Wieder strömen Nachtschwärmer in die Innenstadt. In unserer Fotostrecke zeigen wir, Eindrücke aus der Stuttgarter City – klicken Sie sich durch! Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Die Hitze hat in Stuttgart zahlreiche Nachtschwärmer nach draußen gelockt. Polizeibeamte mussten wegen Ruhestörungen immer wieder einschreiten und die nächtlichen Partys auflösen.

Stuttgart - Die eine Gruppe tanzt, die andere spielt Fußball. Wieder ist es in der Stuttgarter Innenstadt rappelvoll. Und nicht nur hier. Wie an den vergangenen Wochenenden auch bevölkern erst Sonnenhungrige, dann Feierwillige alle Freiflächen, welche die Stadt zu bieten hat: Sie liegen auf der Wiese des Schlossplatzes, bevölkern den Rand des Eckensees, lassen sich am Ufer des Feuersees nieder und strömen Hunderten an den Max-Eyth-See. „1000 bis 1500 junge Leute feiern dort, das ist natürlich auch laut“, sagt der Polizeisprecher Stefan Keilbach. Ansonsten hat die Polizei kurz nach Mitternacht noch nicht viel zu melden: Viel Party in der Stadt, aber kein Grund einzuschreiten. Das Alkoholverbot ist weg, die Schilder hängen noch. Die Coronaregeln sind so locker, dass man fast vergessen könnte, wie still und leer und unheimlich es bis vor wenigen Wochen an den nun wieder lebendigen Orten der Stadt gewesen ist.

Lebendig ist gut, zu lebendig stört dann wieder all jene, die gerne ihre Ruhe hätten. So, wie sich über die sozialen Medien unzählige Jugendliche zum Feiern am Max-Eyth-See verabredeten, mit Musik, Alkohol und gelegentlich ziehen dort laut der Polizei auch Marihuanawolken übers Gras, so hatten sich viele Hundert am Freitagabend im Höhenpark am Killesberg eingefunden. „Wir hatten am Freitag rund 60 Einsätze wegen Ruhestörungen, davon kamen 26 von den Wohngebieten am Killesberg“, sagt der Polizeisprecher.

Wer alles unterwegs war

Was wohl zur allgemein recht ruhigen Grundstimmung beiträgt, ist die bunte Durchmischung der Menschen in der Stadt. Es sind Fußballfans da, wenn auch erstaunlich wenige. Es sind die da, die seit Ende der Ausgangssperre regelmäßig die Plätze aufsuchten, weil sonst kaum Freizeitmöglichkeiten gegeben waren. Und es sind neue da, die einfach mal wieder sehen wollen, wie eine volle, lebendige Stadt aussieht. So wie Sara aus Böblingen. Die 34-Jährige war mit Freunden in einem Lokal, nun wartet sie auf ihre Schwester. „So hab ich den Schlossplatz noch nie gesehen, wow“, sagt sie, und nimmt auf einer Stufe am Pavillon mittendrin Platz. Wie sie wundern sich viele, wie voll es ist. So auch zwei junge Frauen, die sich fragen, wo man denn noch hin könnte. Sie wenden sich an das Antikonfliktteam der Polizei. Ein junger Beamter hilft ihnen - drüben am Eckensee sei es ruhiger, da könnten sie sich auf die Stufen vor der Oper setzen zum Beispiel. Wer im Kalender zurückblättert findet diesen Rat aus dem Munde der Polizei zumindest bemerkenswert: Just vor einem Jahr tobte in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni die Randale der Krawallnacht in der Stadt. Und die nahm eben am Eckensee ihren Anfang.

Viele Streifenwagen sind unterwegs

Später wird es etwas hektischer in der Stadt. Viele Streifenwagen sind unterwegs. Doch eine aggressive oder gefährliche Lage kommt nicht auf. Je mehr getrunken wird, desto höher ist die Gefahr, dass Fäuste fliegen. „Wir sind immer wieder zu Schlägereien gerufen worden“, sagt der Polizeisprecher Stefan Keilbach gegen 2.45 Uhr. Das ist - traurig genug - für die Polizei nicht ungewöhnlich, sondern noch nichts, was diese Samstagnacht besonders machen würde. „Nirgendwo haben sich große Gruppen gegen die Polizei zusammengeschlossen“, sagt er abschließend - und das unterscheidet die nach der langen Zeit der durch die Pandemie lahmgelegten Stadt unglaublich lebhafte Nacht dann positiv von anderen Wochenenden in der jüngeren Vergangenheit. Zuletzt war es Ende Mai zu Attacken auf die Polizei gekommen. Diese Vorkommnisse klärt die Ermittlungsgruppe „Treppe 2.0“ der Polizei auf - benannt nach der Freitreppe, die nun gesperrt ist. Die erste Ermittlungsgruppe „Treppe“ war Ende Februar entstanden, als es dort schon einmal zu Attacken auf die Polizei gekommen war.