Michael Groß ist Solocellist der Stuttgarter Staatsoper und Gründungsmitglied des Trio Parnassus. Foto: Parnassus-Akademie

Die neueste CD der Parnassus-Akademie um den Cellisten Michael Groß stellt den Komponisten Michael Gotthard Fischer vor.

Stuttgart - Die Musiker um Michael Groß haben ein untrügliches Gespür für Qualität. Das ist wichtig, denn der stellvertretende Solocellist des Stuttgarter Staatsorchesters, sein Trio Parnassus und die größer besetzte Parnassus-Akademie sind vor allem dort zu Hause, wo es sonst fast niemand ist: bei unbekannten Werken der kammermusikalischen Literatur, mit Vorliebe aus dem frühen 18. Jahrhundert. Zuletzt hat das Ensemble Wilhelm Bernhard Molique und Christian Heinrich Rinck wiederentdeckt, und nun macht es mit Werken eines Mannes staunen, den die meisten wohl nicht mal vom Hörensagen kennen. Michael Gotthard Fischer (1773–1829) war nicht nur Komponist (der bei einem Bach-Schüler ausgebildet wurde), sondern hat auch als Kritiker die sechste Sinfonie seines Zeitgenossen (lobend) rezensiert. Aus der Vermählung beider Tätigkeiten ist ein sehr besonderes Arrangement entstanden: die „Pastorale“ als Streichsextett.

 

Beethovens „Pastorale“ gewinnt an Individualität

Das hat einen ganz eigenen Reiz. Ins intime Format heruntergezoomt haben die „heiteren Empfindungen“ etwas Zartes, ja Zärtliches, die einzelnen Stimmen gewinnen an Individualität. Zwar wirken die Kontraste des Originals zwischen Orchestertutti und kammermusikalischen Momenten (wie etwa dem Kuckucksruf in der „Szene am Bach“) etwas eingeebnet, und die dramatische Fallhöhe im Gewitter-Allegro ist erheblich reduziert. Dafür aber hört man Details, die im Sinfonischen leicht untergehen, und Fischer kompensiert den Wegfall der Bläserfarben durch einen wirkungsvollen Umgang mit wechselnd kombinierten Lagen und Registern. Die Parnassus-Musiker spielen virtuos – und ergänzen die Beethoven-Bearbeitung durch Fischers Klavierquartett op. 6, das subtil die eine oder andere melodische Phrase von Beethoven ausleiht, mit den experimentellen Durchführungen dieses Komponisten aber weiter nichts am Hute hat. Der Adagio-Mittelsatz ist reines, klassisches Fließen und Singen. Eine tolle Entdeckung!

Michael Gotthard Fischer: Klavierquartett op. 6, Sextett 1810 Bearbeitung von Beethovens „Pastorale“ für Streichquartett. Parnassus-Akademie. MDG