Mit 93 Prozent ist Marc Biadacz zum Kandidaten nominiert worden. Foto: factum/Jürgen Bach

Die Wähler werden bekannte Namen auf den Stimmzetteln finden: Marc Biadacz (CDU) und Jasmina Hostert (SPD) wurden mit großer Mehrheit aufgestellt. Florian Toncar ergattert bei der FDP Listenplatz 5. Auch die anderen Parteien setzen auf Kontinuität.

Böblingen - Kaum neue Namen werden die Wähler im Wahlkreis Böblingen auf ihren Stimmzetteln für die Bundestagswahl vorfinden. CDU und SPD setzten auf bewährte Kräfte. Auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Florian Toncar wurde für eine weitere Periode nominiert. Der Grüne Tobias Bacherle hat bei seiner Nominierung im November keinen Gegenkandidaten, Markus Frohnmaier (AfD) wird auch nicht herausgefordert.

Von 147 CDU-Mitgliedern wählten am Freitagabend in der Kongresshalle 93,2 Prozent Marc Biadacz zum CDU-Kandidaten, einen Gegenkandidaten gab es nicht. Der 41-jährige Sozialwissenschaftler präsentierte sich in seiner Rede als Wirtschaftspolitiker. „Ich will auch irgendwann emissionsfrei fahren“, erklärte er. „Aber wir brauchen noch die Verbrenner der neuesten Generation, um den Autofirmen Zeit und Kraft zu geben.“ Dafür werde er sich in Berlin einsetzen, „weil daran die Arbeitsplätze im Kreis Böblingen hängen“. Deutschland sei in der aktuellen Krise deshalb so stark, weil die CDU in der Vergangenheit die „schwarze Null“ durchgesetzt hatte. „Die Grünen, die Roten und die ganz Roten hatten immer wieder gesagt: Das brauchen wir nicht“, sagte er. Spätestens in drei oder vier Jahren werde man wieder „sparen wie die schwäbische Hausfrau“. Aber so lange werde der Bund in der Corona-Krise helfen.

Keine kritischen Fragen

Kritische Fragen zu seiner Arbeit musste Biadacz nicht über sich ergehen lassen. Seit vier Jahren versucht er als Nachfolger des einflussreichen Clemens Binninger in Berlin Profil zu gewinnen, bislang sitzt er im Arbeits- und Digitalausschuss. „Und wann kommt die Anrede Herr Minister?“, will ein Zuhörer wissen. „Der Landkreis Böblingen steht für mich ganz oben“, lautete seine Antwort.

Einen Tag zuvor war an gleicher Stelle und ebenfalls ohne Gegenkandidaten Jasmina Hostert zur SPD-Kandidatin gewählt worden. Sie bekam – bei einer Enthaltung – alle 49 Stimmen. „Von diesem Ergebnis bin ich überwältigt“, sagte die 37-Jährige, die zudem in zahlreichen Wortmeldungen große Unterstützung erfuhr. „Ich freue mich sehr über den Rückenwind.“ Einen Schwerpunkt setzte die Kandidatin, die seit 2016 als Geschäftsführerin der SPD-Regionalfraktion Stuttgart arbeitet, beim Thema Arbeitsplätze und der Kindergrundsicherung. „Die Transformation der Autoindustrie muss kommen – aber nicht auf dem Rücken der Beschäftigten.“ Sie will an der Seite der Gewerkschaften und Betriebsräte für den Erhalt von Arbeitsplätzen kämpfen.

Aussichtsreicher Platz auf der Landesliste

Im Wahlkampf gilt es für nun Jasmina Hostert, einen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste zu bekommen. Als eine von vier stellvertretenden Landesvorsitzenden dürfte sie dafür keine schlechten Karten haben. Der FDP-Kandidat Florian Toncar hat das bereits geschafft. Ebenfalls an diesem Wochenende wählten die Liberalen bei ihrer Landesvertreterversammlung in Friedrichshafen den Rechtsanwalt mit 87 Prozent auf Platz fünf der Liste.

Ein bisschen Gegenwind bekommt der angestammte Kandidat einzig bei den Linken. Richard Pitterle, Sindelfinger Stadtrat und Abgeordneter von 2009 bis 2017, wird von Niko Kulisch herausgefordert. Die Nominierung findet am 24. Oktober statt. Die AfD trifft sich erst im neuen Jahr, um Markus Frohnmaier zum Kandidaten zu küren.