Unterstützen Hauptschüler: die Paten Wolfgang Müller-Koelbl, Engelbert Ludwig. Emilia Schlotter, Edgar Bucher und Diakon Antonio Lo Bello (von links). Foto: Jens Noll

Hauptschüler, die Schwierigkeiten haben, eine Lehrstelle zu finden, bekommen beim Projekt „Angelus“ der Katholischen Seelsorgeeinheit Filderstadt Unterstützung.

Filderstadt - Schlechte Noten, Probleme im häuslichen Umfeld, große Konkurrenz – es gibt verschiedene Gründe, warum sich Schüler bei der Berufswahl schwer tun. Einzelne Hauptschüler beim Übergang in den Beruf zu betreuen, das ist das Anliegen des Patenprojekts „Angelus“. Die Seelsorgeeinheit Filderstadt, zu der die Sankt Stephanusgemeinde Bernhausen/Sielmingen und die Liebfrauengemeinde Bonlanden/Plattenhardt gehören, hat das Projekt im vergangenen Jahr ins Leben gerufen.

Dieses Projekt richtet sich an Schulabgänger, die Probleme haben, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Angelus, das lateinische Wort für Engel, ist sein Leitbild. „Die Paten sollen wie Schutzengel sein, die den Jugendlichen den Rücken stärken und den Weg freimachen“, sagt Diakon Antonio Lo Bello. Ein Projekt in Donzdorf (Kreis Göppingen) war für ihn und Interessierte aus den Kirchengemeinden Vorbild. Im Kreis Esslingen ist das Patenprojekt der katholischen Seelsorgeeinheit bisher einmalig. „Es ist ökumenisch, offen und interkulturell“, berichtet Lo Bello.

Die Seelsorgeeinheit arbeitet mit der Werkrealschule Seefälle Bonlanden und der Jahnschule Harthausen zusammen. Sieben Paten stehen derzeit zur Verfügung, der Bedarf ist aber höher. In der achten Klasse sprechen die Klassenlehrer Schüler an, die Hilfe brauchen, und vermitteln den Kontakt zu den Paten. Die Jugendlichen können sich dann einen Paten aussuchen.

Nach mehreren Absagen einen Ausbildungsvertrag bekommen

Edgar Bucher ist einer von ihnen und kann einen ersten Erfolg melden: Ein von ihm betreuter 15-jähriger Schüler aus Bernhausen hat nach mehreren Absagen einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Bucher, Ingenieur im Ruhestand und selbst langjähriger Ausbildungsleiter, hat dem jungen Mann bei der Bewerbung geholfen, Gespräche geführt, Unterlagen gesichtet. „Mir liegt sehr viel an der Verbindung zwischen Pate, Eltern und Schüler“, erzählt er.

Wolfgang Müller-Koelbl will als Ruheständler seine Erfahrung ebenfalls weitergeben und Hauptschüler in der 9. Klasse und in die Ausbildung hinein begleiten. „Wir sehen uns in einer ergänzenden Funktion“, erläutert er. Zwei Schüler betreut er derzeit, einer von ihnen hat Schwierigkeiten, überhaupt den richtigen Weg zu finden. Müller-Koelbl will ihn dazu führen, dass er selbst seine Fähigkeiten und Stärken herausfindet. Er ist deshalb bei Praktika vermittelnd tätig. Der andere Schüler weiß relativ gut, was er will. „Es zeichnet sich ab, dass es in eine positive Richtung geht“, meint Müller-Koelbl. Doch der Kontakt zwischen Pate und Schüler verläuft nicht immer reibungslos. Emilia Schlotter wurde von einer Schülerin ausgewählt und möchte ihr helfen. Die Schülerin schaffe es aber nicht, den weiteren Schritt zu machen und einen Termin zu finden, sagt Schlotter.

Für die Schulen ist die Hilfe der Paten eine gute Ergänzung. „Da wird eine individuelle Unterstützung möglich“, sagt Ralph Schindler, Rektor der Werkrealschule. An der Schule arbeitet bereits eine Berufseinstiegsbegleiterin. Die Paten können die Hilfe allerdings noch ausweiten. „Es gibt immer wieder Schüler, die trotz vielfältiger Hilfen noch etwas dazu brauchen“, ergänzt Thomas Sareika, Lehrer der Jahnschule.

Paten gesuchtDie Seelsorgeeinheit sucht weitere im Berufsleben erfahrene Männer und Frauen, die junge Menschen beim Start in den Beruf unterstützen möchten. Weitere Auskünfte gibt Diakon Antonio Lo Bello unter 90 77 45 82 oder lobellodiacono@yahoo.de.