kurzgeschichten gefüllt. In Deutschland erschien zuletzt 2019 sein Sachbuch „Auf dem Schlangenpfad. Als Grenzgänger in Mexiko“ im Verlag Hoffmann und Campe. Mehrere seiner Werke sind auch verfilmt worden, so etwa „Saint Jack“ unter der Regie von Peter Bogdanovich oder „Mosquito Coast“ mit Harrison Ford in der Hauptrolle. Ende des Monats kommt eine Neuverfilmung von „Mosquito Coast“ mit dem Autoren-Neffen Justin Theroux in der Hauptrolle beim Streamingdienst Apple TV+ heraus.

Im Lockdown seit 1963

Theroux arbeitet unterdessen schon wieder am nächsten Buch. Die Corona-Pandemie habe seinen Alltag kaum verändert - aber sein Reiseregime natürlich durchkreuzt, wie er vor einigen Monaten dem „Spiegel“ sagte. „Ich lebe seit 1963, als ich anfing, ernsthaft zu schreiben, im Lockdown: Ich sitze jeden Tag zu Hause an meinem Schreibtisch. Aber ich reise auch von Zeit zu Zeit, und es schmerzt mich, dass ich im Moment keine Reisepläne machen kann.“

Es lockten ihn vor allem noch Ziele in Pakistan, Russland und Kolumbien, hatte Theroux einmal der Deutschen Presse-Agentur gesagt. „Die interessantesten Plätze sind für mich genau die, vor denen mich andere warnen.“ Wenn er nicht unterwegs ist, verbringt der Schriftsteller seine Zeit mit seiner zweiten Frau entweder auf Hawaii, im Norden der Insel Oahu, oder auf Cape Cod an der US-Nordostküste - und auch dort sei er sehr glücklich. „Glück ist, an einem sonnigen Morgen, nach einem guten Traum, aufzuwachen und die Vögel zwitschern zu hören“, sagt Theroux. „Glück kommt von innen.“

Mit Geduld und Tee

Geboren wurde der Schriftsteller als Sohn katholischer Eltern 1941 im US-Bundesstaat Massachusetts und wuchs mit fünf Geschwistern auf. Nach dem Studium und dem Aufenthalt als Lehrer in Malawi arbeitete er unter anderem an Universitäten in Uganda, Singapur und London. Aus erster Ehe hat Theroux zwei Söhne, die erfolgreich als Moderator und Dokumentarfilmer arbeiten.

Was er immer auf Reisen dabei habe, fragte ihn jüngst die BBC: „Ein Päckchen grünen Tee.“ Sein Ratschlag für alle Reisenden: „Seid geduldig.“ Das Reisen werde in diesen ungewissen Zeiten immer nur wichtiger, um zu lernen und Zusammenhänge zu begreifen. „Ich versuche immer noch, den Sinn hinter allem zu verstehen, aber je länger ich lebe, desto größer wird das Mysterium.“