Katrin Ebner-Steiner, Fraktionsvorsitzende der bayerischen AfD, beim politischen Aschermittwoch ihrer Partei Foto: dpa/Armin Weigel

Die AfD-Fraktionsvorsitzende in Bayern, Katrin Ebner-Steiner, ist eine Anhängerin des rechtsnationalen Björn-Höcke-Flügels. Ihr tief zerstrittener Landesverband verwehr ihr allerdings den Sprung an die Parteispitze.

Greding - Eigentlich wollte sie gar nicht kandidieren. So hat sie es gesagt. Nun aber steht sie vorne, vor den gut 500 Besuchern des AfD-Landesparteitags, hält eine recht laute Bewerbungsrede – und alle verstehen, was Katrin Ebner-Steiner in Wahrheit will: Lediglich für den Vizeposten im AfD-Landesverband will sie nicht wieder antreten. Sie will die ganze Macht. Den richtigen Parteivorsitz. Zusätzlich zur Leitung der Landtagsfraktion, die sie ohnehin innehat. „Wo beide Ämter in einer Hand liegen, da schneiden wir am besten ab“, sagt die 41-jährige. Und: „Ich habe einen Superruf bei den Wählern!“

Ebner-Steiner hat eine große Schar von Claqueuren mitgebracht. Busseweise, heißt es, seien ihre Fans ins mittelfränkische Greding gekarrt worden; sie johlen, sie buhen andere nieder, sie schreien „Katrin, Katrin“ im Chor. AfD-Parteitage in Bayern setzen sich ja nicht aus gewählten Delegierten zusammen; sie stehen allen Mitgliedern offen. Bei Abstimmungen siegt da, wer jeweils die größte Unterstützertruppe hat heranschaffen können. Das macht die Sache unberechenbar. Für alle Seiten, wie sich zu Ebner-Steiners Leidwesen an diesem Samstag herausstellt.

Corinna Miazga wird zur neuen Parteivorsitzenden gewählt

Ebner-Steiner gilt als die Vertreterin des rechtsnationalen AfD-Flügels Der Flügel in Bayern schlechthin, als treueste Anhängerin des Thüringers Björn Höcke. Sie ist eine von jenen in der Führungsriege, denen man parteiintern die größte Schuld an den Spaltungen im zutiefst zerstrittenen Landesverband anlastet. Sie kennt, so heißt es, nur Gefolgsleute oder Feinde. In der Fraktion hat man schon Strafanzeige gegen sie gestellt, weil Ebner-Steiner private E-Mails veröffentlicht hat, mit denen sie ein Komplott zu ihrem Sturz beweisen wollte. „Und wie wirst du den Landesverband führen, wenn du schon die Fraktion nicht ohne Spaltung führen kannst?“, schallt es ihr in Greding entgegen, „woher nimmst du diese Frechheit?“ Den „Mut“ dafür, gibt sie zurück, „nehme ich aus meinem Glauben, ich bin Christin. Und aus meiner Familie.“

Dann aber tritt eine Bewerberin auf, die vorher niemand so recht auf dem Radar hatte: Corinna Miazga, 36 Jahre alt, Bundestagsabgeordnete. Sie schreit nicht; sie will „Ruhe in die Sache“ und den Landesverband bringen, und sie macht das akustisch schon mal vor. Arbeit am Image verlangt sie von der AfD: „Das Programm stimmt, aber das Erscheinungsbild nicht. Freunde sagen mir, wir wählen euch nicht, denn ihr seid ein . . .“ Das Wort Sauhaufen, das da alle in der Luft liegen hören, muss sie gar nicht mehr eigens aussprechen. Sie stehe nicht für eine Gruppierung, sagt Miazga, sondern „für die ganze AfD“, und diese sei die „größte Rettungsaktion, die jemals für Deutschland durchgeführt wurde“.

Der neuen Chefin wird ein Flügel-Mann zur Seite gestellt

Am Samstagnachmittag kommt es dann zum Showdown: Den bisherigen AfD-Chef in Bayern, Martin Sichert, will nach zwei Jahren nur mehr eine Minderheit wiederhaben; und als schon alles nach einem Durchmarsch für Ebner-Steiner aussieht – sie liegt vorne –, siegt in der Stichwahl doch noch Corinna Miazga mit 305 zu 216 Stimmen. Aber auch wenn es in Greding nicht zur direkten Machtübernahme durch Der Flügel kam: Für die künftige Ausrichtung der bayerischen AfD ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Als ersten Vize bekam Corinna Miazga nämlich den strammen Bundestagskollegen Hansjörg Müller an die Seite gestellt – und Katrin Ebner-Steiner, sie bleibt ja Fraktionsvorsitzende im Landtag.