In den inneren Stadtbezirken kostet das Parken bereits seit 2015 Geld. Foto: Lg/Leif Piechowski

Die nahen Bürokomplexe in Degerloch führen dazu, dass im nordöstlichen Teil von Stuttgart-Sonnenberg Anwohner keine Parkplätze mehr finden. Hinzu kommen Flughafenparker. Ist ein Parkraummanagement die Lösung?

In der engen Straße in Sonnenberg stehen die Autos Stoßstange an Stoßstange. Ein Blick auf die Kennzeichen legt nahe, dass es nicht die Fahrzeuge der Anwohner sind, die hier parken. Viele der Autos kommen aus Reutlingen, Tübingen und Esslingen. „Sie finden durchgehend keinen Parkplatz mehr“, sagt Günter Renner, der an der Harmstraße wohnt, in jenem nördlichen Teil Sonnenbergs, das direkt an Degerloch grenzt. Seit dem Frühjahr habe sich die Lage dort zugespitzt, sagt Günter Renner.

Der Rentner vermutet, dass viele der Pendler im nahen Bürokomplex in Degerloch arbeiten. Dort gibt es zwar ein Parkhaus, aber das sei vielen wohl zu kompliziert oder zu teuer. „Und von uns aus sind es nur drei Minuten Fußweg bis in die Büros“, sagt Günter Renner. Hinzu kommen noch die Flughafenparker. Seit die U6 bis zum Airport fahre, würden viele Urlauber ihr Auto in Sonnenberg abstellen und dann weiter mit der Stadtbahn fahren und sich so die teuren Gebühren am Flughafen sparen. „Das ist für die Leute natürlich ideal“, sagt er.

Hin und wieder werden in dem Gebiet Knöllchen verteilt

Besonders stört ihn, dass auch an „neuralgischen Stellen“ geparkt werde, zum Beispiel vor Einfahrten und Eingängen. Und weil es an der kleinen Harmstraße keinen Gehweg gebe, müsse man dann selbst den Kinderwagen über das Auto heben, um auf sein Grundstück zu kommen. Der Rentner hat das auch schon der Stadtverwaltung gemeldet. Hin und wieder, etwa alle drei bis vier Wochen, sei jemand vor Ort, um Knöllchen zu verteilen. Das ist Günter Renner zu wenig.

Lange Zeit haben Städte ihre Straßen weitgehend kostenlos fürs Parken zur Verfügung gestellt. Mittlerweile wird dieses Angebot so rege genutzt, dass in manchen Gebieten selbst die Anwohner keine Lücke mehr für ihr Fahrzeug finden. Das hat zu Frust bei den Bürgern und zu einem Umdenken bei den Verwaltungen geführt. Wer sein Auto im öffentlichen Raum abstellen will, muss mittlerweile in vielen Städten zumindest in bestimmten Gebieten dafür zahlen. Für Anwohner gibt es dann einen kostenpflichtigen Anwohnerparkausweis. In der Landeshauptstadt war Stuttgart-West der Vorreiterbezirk, in dem als erstes ein solches Parkraummanagement eingeführt wurde.

Aktuell sei kein Parkraummanagement möglich

Die Pressestelle der Stadt erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der Verwaltung keine besondere Beschwerdelage bezüglich der Parkproblematik in Sonnenberg bekannt sei. Für den Stadtteil Sonnenberg habe es erstmalig 2020 eine Voruntersuchung zu einem möglichen Parkraummanagement gegeben. „Auch wenn einzelne Straßen eine hohe Auslastung aufgewiesen haben, konnte kein flächendeckender Parkdruck nachgewiesen werden“, heißt es in der Antwort der Stadt. Die Auslastung habe über den gesamten Stadtteil im Mittel bei knapp über 70 Prozent gelegen mit nur sehr geringen Schwankungen zwischen vormittags, nachmittags und den Abendstunden. Auf dieser Basis sei aktuell keine Ausweisung eines Parkraummanagement-Gebiets in Sonnenberg möglich.

Jedoch beobachtet die Stadtverwaltung diesen Bereich weiterhin. Denn die Erhebungen seien im Coronajahr 2020 gewesen. Zudem werde im April 2023 erstmalig in Degerloch ein Parkraummanagement eingeführt. Das könne zu Verdrängungseffekten führen, weshalb im Zuge der Wirkungskontrolle dann auch der Stadtteil Sonnenberg erneut untersucht werden müsse.