Der Neurologe Gernot Liebich ist ein Experte für die Parkinson-Krankheit. Foto: Hemminger

Der Neurologe Gernot Liebich hat die Selbsthilfegruppe in der Altenwohnanlage Lindenbachsee in Weilimdorf besucht.

Stuttgart-Weilimdorf - Seit einem halben Jahr treffen sich die Mitglieder der Selbsthilfegruppe für Parkinsonkranke alle zwei Monate in der Altenwohnanlage am Lindenbachsee und tauschen sich über ihre Erfahrungen mit der neurologischen Krankheit aus. Um mehr als nur ein Kaffeekränzchen zu veranstalten, lädt der Förderkreis-Vorsitzende Dietfried Deike zu jedem Termin Fachleute ein. Er bedauert, dass die Öffentlichkeit nur wenig über die Krankheit wisse. Insgesamt sind in Deutschland etwa 300 000 Patienten von Parkinson betroffen.

Beim jüngsten Treffen der Gruppe war der Neurologe Gernot Liebich zu Gast. „Die Ursachen von Parkinson sind nach wie vor nicht ganz geklärt“, sagte Liebich. Fest stehe lediglich, dass sich jene Nervenzellen im Hirnstamm, die den Botenstoff Dopamin bilden, drastischer reduzieren als bei einem gesunden Menschen. In Zahlen: statt 0,3 Prozent sterben bis zu 18 Prozent der Zellen pro Jahr ab. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Patienten gehen die Ärzte davon aus, dass der Gendefekt vererbt wurde. Bei allen anderen Parkinsonkranken werden Umweltgifte oder Viren als Ursache vermutet. „Das größte Risiko, an Parkinson zu erkranken, ist das Alter“, stellte der Facharzt fest. Bis zum 60. Lebensjahr treten nur wenige Fälle auf, bei über 70-Jährigen steigt die Zahl rapide an. Laut Statistik erkranken Raucher und Kaffeetrinker seltener an Parkinson, ein Zusammenhang ist dennoch nicht belegt.

Das augenfälligste Symptom ist der Tremor

Zu den Symptomen, die bei der neurologischen Krankheit auftreten, zählt unter anderem, dass sich Bewegungen verlangsamen. „Eine Glühbirne einzudrehen oder eine Schraube zu ziehen, wird schwieriger“, sagte Liebich. Darüber hinaus versteift die Muskulatur, in einem späteren Krankheitsstadium wird die Haltung instabil. Das augenfälligste Symptom ist der Tremor. Die Schüttellähmung wurde 1817 erstmals von James Parkinson beschrieben. Häufig tritt das Zittern nur auf einer Seite auf. „15 Prozent der Patienten erleiden aber nie einen Tremor.“ Oft leiden die Betroffenen unter Schluckstörungen, sie sprechen langsamer, die Schrift wird klein und krakelig.

„Schädigungen treten aber nicht nur im Hirnstamm auf, sondern auch das autonome Nervensystem kann betroffen sein“, sagte der Neurologe. Das Herz-Kreislauf-System sei häufig geschwächt, weshalb Patienten ein Schwindelgefühl beim Aufstehen verspüren. Auch Verdauungsschwierigkeiten, sexuelle Störungen oder Schwitzattacken gehörten zu den Symptomen. Darüber hinaus gibt es Frühzeichen, die auf eine Parkinson-Erkrankung hindeuten können. Bereits zehn Jahre vor Ausbruch der Krankheit kann der Geruchssinn beeinträchtigt sein. Viel Bewegung im Schlaf gehört ebenso zu den Frühzeichen, außerdem können einige Patienten die Farben Gelb und Blau schlecht auseinanderhalten. Auch Schmerzen in einem Arm oder einer Schulter können Vorboten für Parkinson sein.

Positive Wirkungen durch Konsum von grünem Tee und Ginkgo

Aus den Reihen der Zuhörer kam die Frage nach einem Hirnschrittmacher auf. Liebich erklärte, dass hierbei Elektroden operativ ins Gehirn eingesetzt werden und elektrische Impulse aussenden. Der Impulsgeber sitzt meist im Schlüsselbein. Bedingung ist, dass der Patient in guter körperlicher Verfassung und auch nicht dement ist. „Das ist eine Routineoperation, die nicht sehr kompliziert ist“, ermutigte Liebich. Ein Patient ergänzte, bei ihm funktioniere der Hirnschrittmacher ausgezeichnet, der Tremor sei seither weg. „Für mich war die OP ein Segen“, sagte er.

Positive Wirkungen werden laut Liebich außerdem beim Konsum von grünem Tee und Ginkgo festgestellt. Ferner rät der Neurologe zu Nordic Walking, Thai Chi und Sprechtraining beim Logopäden. Sein Fazit lautete: „Man kann Parkinson nicht heilen, aber man kann die Symptome verbessern.“