Die Schüler haben auch textile Erinnerungen mitgebracht. Foto: Elke Rutschmann, privat

Gymnasiasten aus der Leistungsstufe berichten von ihrem zweiwöchigen Aufenthalt in Togo. Auch für diesen Herbst ist wieder ein Besuch in der Partnerschule geplant.

S-Ost - Die jungen Leute fallen auf beim Togo-Abend in der Aula des Heidehof-Gymnasiums, heben sich ab im winterlichen Einheitsgrau oder Schwarz der Erwachsenen. Sie tragen Hosen, Shirts, Röcke oder Kleider mit wuchernden Blumen, verspielten Mustern, bunt gemixt. Es handelt sich um Baumwollstoffe mit farbsattem Batikdruck, wie sie in Westafrika üblich sind. Gekauft haben sie die Stoffe auf dem Markt in Agoè-Zongo einem Einwanderungsviertel nördlich von Lomé, der Hauptstadt von Togo. Gefertigt wurden die Unikate dann in den zahlreichen kleinen Schneiderateliers des Dorfes.

Erst Kulturschock, dann Austausch

Die auffälligen Klamotten sind aber nicht die einzigen Mitbringsel, welche die Gruppe der Leistungsstufe II von ihrem zweiwöchigen Aufenthalt in Togo mitgebracht hat. Sie lassen Eltern, Lehrer und Schüler der elften Klasse daran teilhaben an diesem Abend – berichten von Eindrücken, Einblicken und Erkenntnissen, vom Kulturschock, der sich in einen multikulturellen Austausch verwandelt hat. „Man bekommt vor allem einen ganz anderen Blick auf sich selbst“, sagt Malte.

Anna erzählt, dass sie die zwei Wochen weitergebracht haben. „Und es zeigt, wie relativ die Probleme hier bei uns sind.“ Sie trägt ein türkisfarbenes Kleid und ein passendes Stirnband – und einige Menschen aus Zongo, mit denen sie im Chatkontakt ist, auch in ihrem Herzen.

Das Heidehof-Gymnasium ist die Partnerschule des Fördervereins Mon Devoir (Meine Pflicht) aus Freiburg, der die Schule aufgebaut hat. Seit drei Jahren reisen Dank Initiator und Lehrer Joachim Wendebourg immer wieder Schüler und Lehrer nach Togo, um ein Gespür für die Probleme zu entwickeln und auch Vorurteile abzubauen. „Der Kontrast zu hier ist schon krass. Aber man sieht, dass die Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeit was tun, um was zu verändern“, sagt Schulsprecher Leon Mathay.

Großer Unterschied zwischen Privat- und Staatsschulen

Bildung als Chance im von den Behörden vernachlässigten Stadtteil Zongo – das ist das Ziel von Mon Devoir. In den Staatsschulen sitzen bis zu 100 Kinder in einem Klassenzimmer. Im Vergleich dazu geht es an der Privatschule Mon Devoir fast schon luxuriös zu – mit rund 40 Schülerinnen und Schülern in einer Klasse. Nur Bücher gibt es kaum, weil sie zu teuer sind. Derzeit lernen hier rund 940 Schüler von der Grundschule bis zum Gymnasium in drei Gebäuden mit 16 Klassenzimmern, einem Computerraum und einem Lehrerzimmer, sowie einer Toilettenanlage. Eine Bibliothek und eine Cafeteria sind geplant und im Frühjahr eröffnet der Kindergarten. Die Schule ist ein Leuchtturm der Hoffnung. „Wir haben eine hohe Transparenz über die Verwendung der Gelder“, sagt Mon Devoir Gründer Jörg Scharpff. Die Lehrer sind allesamt Einheimische – als Hilfe zur Selbsthilfe.

Caroline Schnebel hat einen eindrucksvollen Film gedreht – nur mit Musik unterlegt. Zusätzliche Informationen sind nicht nötig. Die Bilder sprechen für sich: Frauen, die enorme Wasserbehälter auf dem Kopf transportieren, der Besuch des Regenwalds, die Kaffeeernte oder Mitschüler, die das Nationalgericht Fufu aus Yams stampfen. „Die Menschen waren sehr offen und wollten uns immer beschenken“, sagt Caroline. Togo zählt mit rund 7,7 Millionen Einwohnern zu den ärmsten Staaten der Welt. Seit mehr als 50 Jahren beherrscht die Familie Gnassingbé das Land: nach einem Militärputsch 1967 für 38 Jahre Eyadéma Gnassingbé, seit dessen Tod sein Sohn Faure. Zuletzt kam es zu Massenprotesten gegen die Staatsspitze. Wenn die politische Situation es zulässt, wird die nächste Begegnungsreise im Herbst dieses Jahres stattfinden.

17 Schülerinnen und Schüler der Klasse 11 haben bereits ihr Interesse an einer Reise signalisiert. Darunter auch Alban und Paul. „Mich hat der Abend inspiriert. Es ist toll, dass wir an unserer Schule überhaupt die Möglichkeit haben diesen Einblick zu bekommen“, sagt Alban.