Oase im Ballungsraum: Der Naturpark Schönbuch lockt Ausflügler, bietet Tieren und Pflanzen Lebensraum und liefert den wertvollen Rohstoff Holz. Foto: StN

Der Schönbuch ist der älteste und der kleinste Naturpark Baden-Württembergs. Jetzt kandidiert das 15.600 Hektar große Refugium bundesweit für den Titel Waldgebiet des Jahres. Ob es zum Sieg reicht, liegt an den Bürgern: Im Internet zählt bis 31. August jeder Klick.

Herrenberg/Waldenbuch - Mit 156 Quadratkilometern ist der Naturpark Schönbuch etwa so groß wie 15.000 Fußballfelder. Innerhalb Deutschlands ist er unter allen 103 Naturparks nach dem Harz der waldreichste. Er erstreckt sich etwa zehn Kilometer in Nord-Süd-Richtung und 25 Kilometer von Ost nach West und liegt auf der Markung von gleich vier Landkreisen, nämlich Böblingen, Esslingen, Tübingen und Reutlingen. Aber auch die Stuttgarter lieben ihren Schönbuch als Naherholungsgebiet.

Der Schönbuch ist einmalig in der Region Stuttgart. Denn er erfüllt vielerlei Funktionen. Menschen dient er der Naherholung, Tieren und Pflanzen als Lebensraum. Der nachwachsende Rohstoff Holz macht ihn wirtschaftlich interessant. Unter dem Waldboden schlummern archäologische Relikte, darüber vielerlei Kleindenkmale.

Aus Sicht von Mathias Allgäuer, Geschäftsführer des Naturparks Schönbuch, lag die Bewerbung bei dem Wettbewerb Waldgebiet des Jahres 2014 deshalb auf der Hand. „Wir sind außerdem vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ermuntert worden, uns zu beteiligen“ sagt Allgäuer. Und er ist optimistisch: „Vor ein paar Tagen lagen wir noch auf Platz zwei. Ich sehe gute Chancen.“ So hatte der Spitzenreiter bis dato 1700 Klicks, der Schönbuch rund 1500, die beiden anderen Mitbewerber 500 und 300.

Sieger von 2012 mobilisierte sämtliche Kontakte und Netzwerke

Ines von Keller, Bundesgeschäftsführerin beim Bund Deutscher Forstleute (BDF), der den Wettbewerb veranstaltet, kann nur bestätigen: „Letztes Jahr hat der Solling gewonnen, die Menschen dort haben offenbar sämtliche Kontakte und Netzwerke mobilisiert.“ So sammelte der Solling im Süden Niedersachsens knapp die Hälfte aller insgesamt platzierten 14.150 Klicks. Ines von Keller spricht von bisher 6000 Klicks in der laufenden Abstimmung – wer jetzt die Nase vorn hat, verrät sie aber nicht. Nur so viel: Dem Gewinner winkt breite Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit. Es werden mehrere Film- und Fernsehbeiträge gedreht, für März 2014 ist eine größere Eröffnungsveranstaltung für ein vielseitiges Jahresprogramm geplant. Der Sieger wird – direkt nach Ende der Abstimmung am 31. August – am 1. September bekanntgegeben. Dann stürzen sich die Organisatoren beim BDF in ihre Vorbereitungen für das Waldjahr 2014.

Wenn Ines von Keller die Kriterien für Teilnahme und Sieg auflistet, scheint der Schönbuch prädestiniert dafür: Die Einbindung der Bevölkerung sei wichtig, ein gutes Angebot an Bildung und Exkursionen, Nachhaltigkeitskriterien und der Wald in seiner Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion. Auch Themen wie „Doktor Wald“ – der „Wald als Gesundheitsfaktor“ – oder Angebote für Sport- und Geocaching-Begeisterte sind wichtig. „Die Abstimmung darf ruhig zeigen, dass die Menschen stolz auf ihr Gebiet sind“, so die Geschäftsführerin. Das Interesse des Verbandes ist es, die Forstleute als vielfältige Manager des Waldes zu präsentieren.

20 Kilometer naturnahe Wälder ohne auch nur eine Straße

Markenzeichen des Schönbuchs ist das Rotwild, das in Baden-Württemberg nur in fünf Gebieten vorkommt und grundsätzlich eingezäunt ist. Im Schönbuch leben 150 bis 180 Tiere auf 4000 Hektar. Besucher können sie von Hochsitzen und Besucherkanzeln aus beobachten. Im September ist dies besonders spannend, wenn die Hirsche sich während der Brunft aus dem Schutz herauswagen. Weil 99 Prozent seiner Fläche als Schutzgebiet ausgewiesen sind, ist die Artenvielfalt im Schönbuch herausragend. Dort leben sieben von neun heimischen Spechtarten und 15 von 20 Fledermausarten. Auch fast alle in Deutschland vorkommenden Baumarten sind dort zu finden. In den naturnahen und unverbauten Bächen Goldersbach und Schaich tummeln sich Wasseramsel, Eisvogel, Feuersalamander und Steinkrebs.

Besucher können rund 20 Kilometer durch naturnahe Wälder streifen, ohne auf eine Straße zu stoßen. So kommt es gar nicht so selten vor, dass sich jemand im Schönbuch verläuft. Aber auch geschichtlich ist der Schönbuch interessant: Soldatengräber und Brunnen, Hirsch- und Gedenksteine erinnern an lustige und tragische Begebenheiten in früheren Zeiten.

Abstimmen können Sie hier.