In Portugal basteln die Kinder Balance-Boards, mit denen sie später auf einer Blechdose balancieren können. Foto: /Jacqueline Fritsch

Das Jugendreferat Remseck bietet in den ersten beiden Ferienwochen in der Realschule in Pattonville wieder ein buntes Programm für Kinder an.

Pattonville -

Die Isländer basteln ein Wikinger-Schach, die Ägypter eine Pyramide, die Schweden flechten Haarkränze aus Blumen und die Finnen arbeiten an Holzklötzen für Mölkky, einem typisch finnischen Spiel. „Wir haben zuerst die Schräge abgesägt und abgeschliffen“, erzählt der zehnjährige Benjamin. Nun lötet er eine Zehn in seinen Holzpfosten. Für das komplette Spiel benötigt man Holzklötze, die von eins bis zwölf nummeriert sind.

Auf dem Gelände der Realschule in Pattonville ist wieder die Sommerferienbetreuung gestartet. Was bisher „Mini-Remseck“ war, heißt nun „Remsreisen“. Der neue Name war nötig, weil das Konzept in diesem Jahr ganz anders ist. Normalerweise wuseln in der Kinderspielstadt bis zu 350 Schüler über das Gelände. Diesmal sind es 160 Kinder im Grundschulalter, die in Zehnergruppen aufgeteilt sind. Mit jeweils einer anderen Zehnergruppe dürfen sie ohne Maske draußen spielen. Wo es eng wird, gilt immer die Maskenpflicht. „Das ist für die Kinder aber schon ganz selbstverständlich“, sagt Tina Köber vom Jugendreferat Remseck.

Das neue Konzept ermöglicht den Kindern eine kleine Weltreise. Im Eingangsbereich hat das Jugendreferat Schilder aufgehängt, unter denen sich die Kinder nach Vornamen sortiert zum Check-in einreihen. Es soll die Atmosphäre eines Flughafens aufkommen. Jedes Kind erhält einen Reisepass mit Namen und Umhängeband. Und dann geht es los: Jeweils zweieinhalb Tage verbringt ein Kind in einem Land, danach wird gewechselt. Für Benjamin, der an diesem Tag in Finnland weilt, stehen noch Marokko, Portugal und Frankreich an. „Aber das hier ist das Beste“, sagt der Zehnjährige.

Gekocht wird vor Ort

Zu Beginn durfte sich jedes Kind aussuchen, welche Länder es in den zwei Wochen bereisen möchte. Das Jugendreferat hat dafür Pakete mit jeweils vier Ländern geschnürt. So bleibt eine Gruppe die ganze Zeit beisammen. „Das Chaosprinzip funktioniert hier nicht“, sagt Katrin Schabel vom Jugendreferat. In „Mini-Remseck“ hat das immer geklappt, aber Corona macht vieles unmöglich. „Die Alternative wäre gewesen es abzusagen. Deshalb finde ich es klasse, dass es nun diese Version gibt“, sagt Dirk Schönberger, Oberbürgermeister von Remseck bei einem Besuch vor Ort in Pattonville.

Am ersten Tag sind die Kinder im Zuge einer Sonderaktion des Deutschen Roten Kreuzes getestet worden. Innerhalb der zwei Wochen stehen insgesamt drei Coronatests an. Mittagessen gibt es für die Gruppen zu unterschiedlichen Uhrzeiten. So will man das Risiko möglichst gering halten.

32 Mitarbeiter und Ehrenamtliche stellen die Ferienbetreuung auf die Beine. Hinzu kommt das Personal für die Küche, denn gekocht wird selbst. Auch das Essen folgt dem Motto „reisen“: Einmal gibt es italienische Spaghetti, schwedische Köttbullar und schwäbische Maultaschen dürfen auch nicht fehlen. 50 Kilogramm des Traditionsessens gibt es an diesem Tag, erzählt Hannelore Leutenecker. Sie steht bereits zum 32. Mal für die Veranstaltung in der Küche – das heißt seit Beginn von „Mini-Remseck“.

Deutschland oder gar Baden-Württemberg sind unter den 16 Ländern bei Remsreisen zwar nicht vertreten. Maultaschen kommen wahrscheinlich trotzdem immer gut an. Vielleicht hätten Weißwürste oder Fleischkäse aber besser gepasst, denn Bayern ist tatsächlich eines der teilnehmenden Länder. „Für die, die nicht ins Ausland wollen“, sagt Katrin Schabel und lacht.