Pascal Wehrlein braucht in der DTM offenbar ein dickes Fell. Foto: dpa

Pascal Wehrlein wird am Sonntag 21 Jahre alt - Grund zum Feiern hat der Mercedes-Fahrer womöglich tags zuvor. Bereits am Samstag kann er den DTM-Titel perfekt machen. Die Konkurrenz setzt auf Psychospiele.

Hockenheim - 37 Punkte Vorsprung, nur noch zwei Rennen im Deutschen Tourenwagen Masters - der erste große Titel ist für Pascal Wehrlein zum Greifen nah. „Ich habe jetzt einen Matchball“, sagte der potenzielle Formel-1-Fahrer der Deutschen Presse-Agentur vor dem DTM-Saisonfinale am Wochenende in Hockenheim. „Trotzdem: Es kann viel passieren.“

Ein Ausfall im Samstags-Rennen (13.30 Uhr/ARD) verbunden mit einem Sieg für die Verfolger Edoardo Mortara oder Mattias Ekström (beide Audi) könnten den jüngsten Fahrer im Starterfeld an seinem Geburtstag noch mal ins Schwitzen bringen. Am Sonntag (15.15 Uhr/ARD) wird der Mercedes-Youngster 21 Jahre alt und hätte dann nur noch maximal 13 Zähler Vorsprung. Dass Bruno Spengler (BMW) bei 46 Punkten Rückstand noch gefährlich werden kann ist eher unwahrscheinlich.

„Wie ein Kleinkind, das seine Süßigkeiten nicht bekommt“

Ekström jedenfalls ist vor dem großen Feuerwerk am Hockenheimring hoch motiviert und setzt auf Psychospielchen. „Vollgas plus maximale Attacke gleich Rennen gewinnen“, kündigte der erfahrene Schwede in der „Bild“-Zeitung an. Weil Wehrlein am Nürburgring via Funk die Unterstützung seiner Markenkollegen einforderte, um den Klappflügel nutzen zu dürfen, verspottete Ekström den gut 16 Jahre jüngeren Wehrlein: „Pascal hört sich da manchmal an wie ein Kleinkind, das seine Süßigkeiten nicht bekommt. Wir lachen im Fahrerkreis darüber.“

Von Kritik dieser Art lässt sich Wehrlein aber nicht aus der Reserve locken. „Ich glaube nicht, dass ich von meinen Teamkollegen 37 Punkte geschenkt bekommen habe“, betonte er. „Wenn man die DTM gewinnen will, muss man in jedem Rennen konstant punkten. So, wie ich es in diesem Jahr gemacht habe. Ich war in 14 von 16 Rennen in den Punkten.“

Ohne Zähler blieb Wehrlein in seiner dritten DTM-Saison bislang nur im Sonntags-Rennen am Lausitzring und in Österreich. Dort aber nur, weil er ein Leidtragender der Funk-Affäre war, für die Audi die höchste Strafe der DTM-Geschichte kassierte. „Ich habe es abgehakt, aber nicht vergessen. Nach Spielberg haben wir alle gesagt: Jetzt erst recht“, sagte der Rennfahrer aus Worndorf.

Wehrlein bald jüngster Champion der DTM-Geschichte?

Am Tag vor dem Abschuss durch Timo Scheider hatte Wehrlein als jüngster DTM-Fahrer der Geschichte erstmals die Gesamtführung übernommen. In den Alpen war die Meisterschaft auf einmal realistisch. „Nach zwei Rennen hatte ich noch 40 Punkte Rückstand und habe wie viele gedacht: Audi wird nicht zu schlagen sein. Aber dann ging es Schlag auf Schlag und in Spielberg war ich vorne. Jetzt wird der Kreis immer kleiner und die Chancen sind wirklich gut“ sagte er.

Stemmt Wehrlein am Sonntag als Nachfolger von BMW-Fahrer Marco Wittmann den Glaspokal in den Konfettiregen, ist er der jüngste DTM-Champion der Geschichte. Der bisherige Rekordhalter Gary Paffett (Mercedes) war 2005 schon 24 Jahre und 213 Tage alt.

Als Lohn winkt dem bisherigen Test- und Ersatzfahrer vom Konstrukteurs-Weltmeister ein Stammcockpit in der Formel 1. Beim zukünftigen Mercedes-Motorenkunden Manor gilt Wehrlein als ein Kandidat. „Wir werden uns nach Hockenheim zusammensetzen. Da werden wir besprechen, was es für Optionen gibt und was die beste für mich wäre“, wiederholte Wehrlein in den vergangenen Wochen wieder und wieder den Hinweis auf ein Gespräch mit Motorsportchef Toto Wolff. Er verriet aber auch: „Ich bin jemand, der sehr ungeduldig ist.“