Mehrheitlich haben sich Stadträte in Stuttgart dafür ausgesprochen, die Stellflächen vor der Markthalle aufzugeben. Nun ist eine knappe Entscheidung gefallen. Auf den freien Flächen soll für mehr Aufenthaltsqualität gesorgt werden.
Die Diskussion über die Parkplätze vor der Stuttgarter Markthalle ist im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Gemeinderats in die nächste und wohl letzte Runde gegangen: Neun Stadträte der CDU, Freien Wähler, FDP und AfD stimmten dafür, die Stellflächen an der Dorotheenstraße dauerhaft zu erhalten und auch die bereits weggefallenen Parkplätze am Karlsplatz vor dem Dorotheen-Quartier wieder einzurichten. Das reichte bei zehn Gegenstimmen am Ende aber nicht für die Mehrheit. Die hatte das ökosoziale Lager inne, das sich weiterhin dafür aussprach, die Dorotheenstraße umzugestalten, aufzuwerten und dafür die 18 Parkplätze vor der Markthalle wegfallen zu lassen, um den Bereich attraktiver zu gestalten. Flächen für Außengastronomie und für mehr Aufenthaltsqualität wurden gefordert.
Die Stadtverwaltung um den Leiter der Abteilung Verkehrsplanung und Stadtgestaltung, Stephan Oehler, präsentierte im Rat neue Vorschläge, um die weitere Planung voranzutreiben. Für die Besucher der Markthalle und Fußgänger allgemein soll mehr Platz geschaffen werden. Zudem soll es Beete mit insektenfreundlichen Stauden und Wildblumen geben. Links und rechts vor der Hallenfront ist jeweils eine Logistikfläche für den morgendlichen Anlieferverkehr vorgesehen. An den Öffnungstagen der Markthalle sollen dort bis 11 Uhr Fahrzeuge ausladen dürfen. Danach können diese Flächen mit Tischen und Stühlen bespielt werden. In der Mitte des bisherigen Parkraums ist eine größere Multifunktionsfläche geplant, auf der Tische und Stühle fest installiert werden.„Das ist für die Händler eine Chance“, sagte Björn Peterhoff (Grüne). Sie könnten dort sich und ihre Produkte präsentieren.
Kundenfrequenz muss erhöht werden
Rund um die Markthalle fallen nicht alle Parkplätze weg. Erhalten bleiben zwei Behindertenparkplätze, ebenso die Stellflächen am Alten Schloss, wo die Markthallen-Händler ihre Fahrzeuge abstellen. So sieht das vorläufige Konzept aus. Bis Juli 2025 soll der Planungsprozess endgültig abgeschlossen sein. Man wolle auf jeden Fall auch die Nutzerinnen und Nutzer in die Diskussion einbinden. Die Märkte Stuttgart GmbH, die die Markthalle verwaltet, befragt aktuell Händler und Kunden. „Wir wollen erfahren, was sie sich vorstellen können“, sagte der Märkte-Geschäftsführer Thomas Lehmann. Lucia Schanbacher (SPD) wies darauf hin, dass die Händlerinnen und Händler Alarm geschlagen hätten, weil die Kundenfrequenz in der Markthalle fehle. „Wir müssen uns also überlegen, wie wir mehr Leute hineinbekommen“, sagte die Sozialdemokratin. Deshalb müsse man auf jeden Fall auch Menschen befragen, die dort noch nicht hingehen.
Mitte 2028 sollen die Arbeiten beendet sein
In die Überlegungen einbezogen werden auch der Karlsplatz sowie die Flächen vor dem Alten Schloss und am Alten Waisenhaus. Vorgesehen sind unter anderem zwei Grünflächen und eine WC-Anlage, von der Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin Stuttgart-Mitte, nicht begeistert war. Das Containerklo sei furchtbar, sagte sie, und bezog sich auf das Erscheinungsbild. Einige Stadträte fanden den aktuell vorgesehenen Standort nicht optimal und baten darum, dass eine Verlagerung geprüft werde. Zudem wunderten sich einige Ratsmitglieder, dass keine Spielfläche für Kinder in den Planungen zu finden sei. Man wolle kein eingezäuntes Kleinkind-Ghetto mit Schaukel und Wippe, hieß es dazu vonseiten der Stadtverwaltung. Vielmehr wolle man zum freien Spiel ermutigen und denke über eine Spiel- und Sportbox nach, die dann vor Ort zur Verfügung stehen könnte.
Der Baubeginn ist aktuell im September 2026 vorgesehen. Mit der Fertigstellung sei Mitte 2028 zu rechnen. Wann die Markthalle selbst zukunftsfähig gemacht wird, steht noch nicht fest. Thomas Lehmann möchte auf jeden Fall im März nächsten Jahres Gespräche mit Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann führen, um über Sanierung, Modernisierung, Zeitplan und Kostenrahmen zu sprechen.