Radsportler Steffen Warias, Kugelstoßerin Franziska Liebhardt und Kugelstoßer Niko Kappel zeigen am 20.09.2016 in Frankfurt am Main (Hessen) auf dem Flughafen mit ihren Goldmedaillen zwischen den anderen Sportlern der deutschen Paralympics-Mannschaft nach ihrer Ankunft aus Rio de Janeiro. Foto: dpa

Die deutschen Sportler sind wieder aus Brasilien zurück in der Heimat und haben 57 Medaillen mitgebracht, aber auch manches Paar Augenringe.

Frankfurt am Main - Die Paralympics-Helden von Rio sind zurück: Pünktlich um 10.52 Uhr fuhr Flug LH507 über das Rollfeld des Frankfurter Flughafens, der Pilot hielt eine große Deutschlandfahne aus der Luke. Dann entstieg die Delegation des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) dem „Siegerflieger“, der vor zwei Jahren schon die Fußball-Weltmeister aus Rio de Janeiro in die Heimat gebracht hatte.

Stolz präsentierten die Athleten die insgesamt 57 Medaillen von den Paralympischen Spielen - und ihre zahlreichen Augenringe. „Wir haben in den letzten beiden Tagen ordentlich angestoßen. Man sieht vielleicht, dass wir alle ein bisschen müde sind. Aber ich denke, das muss auch mal sein“, sagte Markus Rehm, Goldmedaillengewinner im Weitsprung und mit der 4x100-m-Staffel, kurz nach der Landung. Gleiches galt auch für David Behre.

Der gebürtige Duisburger hatte nach seinen drei Medaillencoups (Gold, Silber und Bronze) vollmundig angekündigt, den „Siegerflieger“ leerzutrinken. Auf dem Rückflug musste er allerdings seinem müden Körper Tribut zollen. „Ich hatte es mir anders vorgestellt. Aber ich war einfach so kaputt, ich musste erstmal sechs Stunden schlafen“, sagte Behre. Immerhin: „Ich habe ein Gläschen Rotwein getrunken, um eine gewisse Abendschwere zu bekommen“, gestand er. Der 30-Jährige musste allerdings auch fit sein, schließlich hing ein kompletter Medaillensatz um seinen Hals, sein persönliches „Trio de Janeiro“.

„Gucken sie in mein Gesicht, sehen sie die schlafenthüllten Augen?“, fragte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. Für die Strapazen der vergangenen zwei Wochen wirkte der 70-Jährige jedoch erstaunlich fit. Wahrscheinlich waren es die Eindrücke von tollen Paralympics. Trotz aller Unkenrufe im Vorfeld war Beucher begeistert von den Spielen in der brasilianischen Metropole und schwärmte von der großartigen Abschlussfeier. Auch Rehm stimmte in das Lob ein. „Es waren tolle, sehr herzliche Spiele. Wir kommen mit einem Sack voll Erinnerungen zurück nach Deutschland“, sagte der 28-Jährige, der an wirklich jedem Mikrofon stehenbleiben musste.

Athleten schauen in die Zukunft

Sebastian Dietz, der seiner Freundin nach seinem Goldtriumph im Kugelstoßen einen Heiratsantrag gemacht hatte, strahlte auch in Frankfurt noch über das ganze Gesicht. Er räumte ein, „im Flieger nicht so viel geschlafen“, sondern „ein bisschen was getrunken“ zu haben. „Es war aber nicht so extrem, wie man es sich vielleicht vorstellt“, beschwichtigte er.

Schon während des Interview-Marathons schauten die Athleten in die Zukunft. Niko Kappel, der im Kugelstoßen das erste deutsche Gold gewonnen hatte, eher in die nähere („Ich freue mich wieder auf deutsches Essen“), Dietz dagegen in die ferne Zukunft: „Tokio wird sicherlich schrill und verrückt und laut. Ich freue mich schon sehr auf die Spiele in vier Jahren und hoffe, dass die Leute sehen, dass wir im paralympischen Sport richtig Gas geben.“

Eines ist jetzt schon sicher: Auch nach der Rückkehr aus der japanischen Hauptstadt wird der Flieger wieder um einige Medaillen schwerer sein - und um viele Augenringe reicher.