Eberhard Klink würden den Parkraum gern besser unter Anwohnern und Einkaufenden aufteilen. Foto: Rebecca Beiter

Wie kann der Parkraum in Degerloch sinnvoller genutzt werden? Der Gewerbe- und Handelsverein fordert unter anderem Parkraummanagement für den Stadtbezirk.

Degerloch - Auf seinem Weg zum Interview in Degerloch kommt Eberhard Klink an einigen freien Parkplätzen am Straßenrand vorbei. „Es ist eben mal so, mal so“, sagt er. Es fällt ihm, dem Sprecher des Degerlocher Gewerbe- und Handelsvereins, schwer, die Parksituation für die Kunden der Degerlocher Geschäfte zu bewerten. Denn einerseits beschweren sich manche Kunden und Händler bei Klink, dass es zu wenig Parkplätze gebe und Fremdparker, die in die Stuttgarter Innenstadt wollen, die Degerlocher Parkplätze blockieren. Andererseits bekommt er die Rückmeldung, dass man im Stadtbezirk sehr gut einen Parkplatz bekomme.

Klink selbst fährt selten mit dem Auto: „Das ist das Schöne, alle wichtigen Geschäfte sind zu Fuß erreichbar.“ Die Einkaufsmöglichkeiten wissen nicht nur die Bewohner zu schätzen, viele Kunden kommen laut Klink auch von weiter her mit ihrem Auto. „Der Kofferraum ist momentan noch die wichtigste Einkaufstasche“, davon ist Klink überzeugt. Deswegen spiele das Parken eine essenzielle Rolle für die Geschäfte in Degerloch.

An vielen Straßen im Zentrum des Stadtbezirks können Autos an der Seite parken. An der Felix-Dahn-Straße zum Beispiel sind 30 Minuten Parkzeit kostenlos, zwei Stunden kosten 1,50 Euro. Auch das Parkhaus Epplestraße bietet Einkäufern zentrumsnahen Parkraum. Um die Plätze rangeln Anwohner, Kunden, Arbeiter und Pendler. „Die Parkplätze hier sollten für diejenigen reserviert sein, die hier leben und einkaufen“, findet eine Frau, als sie ihr Auto aufschließt. Sie hat an der Epplestraße eingekauft.

Parkraummanagement für Degerloch

Eberhard Klink stimmt diesem Gedanken zu. Er fordert die Einführung des Parkraummanagements in Degerloch. Dieses System wird bereits in Teilen Stuttgarts angewandt und meint die Aufteilung von Parkplätzen in Kurz- und Langzeitparkplätze, Anwohner haben einen Parkausweis, alle anderen müssen einen Parkschein ziehen. Das Ziel sei es, so Klink, den Parkraum unter Anwohnern und Einkaufenden besser aufzuteilen. Klink möchte, dass es in Degerlochs Zentrum und am neuen Friedhof ein Parkraummanagement gibt. Es würde dann unter anderem die Felix-Dahn-, Karl-Pfaff-, Schöttle- und die Rubensstraße umfassen.

Der Gewerbe- und Handelsverein sei dazu in Gesprächen mit der Stadtverwaltung, so Klink.„Damit könnten wir ortsfremde Umsteiger auf den ÖPNV davon abzuhalten, den Parkraum zu blockieren, der dringend für Anwohner und Kurzparker beim Einkaufen benötigt wird.“ Grundsätzlich kostenfreien Parkraum gäbe es nicht mehr, und die begehrten Parkplätze vor den Geschäften wären zeitlich beschränkt.

Neben der besseren Verteilung des Parkraums spricht sich Klink dafür aus, neuen zu schaffen. Er bedauert es, dass beim Neubau des Hauses der Kirche nicht gleich das Parkhaus Epplestraße erweitert wird: „Nun bleibt zunächst nur die Erweiterung der Parkmöglichkeiten bei der Ansiedlung eines Discounters an der Felix-Dahn-Straße“, 40 zusätzliche Parkplätze könnten dabei entstehen.

Zusätzlich müsse der bestehende Parkraum sinnvoll genutzt werden. Kontrolle „mit Augenmaß“, wie Klink es nennt, sei ein unverzichtbares Mittel, um unrechtmäßige Dauerparker von den Straßen fernzuhalten. Die Anwohner und die Kunden an der Einkaufsstraße sehen das Parkplatzproblem gemischt: Eine junge Familie aus der Innenstadt zum Beispiel hatte keine Probleme bei der Parkplatzsuche. Die Menschen, die aus der U-Bahn und den Bussen kommen, haben andere Erfahrungen gemacht. Viele erzählen, dass sie häufig keine Parkplätze bekommen hätten und deswegen auf die öffentlichen Verkehrsmittel umgestiegen seien. Ein Mann aus Waldenbuch beklagt die schlechte Ausschilderung der Parkplätze in Degerloch. Er befürwortet ein elektronisches Parkleitsystem, das freie Parkplätze anzeigt.

Einkäufe mit dem Fahrrad liefern

Für den lokalen Handel ist Parkraum wichtig, damit Kunden komfortabel größere Einkäufe mit dem Auto nach Hause transportieren können. Klink möchte dieses Denken aufbrechen, zum Beispiel mit einer Kooperation des Gewerbe- und Handelsvereins mit dem Unternehmen Velocarrier. Dieses Unternehmen transportiert Päckchen oder eben Einkäufe per Fahrrad zum Käufer. Schwere Einkäufe erfordern dann nicht mehr zwingend ein Auto und somit keinen Parkplatz. Die Gespräche zwischen Velocarrier und den einzelnen Degerlocher Geschäften dauern noch an.

In der Parkplatzdiskussion ruft Klink dazu auf, das Augenmaß beizubehalten. Es gehe speziell für den Handel darum, konkurrenzfähig zu bleiben. Das vielfältige Einkaufsangebot in Degerloch und kompetente Beratung in den Geschäften sind Klinks Meinung nach mindestens ebenso wichtig wie Parkraum. „Die Beratung und das Einkaufserlebnis ist unser Vorteil gegenüber dem Online-Handel und unsere Zukunftsversicherung“, findet Klink. Deswegen müsse neben einer einfachen Parkplatzsuche auch die Einkaufskultur in Degerloch erhalten bleiben.

Alle Teile der Parkserie stehen auf www.stuttgarter-zeitung.de/thema/Filderparken und www.stuttgarter-nachrichten.de/thema/Filderparken.