Die Brunnenanlage unterhalb der Villa ist schon stark sanierungsbedürftig. Foto: Jürgen Brand

Die Anlage wird in den kommenden zehn Jahren in zehn Bauabschnitten saniert. Der Sichelsee bekommt wieder Wasser, die Brunnenterrasse auch.

Die Villa Berg und der sie umgebende große Park sind eines der Großprojekte, in das die Stadt in den kommenden Jahren mehrere zehn Millionen Euro investieren wird. Während die Sanierung, der Umbau und gegebenenfalls die Erweiterung der Villa durch neue Anbauten noch mitten in der Planung sind, kann im Park schon angefangen werden. Der Vorentwurf eines Gesamtkonzepts für die Parksanierung ist schon im Gemeinderat vorgestellt und vom Bezirksbeirat Stuttgart-Ost einstimmig befürwortet worden.

SWR-Fernsehstudios sind abgerissen

Die größte Veränderung im Park ist bereits vollzogen: Der riesige Gebäudekomplex der ehemaligen SWR-Fernsehstudios ist abgerissen, das Gelände wurde verfüllt und schon für den künftigen neuen Parkteil mit einem barrierefreien Weg entsprechend vorgestaltet. Dadurch wird der Park künftig knapp zwei Hektar größer. Wirklich gebaut werden kann aber im oberen Bereich noch nicht. Der Hangbereich dort wurde bis zu zehn Meter hoch mit Boden aufgefüllt. Und der braucht einige Jahre, um sich zu setzen. Deswegen soll dort erst ab 2027 gebaut und gestaltet werden, zumal der dort hinauf vorgesehene Weg auch auf die Planungen für die Villa selbst ausgerichtet werden muss. Im unteren Bereich dagegen, also am Parkeingang Karl-Schurz-Straße und auf der dortigen einstigen Studiofläche kann es schon in diesem Jahr losgehen.

Parkzugang soll einladender werden

Für die Parksanierung sind insgesamt zehn Bauabschnitte vorgesehen, die räumlich und historisch Einheiten bilden. Diese Abschnitte sind zum Teil noch einmal unterteilt. Der Bauabschnitt 1 beispielsweise heißt „Ehemalige SWR Fernsehstudios - Berger Terrassen” und ist in die Realisierungsschritte 1a „Spielbereiche und Eingang Karl-Schurz-Straße” und 1b „Berger Terrassenweg” unterteilt. Während der Weg noch einige Jahre warten muss, soll im kommenden Herbst mit einer neuen Spielanlage mit Kleinkind- und Kinderspielbereich begonnen werden. Dort sind auch inklusive Spielangebote vorgesehen.

In diesem Bauschritt ist ebenfalls geplant, den Parkzugang einladender zu gestalten und die Wege dort neu zu ordnen. Auf Wunsch des Bezirksbeirats und zahlreicher Bürgerinnen und Bürger im Zuge der Beteiligung zur Parkgestaltung wird in dem Bereich auch ein barrierefreies Unisex-WC erstellt. Dieses WC-Fertigmodul samt den erforderlichen Zu- und Ableitungen kostet 654 000 Euro. Für die Parkgestaltung im gesamten Bauabschnitt 1 werden Kosten von 4,3 Millionen Euro kalkuliert.

Denkmalgeschützter Spielplatz

Die Spielbereiche am unteren Parkzugang sind Teil der geplanten neuen Spielachse im Park. Dazu wird auch der bestehende Spielplatz im „Oberen Park” gehören, der zum Bauabschnitt 7.2 gehört. Dieser Spielplatz aus den 1960er Jahren ist denkmalgeschützt. Deswegen muss beispielsweise der Rutschenhügel erhalten werden, weil er aus Sandsteinmauerwerk der im Krieg zerstörten Teile der Villa gebaut wurde. Ebenso erhalten werden müssen alle Waschbetonplatten und -treppen, die Betonspielwand und die Sandsteinmäuerchen. Als neues Element ist unter anderem eine Kletter-Spielanlage vorgesehen. In den Abschnitt „Oberer Park”, zu dem auch das sogenannte Ruinentälchen gehört, werden in den kommenden Jahren 3,5 Millionen Euro investiert.

Tiefgarage wird saniert

Zwei weitere Bauabschnitte im Park sollen ebenfalls möglichst bald begonnen werden: die ebenfalls denkmalgeschützte Brunnenanlage auf der Tiefgarage und der Untere Westgarten mit dem Sichelsee. Die Brunnenanlage soll denkmalgerecht und vollständig saniert und wieder in Betrieb genommen werden. Zuvor muss allerdings die darunterliegende Tiefgarage saniert und abgedichtet werden. Baubeginn dafür soll Ende 2024 sein, die Fertigstellung wird bis Ende 2026 angestrebt. Im unteren Westgarten ist unter anderem geplant, das Becken des Sichelsees wieder auszuheben, abzudichten, mit neuer Technik auszustatten und als Seerosenteich wiederherzustellen. Baubeginn soll Anfang 2025 sein. Die Baukosten für die „Oberfläche Tiefgarage” und den gesamten Westgarten werden zusammen auf mehr als 13 Millionen Euro geschätzt. Die gesamte Sanierung des Parks der Villa Berg mit allen zehn Bauabschnitten soll etwa zehn Jahre dauern.

Sommerresidenz eines Königspaars

Geschichte
 Die Villa Berg wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Auftrag gegeben und von Christian Friedrich von Leins erbaut. Leins war einer der ersten deutschen Architekten, der sich von Bauwerken der italienischen Renaissance inspirieren ließ. Die Villa Berg zählte zu den ersten Neorenaissance-Bauwerken in Deutschland. Einst umgab die Villa ein Garten im französischen Stil, der in eine englische Parklandschaft überging. Die Villa war die Sommerresidenz von König Karl und Königin Olga.

Zukunft
 Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Villa Berg bis 2005 im Besitz des SDR (später SWR). Sie soll in ein „Haus für Musik und Mehr“ umgewandelt werden.