Das Parkhaus des LKA ist baufällig und deshalb auf vermutlich zwei Jahre gesperrt. Foto: Georg Linsenmann

Die Schließung des Parkhauses beim LKA verschärft die Parkprobleme am Seelberg. Anwohner beklagen sich über fehlende Parkplätze, patzige Antworten und das Verhalten der Behörden.

Bad Cannstatt - Am Seelberg tagsüber einen Parkplatz zu bekommen, das war schon bisher schwierig genug. Nun aber verschärft sich die Situation im Dreieck zwischen Waiblinger und Augsburger Straße und Richtung Deckerstraße noch weiter: Nach einer routinemäßigen Überprüfung musste das zum Landeskriminalamt (LKA) gehörende Parkhaus wegen statischer Probleme von einem Tag auf den anderen geschlossen werden. Und die Schließung dürfte dauern. Bis zu zwei Jahre, denn die Sanierung des 40 Jahre alten Baus mit 200 Stellplätzen ist ja noch nicht einmal auf den Weg gebracht.

Nun aber schlagen Anwohner Alarm. Zum Beispiel eine ältere Dame aus einem Genossenschaftsbau in der Aberlin-Jörg-Straße, die gleich betont: „Da können Sie jeden fragen, im weiteren Umfeld hier sagen alle das Gleiche.“ Die Klage richtet sich gegen das Landeskriminalamt mit seinen rund 700 Mitarbeitern: „Es war schon bisher so, dass Mitarbeiter mit ihren Autos hier in die Wohnstraßen gedrängt haben. Die Bewohner fahren morgens weg und flugs ist der Platz von den auswärtigen Kennzeichen belegt und man kann schauen, wie die Leute zum Amt rüberlaufen.“ Nach der Schließung des Parkhauses sei es noch schlimmer geworden: „Mich ärgert auch die dreiste Selbstverständlichkeit, mit der das geschieht. Und wenn man Leute höflich anspricht, bekommt man pampige Antworten und die Aufforderung, doch Anzeige zu erstatten.“

Von den Behörden enttäuscht

Doch selbst die Polizei reagiere mit Achselzucken. So sei sie schon mal aufgefordert worden, „alle zu fotografieren“. Etwa, wenn per Rückwärtsfahrt in Parklücken von Einbahnstraßen gestoßen werde: „Aber ich bin doch nicht deren Hilfspolizist!“ empört sich die Dame und ergänzt: „Wenn meine Tochter mit ihren Kindern zu Besuch kommt, muss sie irgendwo an einer Einfahrt die Kinder rauslassen und dann anderswo einen Parkplatz suchen. Und das kann dauern.“ Sie fasst zusammen: „Wir Anwohner kommen jetzt völlig unter die Räder.“ Ihre Erwartung: „Dass die Behörde ihre Mitarbeiter animiert, anderswo reguläre Parkplätze zu suchen.“

Der Behördensprecher Horst Haug kennt das Problem: „Ja, Anwohner haben sich auch schon direkt an uns gewandt. Erst vorhin hatte ich einen solchen Anruf.“ Er könne „die Sorge und den Ärger nachvollziehen, wir wurden von der Situation selbst überrascht“, sagt der LKA-Sprecher und versichert: „Wir tun alles Mögliche, um die Situation zu entspannen.“ So habe man mit Aldi eine Vereinbarung über die Nutzung von 20 Parkplätzen getroffen. Außerdem lege man den Mitarbeitern nahe, andere Parkhäuser zu nutzen: „Am Wilhelmsplatz, im Carré, bei den König-Karls-Passagen und beim NeckarPark. Aber wir sind dabei nur eine Art Scharnier. Die Verträge müssen die Kollegen dann selbst schließen.“

„Eine komplizierte Lage“

Daneben habe man versucht, eine Rasenfläche vor dem Gebäude provisorisch schottern zu lassen: „Wie beim Bau des Erweiterungsflügels vor 15 Jahren. Das hätte 20 Plätze gebracht. Die Stadt hat das aber diesmal leider nicht genehmigt.“ Prinzipiell sei dem LKA „an einer guten Nachbarschaft gelegen“. Auch animiere man zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs: „Das ist aber nicht für alle möglich. Teils, weil Spezialeinheiten auch auf Abruf kommen müssen, teils weil Mitarbeiter von weiter draußen kommen.“ Er selbst fahre „seit 25 Jahren mit dem ÖPNV zur Arbeit“. Und fürs Parkhaus habe man schon bisher „eine lange Warteliste“ gehabt.

Wie angespannt die Lage ist, weiß auch Thomas Kermes, einer der beiden Vorstände der Baugenossenschaft Bad Cannstatt, die am Seelberg 170 Wohnungen bewirtschaftet: „Bei uns sind Beschwerden von Mietern eingegangen. Aber die Situation ist generell kompliziert“, sagt Kermes: „Als die Häuser vor über 80 Jahren gebaut wurden, hat man noch keine Tiefgaragen gebraucht. Heute sieht das anders aus.“ Kermes kann die Klagen aus eigener Erfahrung bestätigen: „Ich wohne selbst da oben, ich sehe, was da läuft. Man fährt weg und schon ist belegt.“ Wenn er vom Einkauf oder von der Arbeit komme, „dann reihe ich mich in die Schlange der Suchenden ein und hoffe auf mein Glück“. Sein Fazit: „Es ist eine komplizierte Lage, die sich nicht so schnell lösen lässt.“