Rückschlag für den früheren Regierungschef Manuel Valls – er darf nicht für die „En-Marche!-Partei des designierten Präsidenten Macron antreten. Doch die Newcomer lassen dem 54-Jährigen eine Chance.
Paris - Emmanuel Macron macht Ernst. Eine Erneuerung des politischen Lebens hat Frankreichs neuer Staatschef versprochen. Die am Donnerstag präsentierte Liste der Kandidaten, die dem Präsidenten und seiner Bewegung La République en Marche(REM, Vorwärts die Republik) bei den Parlamentswahlen im Juni zur absoluten Mehrheit verhelfen sollen, zeugt von ungestümem Erneuerungsdrang.
Nicht nur, dass Macron auf strikte Parität geachtet hat, genauso viele Männer wie Frauen aufbietet. Die Hälfte der 428 Anwärter auf einen Sitz in der Nationalversammlung sind auch noch gänzlich neu im politischen Geschäft. Richard Ferrand, der REM-Generalsekretär, hat sie „Angehörige der Zivilgesellschaft“ genannt. Politische Widersacher sprechen abschätzig von „blutigen Anfängern“.
Keine Recycling-Anstalt für Altpolitiker
Die restlichen REM-Kandidaten verfügen zwar über politische Erfahrung, standen zum Großteil bisher aber nicht im Rampenlicht. Zu ihnen zählen Überläufer aus den Reihen der Sozialistischen Partei, die über François Hollandes glücklose Präsidentschaft und den sich verschärfenden Richtungsstreit zwischen Sozialdemokraten und radikalen Linken ins politische Abseits geraten ist.
In Scharen versuchen um das politische Überleben der Partei bangende Genossen, sich Macrons Bewegung anzuschließen. Bei den Umworbenen hält sich die Begeisterung über den Zulauf in Grenzen. „Wir sind keine Recycling-Anstalt für Altpolitiker“, hat Jean-Paul Delevoye kürzlich klargestellt, Vorsitzender der über Parlamentskandidaturen entscheidenden Auswahlkommission. Nach Ferrands Angaben werden lediglich 24 scheidende sozialistische Parlamentarier für REM antreten.
Traditionspartei schwächen
Aus den Reihen der konservativen Republikaner hat bisher kein Abgeordneter die Seiten gewechselt. Das kann und soll sich aber offenbar noch ändern. Macron verspricht sich von Kandidaturen ehemals konservativer Politiker doppelten Gewinn. Zum einen kann er sie als Ausweis dafür herumreichen, dass La République en Marche eine für Linke und Rechte gleichermaßen attraktive Bewegung ist. Zum anderen würde der Wechsel von Republikanern zu Macron die mit REM konkurrierende Traditionspartei schwächen.