Ausgangssperren und Lockdowns haben auch die Stuttgarter Königstraße zeitweise entvölkert. Foto: imago // Hettrich

Der coronabedingte Rückgang der Passantenströme hat die Stuttgarter Königstraße schwächer getroffen als andere Einkaufsmeilen. Der Citymanager macht dafür vor allem einen Grund aus.

Stuttgart - In der Stuttgarter Königstraße sind die Passantenströme während der Coronapandemie weniger stark zurückgegangen als im Rest Deutschlands. Das ergibt eine Auswertung von Daten der Firma Hystreet aus 20 Städten, die unserer Zeitung vorliegen.

Hystreet misst Passantenzahlen mittels Laserscannern. Seit März 2020 fiel der Rückgang in der Passantenfrequenz an der oberen Königstraße (also dem südlichen Teil) fast durchweg niedriger aus, jeweils verglichen mit dem Jahr 2019. Das Schaubild zeigt jeweils die über vier Wochen geglätteten Daten. So werden Wetter- und Feiertagseffekte weitgehend ausgeglichen.

Die Effekte der Infektionswellen und verschärften Coronamaßnahmen zeigen sich deutlich in der Passantenfrequenz. Zeitweise war sie verglichen mit 2019 um 80 Prozent eingebrochen. Allerdings kämen die Menschen nach Lockerungen „schnell wieder in die Innenstädte zurück“, analysiert Hystreet, „mit Gewöhnung an die Maßnahmen stabilisiert sich zudem die Frequenz“.

Der Anstieg der Infektionszahlen hielt von Spätsommer 2020 an Menschen vom Besuch der Innenstädte ab. 2021 waren die Menschen von Juni an wieder deutlich häufiger in der City, und zwar bis zum Weihnachtsgeschäft. Stuttgart ist da keine Ausnahme, auch wenn die Frequenz leicht unter der von 2019 blieb. Der neuerliche Anstieg der Infektionszahlen sowie der beschränkte Zugang zu Geschäften führte Anfang dieses Jahres zu einem neuerlichen Rückgang, zuletzt gelang aber eine Trendwende.

Was andere Städte nicht (mehr) haben

Warum fiel der Rückgang auf der Königstraße fast durchweg schwächer aus als in den anderen 19 Städten? Sven Hahn kennt die Antwort: „Wenn ich bei Kollegen aus anderen Städten klage, können die oft nur müde lächeln“, sagt der Stuttgarter Citymanager. Ihm werde dann regelmäßig klar, dass es in der Stuttgarter Innenstadt noch Spielwarenläden gebe, Kultur und Gastronomie – also Gründe zum Innenstadtbesuch jenseits von Shopping.

Das gelte es zu erhalten und auszubauen, findet Hahn. Wo Handel oder beispielsweise Kinos ausziehen, müssten mit der Boulderhalle, Escape Rooms oder „Miniaturwelten Stuttgart“ (Eröffnung ist im Frühjahr geplant) neue Angebote einziehen, die es nicht im Internet gibt.

So hole man auch Kaufkraft zurück in die Stadt, hofft der Citymanager. Nur weil viel los ist in der Stadt, lassen die Menschen ja nicht unbedingt viel Geld da. „Das heißt nicht, dass zum Beispiel die Jugendlichen auf dem Schlossplatz nicht willkommen sind. Aber es braucht eben Angebote für alle Bevölkerungsgruppen“, findet Sven Hahn. Die werde es im Frühjahr geben, etwa mit Kunst und Kultur auf der Straße.