Die gestohlenen Werke: "La Pastorale" von Henri Matisse (Ausschnitt) Foto: dpa

Nach dem spektakulären Kunstraub in Paris erhebt Museumspersonal schwere Vorwürfe.

Paris - Nach dem spektakulären Einbruch in das Pariser Museum für moderne Kunst gerät die Leitung des Ausstellungshauses immer mehr unter Druck. Der Diebstahl der fünf Meisterwerke von Picasso, Matisse und Co. war anscheinend ein Kinderspiel. Sogar das Sicherheitspersonal erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen.

Im Museum herrschte Nachlässigkeit, sagte ein Wachmann der französischen Tageszeitung "Le Parisien". Unter den Mitarbeitern habe man sich häufig gesagt: "Irgendwann wird jemand einfach durch ein Fenster ins Museum kommen." Genau so gelang der Jahrhundert-Coup. Nach dem jüngstem Stand der Ermittlungen stieg ein vermummter und schwarz gekleideter Mann in der Nacht zum Donnerstag durch ein Fenster in das Gebäude. Zielsicher schnitt er wenig später fünf der wertvollsten Werke des Museums aus ihren Rahmen. Überwachungskameras filmten ihn, die auf Bewegungen reagierende Alarmanlage war allerdings wegen eines Defekts seit etlichen Wochen außer Betrieb. Ersatzteile seien nicht geliefert worden, erklärt die Stadt. Die Überwachung des riesigen Gebäudes erfolgte nur noch über Rundgänge, hieß es vom Sicherheitspersonal. Auf den Monitoren vor den einzelnen Räumen habe man wegen der Dunkelheit nahezu nichts gesehen.

Dem widerspricht die Stadtverwaltung: Es seien jede Nacht drei Wächter im Dienst, die die Überwachungsbilder direkt übertragen bekommen, ließ der Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë, mitteilen. Die Sicherheitstechnik sei erst vor wenigen Jahren an die Normen angepasst worden.

Kunstexperten rätseln über die möglichen Motive des Täters. Nach Angaben von Szenekennern sind die auf etwa 105 Millionen Euro geschätzten Meisterwerke absolut unverkäuflich. Der Täter könne die fünf Bilder wegen ihrer Bekanntheit niemandem zeigen, sagte ein Auktionator am Freitag dem französischen Radiosender RTL. Ob die Bilder versichert waren, wollten die Verantwortlichen von Stadt und Museum nicht sagen. Sollten sie unversichert sein, könnte der Dieb nicht einmal mit dem sogenannten Artnapping Geld machen. Dabei werden die Werke dem Museum oder dem Versicherer zum Rückkauf angeboten. Die Täter drohen, die Stücke andernfalls zu zerstören.

Der Stadt Paris bleibt nun nur die Hoffnung auf die Ermittler - oder auf die Reumütigkeit des Diebes. Kunstexperten können allerdings nur wenig Mut machen. Bei Bilderdiebstahl liege die Aufklärungsquote nach 10 bis 20 Jahren nur bei ungefähr 20 Prozent, sagt Maja Bernard vom Loss Art Register in London, der größten privaten Datenbank der Welt für gestohlene und verlorene Kunstgegenstände.