156 Wettkämpfe lang hatte Deutschland bei den Paralympics in Tokio keinen Sieg bejubeln dürfen. In der Nacht zum Sonntag deutscher Zeit beendete Martin Schulz diesen Goldfluch.
Tokio - Mit erhobenem Arm lief Martin Schulz durch das Zielband, dann ließ er sich völlig entkräftet zu Boden fallen. Nach 58 kraftraubenden Minuten in der schwülen Morgenhitze hatte der Triathlet den deutschen Gold-Fluch bei den Paralympics von Tokio gebannt. „Gestern Abend auf dem Zimmer ist meinem Trainer und mir klar geworden, dass wir das Glück haben, die ersten sein zu dürfen“, sagte der Leipziger. „Das war das, was mich auf dem letzten Kilometer nochmal gepuscht hat.“
Es war nicht nur eine Goldmedaille für sich selbst, es war eine fürs Team. Vier Tage und 156 Wettkämpfe lang hatte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) bei den Spielen in Japan nicht einen Sieg errungen. Als Schulz am Sonntagfrüh auf die Strecke ging, lag Deutschland auf Rang 40 im Medaillenspiegel. Die Top 10 sind das Ziel. „Mir war klar, dass das eine richtig coole Nummer werden kann“, sagte Schulz, der nach einer starken Laufleistung seinen Paralympicssieg von Rio 2016 wiederholte. „Ich hoffe, dass das dem Team nun Aufschwung gibt und wir uns im Medaillenspiegel noch richtig nach oben arbeiten können.“
„Endlich hat unsere erste Goldrakete gezündet“
Auch DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher war entsprechend erleichtert. „Endlich hat unsere erste Goldrakete gezündet“, sagte der 75-Jährige. „Da fällt schon eine Last ab. Martin ist ein großer Sieger.“
Und vor allem ein absolut professioneller Athlet. Der 31-Jährige, der ohne linken Unterarm geboren wurde, hatte im Vorfeld der Spiele extra in einem beheizten Zelt trainiert, um die klimatischen Bedingungen in Tokio zu simulieren. Zudem arbeitete er im Strömungskanal an seiner Schwimm-Leistung. Arbeit, die sich am Sonntagmorgen voll auszahlte.
Schulz siegte in 58:10 Minuten mit 45 Sekunden Vorsprung auf den lange führenden Briten George Peasgood. Nach 750 Metern Schwimmen in der Bucht des Odaiba Marine Park stieg Schulz am frühen Morgen Ortszeit als Zweiter aus dem Wasser, mit genau einer Minute Rückstand auf Peasgood. Schon nach fünf von 20 Kilometern Radfahren hatte er den Rückstand auf 34 Sekunden verkürzt. Nach der Hälfte der fünf Kilometer langen Laufstrecke waren es nur noch fünf Sekunden Rückstand, dann zog Schulz vorbei.