Kunden zu verärgern, könne man sich nicht leisten, sagt der Supermarktbetreiber. Foto: dpa

Wegen der umstrittenen Parkscheiben-Pflicht auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Leinfelden-Echterdingen muss sich Edeka Bauer zurzeit einiges anhören – zu Unrecht.

Leinfelden - Willi Bauer muss sich zurzeit oft verteidigen. Erst gerade haben ihn wieder drei Kunden angesprochen. Sein Laden am Neuen Markt sei so nett, warum er denn jetzt das mit der umstrittenen Parkscheiben-Pflicht angefangen habe? Hat er aber nicht. Das erklärt Willi Bauer den Kunden gebetsmühlenartig – persönlich, am Telefon oder auf seiner Facebook-Seite. Er ist der Marktleiter des Edeka am Neuen Markt. Und der Frust richte sich gegen den Falschen, sagt er.

Die Menschen aus Leinfelden-Echterdingen diskutieren seit geraumer Zeit über eine neue Regelung, die vor Kurzem am Filder-Einkaufszentrum an der Adlerstraße in Leinfelden eingeführt worden ist. Kunden, die ihr Auto auf dem Parkplatz abstellen wollen, müssen die Parkscheibe auf die Armatur legen. Tun sie dies nicht oder überziehen sie die Zeit, müssen sie mit einem Knöllchen rechnen. Weil Mitarbeiter einer privaten Firma – Park Security – die Strafzettel hinter die Scheibenwischer klemmen, kosten sie weit mehr als fürs Parkscheibevergessen auf einem städtischen Parkplatz: 30 Euro werden verlangt. Das Doppelte bis Dreifache von der städtischen Buße für dasselbe Vergehen.

Gespaltenes Meinungsbild

Die Diskussionen der Leute über dieses Vorgehen in den vergangenen Wochen zeigte ein gespaltenes Meinungsbild. Da gibt es die, die nicht verstehen, was so schwer daran ist, eine Parkscheibe bereitzulegen. Und es gibt jene, die sich gegängelt fühlen und dem Leinfelder Ladenzentrum den Rücken kehren wollen.

Zum Zentrum gehört ein großer Edeka-Markt. Aber eben nicht der, den Willi Bauer betreibt. Er ist für den am Neuen Markt verantwortlich. Doch für die Kunden sei Edeka offenbar einfach Edeka, sagt Bauer. Dabei käme ihm nach eigenen Worten niemals in den Sinn, die Praxis vom Filder-Einkaufszentrum zu kopieren. „Man verärgert die Kunden nur“, sagt er. „Das können wir uns heute gar nicht mehr leisten.“

Für seine Kunden hat er 50 Parkplätze gemietet. Betreiber sei die Stadt, sagt er. Ein kleines Schild weise die Kunden darauf hin, dass sie dort mit Parkscheibe zwei Stunden lang gratis stehen können. Geahndet werden Verstöße vom städtischen Ordnungsamt – und nach dem Geschmack von Willi Bauer viel zu lax. Die Konsequenz: S-Bahn-Kunden und Anwohner blockieren seine Stellplätze.

Das Grundproblem sieht er genauso

Wenn dieses Jahr die S-Bahn-Haltestelle noch näher an seinen Laden verlegt werde, befürchtet Bauer, dass seine Kunden noch seltener einen Parkplatz bei ihm finden werden. Dabei zahle er doch Miete dafür. Deshalb stehe nun ein Gespräch mit der Hausverwaltung an. Bauer sagt, das eine, kleine Schild reiche nicht aus, um Parkplätze für Kunden freizuhalten. Es müsse eine andere Lösung her. Eine Schranke, größere Schilder, mehr Kontrollen. Denn das Grundproblem – die geizigen Dauerparker – sieht Bauer durchaus. Nur wolle er die Parksünden kundenfreundlicher ahnden. Das erklärt der Marktleiter zurzeit auch allen Kunden, die ihren Frust über die vermeintliche Abzocke von privaten Parkplätzwächtern fälschlicherweise bei ihm abladen.